SPD-Gesundheitsexperte zu Impfzwang
Lauterbach: "Eine Impfpflicht ist nicht notwendig"
Die Coronafallzahlen steigen weltweit, doch die Impfbereitschaft sinkt. Um dennoch die viel beschworene Herdenimmunität zu erreichen und damit die zu schützen, die sich nicht impfen lassen können (z.B. Kinder und Schwangere), greifen Unternehmen oder auch erste Staaten zu drastischen Mitteln und ordnen eine Impfpflicht an. Für SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach „unnötig“. Doch gleichzeitig warnt er auch vor zu viel Sorglosigkeit.
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Lauterbach: Herdenimmunität auch ohne Impfpflicht
Ob Google und Facebook oder Frankreich und die USA: Immer mehr Unternehmen und Staaten verordnen für ihre Mitarbeiter oder bestimmte Berufsgruppen eine Impfpflicht, um eine vierte Welle im Herbst zu verhindern. Könnte uns das auch in Deutschland bevorstehen?
Nein, meint SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Eine Impfpflicht sei sowohl aus medizinischer, wie aus politischer Sicht nicht sinnvoll. Denn die Herdenimmunität könne auch ohne Zwang erreicht werden. „Darüber hinaus ist es auch sehr, sehr schwer zu rechtfertigen“, so Lauterbach.

Lauterbach lehnt auch Impfpflicht für Berufsgruppen ab
Lauterbach geht aber noch einen Schritt weiter. Eine Impfpflicht sei nicht nur für die Herdenimmunität unnötig, sondern auch moralisch nicht vertretbar. „Das ist tatsächlich die Entscheidung eines jeden Einzelnen, eine freie Entscheidung, welches Risiko er hier trägt. Es kann auch von anderen nicht verlangt werden, dass ein Mensch so sicher lebt, dass er andere wiederum gar nicht gefährdet.“
Für den SPD-Politiker kommt deshalb auch eine teilweise Impfplicht für bestimmte Berufsgruppen, wie jüngst in Frankreich oder den USA beschlossen, nicht in Frage.
Damit spricht er vor allem vielen Impfskeptikern aus der Seele. So hatte erst gestern der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und FWG-Spitzendenkandidat für die Bundestagswahl Hubert Aiwanger gefordert: Es dürfe keine Jagd auf Ungeimpfte geben.
Lauterbach: Ungeimpfte sollten Corona-Tests selbst zahlen
Aber auch ohne Impfpflicht geht Lauterbach davon aus, dass Geimpfte gewisse Vorteile gegenüber Ungeimpfen genießen werden. Viele vor allem junge Menschen seien aktuell der Meinung, dass Corona im Herbst vorbei sei. Tatsächlich liege ihr Risiko, an Corona zu erkranken, bis Sommer 2022 bei nahezu 100 Prozent. „Es muss (deshalb) klar sein, dass gewisse Dinge (z.B. Großveranstaltungen/ Anm. der Redaktion) ohne Impfung im Herbst nicht gehen werden, weil sie schlicht und ergreifend für Ungeimpfte zu gefährlich sind.“
Ein Druck, der für Lauterbach allerdings legitim ist. Man dürfe hierbei nicht von Druck sprechen, sondern es entspräche einfach den Tatsachen, so Lauterbach.
Zu diesen Tatsachen gehört für den SPD-Gesundheitspolitiker auch, dass Impfverweigerer ihre Corona-Tests ab einem gewissen Zeitpunkt selbst bezahlen müssen. Sobald alle Deutschen ein Impfangebot erhalten hätten, könne dieser Vorschlag gut umgesetzt werden. „Das wird (aber) frühestens Ende August der Fall sein.“