Sicherheitsexperte im RTL-Interview
Was kann die NATO noch tun, um Putin zu stoppen?

Seit einer Woche führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Wladimir Putin behauptet, er wolle das Land entmilitarisieren – und warnt vor der Gefahr, dass „russlandfeindliche Nationalisten“ Zugriff auf Atomwaffen bekommen könnten. Gleichzeitig sterben Tausende Soldaten, aber auch Zivilisten zwischen den Fronten. Und eine Frage treibt fast die ganze Welt um: wer stoppt diesen Mann? Wir haben für den „heute wichtig“-Podcast #225 beim Sicherheitsexperten Carlo Masala nachgefragt, was die NATO als Bündnis noch tun könnte, um den russischen Präsidenten zu stoppen.
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Putins Ukraine-Krieg: Sicherheitsexperte Carlo Masala über die Rolle der NATO

Bei vielen vibrierte am Sonntag das Handy – die Push-Benachrichtigung lässt es einen kalt über den Rücken laufen, denn: Putin hat seine atomaren Streitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Und die Drohgebärde erzielt ihre Wirkung. Die ganze Welt zittert vor dem Kreml-Chef. Seine Unberechenbarkeit macht auch in Deutschland vielen Angst. Wird die NATO in den Konflikt eingreifen? Für den Politikwissenschaftler Carlo Masala ist eins klar: „Die NATO als Organisation kann gar nichts tun, um Putin zu stoppen. Das einzige, was die NATO als Organisation machen kann, ist die Abschreckung in ihren Mitgliedsstaaten zu stärken mit Blick auf einen möglichen, aber eher unwahrscheinlichen Angriff der russischen Föderation auf NATO-Mitgliedsstaaten.“ Ansonsten sei die Allianz als solche nicht in den Ukraine-Krieg involviert – und würde sich auch nicht involvieren lassen, so der Sicherheitsexperte, „da das eine direkte Konfrontation zwischen Russland und der NATO bedeuten würde. An dieser direkten Konfrontation hat kein NATO-Staat Interesse.“
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Demilitarisierung der Ukraine - was bedeutet das?
Außenminister Sergej Lawrow bekräftigte am Donnerstag Aussagen Putins, dass Russland kein Besatzungsregime in Kiew plane. Das ukrainische Volk solle selbst darüber entscheiden, wie es künftig leben wolle. Eine Besatzungsregierung wird im Land aktuell nicht für wahrscheinlich gehalten. Dafür müsste Putin den Personaleinsatz deutlich hochfahren und mit massivem Widerstand der Bevölkerung bis hin zu Partisanenaktionen rechnen. Am Ziel der Destabilisierung der Ukraine und letztlich ihrer Demilitarisierung hält der russische Machthaber weiter fest.
Masala: „Demilitarisierte Ukraine bedeutet dann, dass den Streitkräften dauerhaft die Möglichkeit genommen wird, Operationen durchzuführen. Nämlich genau diese Operationen, die in einem Post-Konflikt dazu führen könnten, dass die Ukraine versucht, die von Russland abgetrennten und gehaltenen Gebiete zurückzuerobern. Insofern ist die Frage der Demilitarisierung eine interessante, weil sie einen Hinweis geben könnte, was Putin in der Ukraine vorhat.“
Wie kann eine Lösung in dem Konflikt mit dem Westen aussehen?

Putin fordert seit langem von der NATO und den USA Gespräche über eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa. Außenminister Lawrow meinte nun, dass Russland zum Dialog über ein friedliches Nebeneinander bereit sei – allerdings auf Augenhöhe. Den Westen hatte Russland nicht nur mit der atomaren Drohkulisse erschreckt, sondern ihm auch eine neue zu bewältigende Großaufgabe mit Hunderttausenden Flüchtlingen aus der Ukraine beschert. Die Menschen könnten bei einer friedlichen Lösung in ihr Zuhause in der Ukraine zurückkehren. Wie es am Ende kommt, bleibt abzuwarten. Russland kündigte an, einen langen Atem zu haben. (kra)
Im Video: Kommt der Krieg auch nach Deutschland?
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