Russischer Geheimdienst im Einsatz für Putin-Propaganda

Lkw-Explosion auf Krim-Brücke: RTL-Recherche zeigt, warum Russen-Ermittlungen "Unsinn" sind

Krim-Brücke - Lkw-Explosion: Aufnahmen aus der Überwachungskamera bei der Lkw-Kontrolle und die angeblichen Röntgenaufnahmen im direkten Vergleich
Aufnahmen aus der Überwachungskamera bei der Lkw-Kontrolle und die angeblichen Röntgenaufnahmen im direkten Vergleich
Collage: RTL, FSB

Die Lkw-Explosion auf der strategisch wichtigen Krim-Brücke hat Russland erschüttert. Putins Regime dringt darauf, Image-Schäden im eigenen Land durch die spektakulär-katastrophalen Bilder zu vermeiden. Russland vermeldete am Mittwoch acht Festnahmen, der Geheimdienst FSB ermittelt und teilt unter anderem angebliche Röntgenaufnahmen des Sprengstoff-Lastwagens mit der Öffentlichkeit. Doch die passen nicht wirklich zu den Überwachungskamera-Aufnahmen zur Explosion am Wochenende, wie Recherchen des RTL-Verifizierungsteams belegen.
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Video zeigt Lkw-Explosion auf der Krim-Brücke

Russische Medien: "FSB zeigt Röntgenfoto des Sprengstoff-Lkw vor Terroranschlag"

Wie das Portal „360tv.ru“ berichten viele russische Medien und auch die russische Nachrichtenagentur „Ria Novosti“ unter Berufung auf Ermittlungen des FSB über den „Terroranschlag auf der Krim-Brücke“. Demnach soll der Lkw am Morgen des 8. Oktober überprüft und geröntgt worden sein, bevor er auf die Brücke fuhr. Laut dem russischen Geheimdienst soll der Sprengstoff auf der Ladefläche zwischen mit Filmrollen beladenen Paletten versteckt gewesen sein. Demnach wurde die Explosion auf der Brücke von der Hauptgeheimdienstabteilung des ukrainischen Verteidigungsministeriums organisiert.

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Diese Unstimmigkeiten gibt es zwischen Röntgenaufnahme und Überwachungsvideo

Doch können diese Röntgenaufnahme als Beweise dafür dienen? Das RTL-Verifizierungsteam hat gleich in mehreren Punkten begründete Zweifel:

  • Die Zugmaschine bei der Kontrolle im Video hat insgesamt drei Achsen, zwei davon hinten, auf der Röntgenaufnahme ist nur eine Hinterachse zu sehen.

  • Beim Röntgenbild fehlt auch eine Art Gitter unter dem Sattelzug.

  • Auf der Röntgenaufnahme die Position des Reserverads frei, beziehungsweise nicht mit der auf dem Überwachungsvideo übereinstimmend.

Ukraine bezeichnet russische Ermittlungen als Unsinn

RTL-Verifizierungsexperte Jonas Gerhards erklärt zu den Bildern außerdem: „Als vierter Punkt fällt auf, dass die sogenannte Deichselstütze des Aufliegers runtergeklappt zu sein scheint, sich also in Parkposition befindet. Im Normalfall stützt sie den Auflieger, wenn keine Zugmaschine davor hängt.“

Das Ausklappen passiere in den meisten Fällen durch Kurbeln mit der Hand, erklärt Gerhards weiter: „Und auch nur, wenn der Auflieger abgestellt wird. Warum sollte man sich für das kurze Röntgen-Screening des Lkw also diese Mühe geben?“

Die ukrainische Führung weist die russischen Ermittlungen zur Explosion auf der Krim-Brücke zurück. Die gesamte Tätigkeit des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und des Untersuchungsausschusses seien Unsinn, sagt Andrij Jussow, der Sprecher des Innenministeriums in Kiew, dem ukrainischen Sender „Suspilne“. FSB und Untersuchungsausschuss dienten nur dem Putin-Regime, sagt Jussow mit Blick auf die Vorwürfe, die Hauptgeheimdienstabteilung des ukrainischen Verteidigungsministeriums habe die Explosion auf der Krim-Brücke organisiert. (swi, oge, mit reuters)