Ärzte müssen beide Beine amputieren

Landwirt (25) überlebt dank Not-OP auf Acker - Dr. Specht: „Für die Chirurgen eine Ausnahmesituation"

Weniger Unfälle, aber dafür schwerwiegendere, meint Medizinjournalist Dr. Specht.
Weniger Unfälle, aber dafür schwerwiegendere, meint Medizinjournalist Dr. Specht.
RTL Nord
von Johanna Kroke und Franca Pörsch

Es gibt nur eine Chance!
Ein 25-jähriger Landwirt wird am Samstag in einem Mähdrescher eingeklemmt. Den Ärzten bleibt keine andere Wahl, noch auf dem Feld müssen sie beide Beine des Mannes amputieren – und retten ihm so das Leben. Im Gespräch mit RTL ordnet Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht den Horror-Unfall ein.

Im Video: Ärzte amputieren Beine von Landwirt auf Acker

Dr. Specht: „Unser Körper ist viel robuster"

Für seine Ärzte ist es unglaublich: Nur zwei Tage nach dem Horror-Unfall geht es dem 25-Jährigen schon wieder besser. „Am Samstagabend hatte er eigentlich kein Blut mehr und wenig Kreislauf [...] und heute hat er sich bei uns allen bei der Visite bedankt,“ berichtet ein Rostocker Chirurg im Gespräch mit RTL.

Dass der menschliche Körper in der Lage ist, auch solche Extremsituationen zu verkraften, betont auch Dr. Specht: „Unser Körper ist viel robuster als wir denken.“

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Dr. Specht: „Für die Chirurgen eine Ausnahmesituation"

Früher gab es mehr Unfälle mit landwirtschaftlichen Geräten, erklärt der Mediziner. Dank neuer Technik laufen heute viele Prozesse in den Maschinen automatisch ab. Dadurch, und weil es weniger landwirtschaftliche Geräte gibt, komme es insgesamt zu weniger Unfällen.

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Wenn doch etwas passiere, seien die Unfälle allerdings meist deutlich schwerwiegender, sagt Dr. Specht. Dafür ist auch der Unfall auf dem Feld bei Hohen Luckow im Landkreis Rostock ein Beispiel: Der 25-Jährige will den halb vollen Bunker des Mähdreschers entleeren. Dabei stellt er fest, dass eine Zuführung durch Getreide verstopft ist. Beim Versuch, das Getreide aus der Zuführung zu entfernen, rutscht der Landwirt mit seinen Beinen in zwei gegenläufig drehende Förderschnecken. Schnell sind die Retter vor Ort, doch es dauert ganze drei Stunden, bis der Mann endlich aus der Maschine befreit werden kann.

Opfer hatte Glück im Unglück

Es ist eine Herausforderung für alle – und eine Operation unter freiem Himmel ganz gewiss kein alltäglicher Einsatz. „Ein normaler Rettungswagen ist auch nicht dafür ausgestattet,“ so der Allgemeinmediziner.

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Auch das Personal nicht: Notärzte und Sanitäter operieren in der Regel nicht. Deshalb wird ein OP-Team per Rettungshubschrauber zu dem Feld geflogen und errichtet auf dem Acker einen mobilen Operationssaal. Auch hier muss besonders auf die Hygiene geachtet werden. „Vor allem an Gelenken und Knochen ist es wichtig, dass es steril ist,“ erklärt Specht.

Am Ende habe der Mann Glück gehabt, dass er noch jung sei. „Da kann der Körper mehr ab.“