Das wissen wir über den Landwirt, dessen Beine auf einem Feld amputiert wurden

Chef des Mähdrescher-Opfers (25): „Wir lassen den Jungen nicht allein"

Hohen Luckow (Landkreis Rostock) (ots) -

Am 19.08.2023 gegen 16:30 Uhr wollte der 25-jährige deutsche
Geschädigte den halbvollen Bunker des von ihm geführten Mähdreschers
entleeren. Er stellte hierbei fest, dass eine Zuführung durch
Getreide verstopft war. Bei dem Versuch das Getreide aus der
Zuführung zu entfernen, geriet der 25-Jährige aus noch unbekannter
Ursache mit seinen Beinen in zwei gegenläufig drehende
Förderschnecken. Aufgrund der Schwere der Verletzungen kam noch vor
Ort ein ärztliches Notfallteam der Universitätsmedizin Rostock zum
Einsatz. Der Geschädigte wurde zu weiteren Behandlung in ein
Rostocker Krankenhaus eingeliefert.
Der 25-Jährige wurde bei dem Arbeitsunfall schwer verletzt.
NonstopNews/Stefan Tretropp
von Annika Redmer und Dania Maria Hohn

Es ist ein tragischer Unfall bei Rostock: Am Samstagnachmittag verliert ein 25-jähriger Mann seine beiden Beine, weil er in einen Mähdrescher gerät. Ein Ärzteteam wird aus Rostock eingeflogen – den Chirurgen bleibt nichts anderes übrig, als die Beine des jungen Landwirts zu amputieren. Jetzt, wenige Tage später, ist der Schock immer noch groß. Viele Fragen sich: Wer ist der Mann, der diesen lebensgefährlichen Arbeitsunfall hatte?

25-Jähriger arbeitet als leitender Angestellter in dem Agrarbetrieb

Der junge Mann arbeitet in einem Agrarbetrieb auf einem Gutshof in Hohen Luckow: „Nach unseren Informationen ist der Geschädigte Angestellter, leitender Angestellter in dem Agrarbetrieb hier vor Ort und war zuvor auch mehrere Jahre bereits als Erntehelfer hier tätig. Und aufgrund seiner eigenen Ausbildung ist er dann aber zum leitenden Angestellten geworden und demnach fachlich auch sehr versiert eingestuft“, erklärt Florian Müller von der Polizei Güstrow im Gespräch mit RTL. Ebenso seien die anderen beiden Mitarbeiter, die Frau und der Mann, Angestellte des Betriebs, der rund 100 Mitarbeiter hat.

Wie die Ostsee-Zeitung schreibt, würde der junge Mann, „der in den Ferien in der Heimat auf dem Agrarbetrieb arbeitet“, in Kiel studieren. Der Geschäftsführer des Guts, Joachim Walther, äußert sich gegenüber der regionalen Tageszeitung: „Wir lassen den Jungen nicht allein. Mit 25 kann das Leben nicht zu Ende sein. Unser Antrieb von allen hier auf dem Gut, seiner Freundin und seiner Familie ist, dass wir alles dafür tun werden, dass er wieder eine Lebensperspektive hat.“

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Im Video: Mann gerät in Mähdrescher und verliert Beine

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Wie konnte der Unfall passieren?

Florian Müller von der Polizei Güstrow erklärt in einem Gespräch mit RTL den aktuellen Stand des Unfalls.
Florian Müller von der Polizei Güstrow erklärt im Gespräch mit RTL den aktuellen Stand des Unfalls.
RTL

„Im Rahmen der Erntearbeiten ist den Mitarbeitern aufgefallen, dass der Tank dieses Gerätes nicht sauber abgepumpt hat in Richtung des LKWs“, so Florian Müller von der Polizei in Güstrow. Das heißt: Der 25-Jährige arbeitet nicht alleine mit dem Mähdrescher. Das bestätigt auch die Polizei. Eine Mitarbeiterin, eine 24-jährige Frau, habe noch im Fahrerhaus des Mähdrescher gesessen: „Um eben den Sicherheitsorganismus derart zu überbrücken, dass die Maschine weiterhin läuft“, so Müller weiter. Denn normalerweise würde die Maschine ein lautes Signal von sich geben, sobald der Fahrersitz verlassen wird.

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Zusammen mit einem gleichaltrigen Mitarbeiter habe der 25-Jährige dann versucht, die Blockade zu lösen. „Es ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar, weshalb er abgerutscht ist, da der andere Mitarbeiter zu der Zeit ein Telefongespräch angenommen hatte und nicht gesehen hat, was unmittelbar passiert ist, als der Mann dort abgestürzt ist“, erklärt der Polizist aus Güstrow.

Im Video: Bein-Amputation auf dem Acker! Chirurg berichtet von Feld-OP

Chefarzt der Chirurgie in Rostock sieht gute Heilungschancen

Prof. Dr. Clemens Schafmayer von der Chirurgie in Rostock wird an dem Samstag mit einem Helikopter zum Unfallort geflogen. Zusammen mit dem OP-Team muss er dem 25-Jährigen die Beine amputieren. Sonst hätte er nicht überlebt, erklärt der 48-Jährige RTL. Mittlerweile schwebe er nicht mehr in Lebensgefahr, so die Polizei Güstrow: „Zum Gesundheitszustand können wir zum jetzigen Zeitpunkt verlautbaren lassen, dass es dem Geschädigten den Umständen entsprechend gut geht.“

Und auch der Chirurg der Uniklinik Rostock ist positiv erstaunt: „Der Patient hatte vor zwei Tagen am Samstagabend eigentlich kein Blut mehr und wenig Kreislauf [...] und jetzt hat er sich bei uns allen bei der Visite eben bedankt.“ „Er kann auch vielleicht Prothesen bekommen, also das sieht jetzt nicht ganz schlecht aus“, so Prof. Dr. Clemens Schafmayer.