Forscherin zeigt sich "erschrocken" über ErgebnisseKrebsgefahr aus dem Nagelstudio: UV-Lampen können krank machen

Female hand inside drying UV light machine in nail salon.
Von UV-Licht in Aushärtungslampen geht ein Krebsrisiko aus, so eine neue Studie.
Max 4e, picture alliance, dpa

UV-Licht ist je nach Wellenlänge, Intensität und Dauer der Einstrahlung krebserregend - das wissen die allermeisten und cremen sich im Sommer brav ein, um die Haut vor der Strahlung des Sonnenlichts zu schützen. Aber auch UV-Lampen können die Bildung von Krebs begünstigen. Die kommen unter anderem in Nagelstudios zum Einsatz, um Lacke schneller auszuhärten. Eine Studie aus den USA zeigt jetzt, dass es besser wäre, auf den Einsatz der Lampen zu verzichten. Eine teilnehmende Forscherin der Studie zeigte sich sogar "erschrocken" über die Ergebnisse.
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Spektrum von UV-Licht im Bereich von 340 bis 395 Nanometer

Frisch lackierte Fingernägel werden in Nagelstudios meistens mittels UV-Licht ausgehärtet - geht eben schneller. Doch das ist nicht ungefährlich, wie eine neue Studie der University of California San Diego in La Jolla jetzt wieder zeigt. Die im Fachmagazin „Nature Communications” veröffentlichte Arbeit beweist wohl, dass der Gebrauch solcher UV-Geräte Hautzellen absterben lässt, zu Erbgut-Mutationen führen und damit Krebs verursachen kann.

Lese-Tipp: Schon frühere Studie deuteten auf die Gefahr hin

Die Geräte verwenden in der Regel ein bestimmtes Spektrum von UV-Licht im Bereich von 340 bis 395 Nanometer, um die in Gelmaniküren verwendeten Chemikalien zu härten. Während Sonnenbänke ein anderes Spektrum von UV-Licht (280 bis 400 Nanometer) verwenden, das in Studien bereits eindeutig als krebserregend eingestuft wurde, ist das in Nageltrocknern verwendete Spektrum nicht gut untersucht worden. Das Deutsche Krebsforschungszentrum stuft UV-A-Licht grundsätzlich als krebserregend ein, allerdings in Abhängigkeit von Dauer und Stärke der Bestrahlung.

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UV-Lichtgeräte werden als harmlos vermarktet: „Ich fand das seltsam“

„Wenn man sich anschaut, wie diese Geräte präsentiert werden, dann gelten sie immer als sicher, ohne Anlass zur Sorge“, sagt Ludmil Alexandrov, Professor für Bioengineering sowie Zell- und Molekularmedizin und Autor der am 17. Januar veröffentlichten Studie in einem Begleitartikel. „Aber soweit wir wissen, hat bisher noch niemand diese Geräte und ihre Auswirkungen auf menschliche Zellen auf molekularer und zellulärer Ebene untersucht.“ Die Idee zur Studie sei ihm gekommen, als er von einer seltenen Form von Hautkrebs am Finger einer jungen Frau erfahren habe: „Ich fand das seltsam.“

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UV-Lampen für Gelmaniküren würden als sicher und unbedenklich vermarktet, beklagt Ludmil Alexandrov, Professor für Biotechnik sowie Zell- und Molekularmedizin an der Universität in Kalifornien. „Aber soweit wir wissen, hat bisher niemand diese Geräte und ihre Auswirkungen auf menschliche Zellen auf molekularer und zellulärer Ebene untersucht“, sagt er.

Die Idee, diese Geräte zu studieren, kam Alexandrov ausgerechnet in einer Zahnarztpraxis. Während er auf seine Behandlung wartete, las er einen Zeitschriftenartikel über eine junge Kandidatin für einen Schönheitswettbewerb, bei der eine seltene Form von Hautkrebs an ihrem Finger diagnostiziert wurde. „Ich fand das seltsam, also begannen wir, uns damit zu beschäftigen.“

In medizinischen Fachmagazinen stieß er außerdem auf Berichte über sehr seltene Krebsarten an den Händen von Menschen, die häufig Gelmaniküren erhielten. Dabei waren auch Kosmetikerinnen und Frauen, die regelmäßig an Schönheitswettbewerben teilnahmen.

Bestrahlung von menschlichen Zellkulturen zeigt Krebsmutationen

Zur Überprüfung einer akuten Strahlenbelastung ließ Alexandrov die UV-Strahlung an menschlichen Zellkulturen und denen von Mäusen testen.
Zur Überprüfung einer akuten Strahlenbelastung ließ Alexandrov die UV-Strahlung an menschlichen Zellkulturen und denen von Mäusen testen.
David Baillot, Jacobs School of Engineering, UC San Diego (CC BY-NC-SA 4.0), UCSD Jacobs School of Engineering

Zur Überprüfung einer akuten Strahlenbelastung ließ Alexandrov die UV-Strahlung an menschlichen Zellkulturen und denen von Mäusen testen. In Petrischalen kamen sie für 20 Minuten in ein UV-Lichtgerät, gefolgt von einer Stunde Pause. Dann wurden sie erneut bestrahlt. Um eine chronische Belastung zu testen, wurden die Zellkulturen an drei aufeinander folgenden Tagen 20 Minuten lang unter UV-Licht gelegt.

Bei der Untersuchung der Zell-Linien sahen die Wissenschaftler, dass schon der 20-minütige Einsatz von UV-Licht 20 bis 30 Prozent der Zellen absterben lässt. Wenn die Geräte dreimal hintereinander für 20 Minuten eingesetzt wurden, waren bis zu 70 Prozent der Zellen zerstört. Das Erschreckende dabei: Diese Bestrahlung schadet auch dem Erbgut in den nicht abgestorbenen Zellen. Die Forscher konnten Mutationen nachweisen, die krebserregend sind.

„Wir haben uns Patienten mit Hautkrebs angeschaut, und wir haben bei diesen Patienten genau die gleichen Mutationsmuster gesehen wie bei den bestrahlten Zellen“, sagt Alexandrov.

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"Erschreckende" Ergebnisse: Forscherin beschließt, auf Gelmaniküren zu verzichten

Maria Zhivagui, Postdoktorandin und Erstautorin der Studie, war früher selbst ein Fan von Gelmaniküren.
Maria Zhivagui, Postdoktorandin und Erstautorin der Studie, war früher selbst ein Fan von Gelmaniküren.
UCSD Jacobs School of Engineering - David Baillot, Jacobs School of Engineering, UC San Diego (CC BY-NC-SA 4.0), UCSD Jacobs School of Engineering

UV-Strahlung von Nageltrocknern reicht also, um Krebs auf den Händen zu verursachen. Bei häufiger Anwendung ist das Risiko besonders hoch. Unklar ist allerdings, wie es sich bei gelegentlichen Gelmaniküren verhält. Maria Zhivagui, Postdoktorandin und Erstautorin der Studie, war früher selbst ein Fan von Gelmaniküren, hat dem aber abgeschworen, nachdem sie die Ergebnisse gesehen hatte.

„Als ich promovierte, hörte ich von Gelmaniküren, die länger halten als normaler Nagellack. Ich war daran interessiert, Gel-Nagellack auszuprobieren, vor allem da ich in einem Versuchslabor arbeite, in dem ich häufig Handschuhe an- und ausziehe, um ein vorzeigbares Aussehen zu bewahren“, erzählt Zhivagui.

„So begann ich, mehrere Jahre lang regelmäßig Gelmaniküren zu verwenden. Als ich sah, dass die Strahlung, die von dem Gerät zum Trocknen der Gelmaniküre ausgeht, zum Zelltod führt und dass sie sogar nach nur einer 20-minütigen Behandlung Zellen mutiert, war ich überrascht. Ich fand das sehr erschreckend und beschloss, es nicht mehr zu benutzen“, erzählt sie in dem Begleitartikel. (ija)