Beamte misshandelten Diensthund beim Training
Trotz umstrittenem Video: Leitender Hundeausbilder während der Ermittlungen offenbar befördert
Verbotene Schlagwaffe eingesetzt
Es sind Aufnahmen aus Leipzig, die einfach nur fassungslos machen. Während eines Hundetrainings schlagen Polizistinnen auf ein Tier ein. Offenbar soll dabei eine verbotene Schlagwaffe eingesetzt worden sein, statt eines sogenannten „Softsticks“. Das Training soll unter der Aufsicht des leitenden Hundeausbilders der Polizei Chemnitz stattgefunden haben. "Mach druff jetzt auf das Vieh" hört man den erfolgreichen Polizeihundesportler aus dem Hintergrund rufen. Obwohl die Kriminalpolizei wegen des Verdachts der Tierquälerei ermittelte, soll der Trainer befördert worden sein.
Beamtin hätte Diensthund gar nicht schlagen dürfen
Auf Anweisung von Michael L. schlägt eine Hundeführerin mit einer Gerte auf den Belgischen Schäferhund. Eigentlich hätte dieser Stock gar nicht beim Hundetraining eingesetzt werden können, wie „Tag24“ von einem mit der sächsischen Diensthundeausbildung vertrauten Polizeiführer erfahren haben soll. Erlaubt seien demnach nur Softsticks. Außerdem hätte die Beamtin den Hund gar nicht schlagen dürfen, um ihn zu disziplinieren.
Auf RTL-Anfrage erklärte Olaf Hoppe von der Polizei Leipzig, man habe die Kriminalpolizeiinspektion damit beauftragt, den Fall strafrechtlich zu verfolgen. Es gab bisher keine Disziplinarverfahren gegen den langjährigen Chefausbilder der Chemnitzer Hundestaffel. Im Gegenteil: Wenige Monate nach dem umstrittenen Lehrgang in Leipzig soll Michael L. nach Aussagen von Kollegen noch während der Ermittlungen befördert worden sein, wie „Tag24“ weiter berichtet. Auf dessen Anfrage wollte sich die Polizei Chemnitz offenbar nicht äußern.
Leipziger Polizeipräsident verabscheut das Video
In Leipzig ließ sich Polizeipräsident Torsten Schultze (56) hingegen seine Abscheu deutlich anmerken. Das Video der auf den Hund einprügelnden Beamten hätten nicht nur Hundefreunde verstörend gefunden, ließ Schultze erklären. Diese Ausbildungsmethode habe er in seiner Polizeidirektion daher umgehend untersagt und eine dienstrechtliche Prüfung eingeleitet.
"Wir kennen dieses Video, wir als Leipziger Polizei, seit September 2020 – auch auf uns wirkt das. Meine Kolleginnen und Kollegen sehen sehr deutlich, was auf diesem Video geschieht und wie man das wahrnimmt", sagte Polizeisprecher Olaf Hoppe im Interview mit RTL. Dann wies er darauf hin, dass die Schutzhund-Ausbildung der Polizei eine andere sei, als die im Hundesport. "An einen Schutzhund der Polizei, der auch im Einsatz gegen Personen ausgebildet wird, besteht ein hoher Bedarf an Verlässlichkeit."
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Staatsanwaltschaft hat Verfahren eingestellt
Die Kriminalpolizeiinspektion Leipzig hat das Verfahren am 6. Oktober 2020 zur Bewertung der strafrechtlichen Relevanz an die Staatsanwaltschaft Leipzig abgegeben. Fünf Beamte waren davon betroffen. Am vergangenen Donnerstag ist das Verfahren eingestellt worden, da die Staatsanwaltschaft keine strafrechtliche Relevanz im Sinne des Tierschutzgesetzes sah.
Die Polizei Leipzig stellt inzwischen klar, dass es dem betroffenen Hund gut gehe und er zwei Wochen nach dem umstrittenen Video seine Schutzhundeprüfung erfolgreich abgeschlossen habe. Aktuell sei er als Sprengstoffsuchhund und Schutzhund im Einsatz und lebe bei der Familie der Diensthundeführerin. Die sächsische Polizei nehme den Vorfall sehr ernst und wolle nun deshalb die eigenen Ausbildungsstandards überprüfen. Für ein neues Konzept des Diensthundewesens sollen auch Erfahrungen aus anderen Bundesländern berücksichtigt werden.