Wird Ackerland bald Brachland?
Letzte Rettung: Kuhmist! Explodierende Düngerpreise halten Bauern in Atem
Einkaufen ist aktuell vor allem eines: teuer! Der Krieg in der Ukraine sorgt für drastische Preisexplosionen auch bei uns – und zeigt mal wieder wie abhängig wir von Importen sind. Während in einem nordhessischen Supermarkt wegen der explodierenden Preise kein Speiseöl mehr verkauft wird, fragen sich die hessischen Bauern mittlerweile, wie sie überhaupt noch genügend Lebensmittel produzieren sollen. Denn ihnen geht der Dünger aus, der normalerweise aus der Ukraine oder Russland geliefert wird.
Jetzt heißt es für die Bauern: Umdenken und überlegen, was sonst noch so im Stall herumliegt. Da greifen einige auf die Hinterlassenschaften ihrer Kühe und Hühner zurück – mehr im Video.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker bei RTL.de
Produktion wird teurer, Lieferungen werden knapp
Wenn Landwirt Mario Walther aus Frankfurt die Preise für Mineraldünger schaut, dann staunt er nicht schlecht. Dieser kostet nämlich aktuell mehr als fünf Mal soviel wie vor einem Jahr. Dazu kommen noch die steigenden Gaspreise, die die Produktion zusätzlich teurer machen. „Die Preise waren halt schon die ganze Zeit sehr, sehr mau gewesen. Also es war so, dass wir noch schwarze Zahlen geschrieben haben, aber gerade so eine gute Null, kann man sagen. Und wenn jetzt sowas noch kommt, dann ist natürlich keine schwarze Zahl mehr möglich“, so der Landwirt. Doch Not macht erfinderisch und so werden nun die Kühe von Mario Walther zum neuen Dünger-Lieferanten.

Der Kuhfladen ist Gold wert
Ähnlich macht es auch Volker Lein aus Homberg. Er ist nicht nur Landwirt, sondern auch Vizepräsident des Hessischen Bauernverbands. Seine 150 Hektar Ackerland düngt der er aktuell mit 50 Prozent Mineraldünger, 50 Prozent Gülle. Das die künstliche Düngerproduktion in den Osten verlegt wurde, sieht er als Fehler an. Der Hessische Bauernverband führe bereits Gespräche mit der Politik, damit die Lebensmittelpreise nicht zu stark steigen.
Brenzlige Situation für Biohöfe

Dass der Mist der eigenen Tiere ein wunderbarer Dünger ist, hat Jens Dieffenbach aus Wölfersheim schon vor dem Krieg verstanden. Seinen Dünger produzieren seine 2500 Hühner, denn für sein Öko-Getreide darf der Bauer keine künstlichen Dünger benutzen. Doch auch er ist von Existenzängsten nicht befreit: „Es sind ja nicht nur die Düngerpreise, die steigen. Es sind ja auch die Betriebsmittelkosten, die steigen. Das heißt Diesel, zum einen oder auch der Mindestlohn, der kommt. Also die Preise steigen ja generell.“ Durch die Bioproduktion hat der Bauer bereits 30 bis 50 Prozent weniger Erträge als konventionelle Höfe. Wenn jetzt auch noch die Preise weiter so steigen, dann kann auch der Mist der Tiere einige Höfe nicht mehr retten. (dgö)