Nach Forderung des Stadtelternrats Leipzig
Kolumne von Eva Imhof: „Schluss mit den Hausaufgaben! Sie sind nicht mehr zeitgemäß"
Die Vorsitzende des Stadtelternrats Leipzig, Petra Elias, fordert die Abschaffung von Hausaufgaben. Sie bezeichnet diese als "Hausfriedensbruch". Das findet auch unsere Moderatorin und Kolumnistin Eva Imhof.
"Ich habe Dyskalkulie und möchte nicht, dass meine Kinder etwas davon mitkriegen"
Das Thema Hausaufgaben ist bei uns zu Hause ein großes Thema und es gibt immer wieder diese unangenehmen Hausaufgaben-Situationen wie diese: Eine meiner Töchter sitzt über ihren Mathehausaufgaben und fragt mich: "Mama, was muss in die Lücke?" Ich schaue auf das Blatt mit den Zahlen und Kästchen und spüre, wie mir der Schweiß ausbricht. "Reiß Dich zusammen, Eva!" denke ich und versuche mir irgendwie die Zahlenreihen zusammenzureimen, die in der Aufgabe gesucht werden. Und nein, meine Zwillingstöchter sind nicht etwa kurz vor dem Abitur – sie gehen gerade mal in die zweite Klasse!
Hektisch rufe ich meinen Mann zur Hilfe und rette mich aus der Situation. Denn ich habe Dyskalkulie, eine Rechenstörung. Also im Prinzip so etwas wie Legasthenie, nur eben mit Zahlen statt mit Wörtern. Und ich möchte nicht, dass meine Kinder etwas davon mitkriegen. Sie sollen unbefangen an Mathematik herangehen und nicht von ihrer Mutter vorgelebt bekommen, wie unfähig man sein kann. Wenn wir jeden Tag zu Hause Hausaufgaben machen müssten, würde bei uns sehr bald der Haussegen sehr schief hängen.
„Hausaufgaben sind Hausfriedensbruch" - ich kann mich nur anschließen

„Hausaufgaben sind Hausfriedensbruch" - Mit dieser knallharten Aussage sorgt Petra Elias, die Vorsitzende des Leipziger Stadtelternrats, gerade für heftige Diskussionen. Und ich kann mich ihr nur anschließen! Hausaufgaben sind meiner Meinung nach veraltet, pädagogisch wertlos oder sogar noch schädlich für den Familienfrieden.
Ich weiß noch genau, wie ich als Kind und Jugendliche mit Bauchschmerzen in meinem Zimmer saß und vor mich hin geweint habe, wenn ich mal wieder über den Zahlen verzweifelt bin. Meine Mutter konnte mir nicht helfen und mein Vater hat immer gearbeitet und war logischerweise nachmittags nicht da, wenn ich meine Hausaufgaben erledigen musste. In der Oberstufe konnte ich Mathematik zum Glück abwählen und in meinem heutigen Beruf brauche ich diesen ganzen "Zahlenmist" zum Glück nicht mehr.
„Schluss mit den Hausaufgaben. Sie sind nicht mehr zeitgemäß"
Aber ernsthaft: Was sollen Hausaufgaben bringen? Die Kinder von heute sind in der Schule belastet genug! Ich sehe es als Aufgabe der Lehrer*innen und Erzieher*innen an, die Hausaufgaben in der Schule kompetent zu betreuen, denn schließlich sind das ja die pädagogischen Fachkräfte! Bei uns an der Schule – es ist eine "ganz normale" öffentliche Schule – gibt es Hausaufgaben immerhin noch am Wochenende. Oder es müssen Aufgaben zu Ende gemacht werden, die die Kinder während der Hausaufgabenzeit in der Schule nicht rechtzeitig schaffen.
Aber auch das gehört meiner Meinung nach abgeschafft. Und ich fordere eine bundesweit einheitliche Regelung! Schluss mit den Hausaufgaben. Sie sind nicht mehr zeitgemäß.
Die Zeit am Nachmittag soll für Familie, Freunde, Sport, Musik und einfach auch Toben da sein

Stattdessen sollten wir unser Augenmerk am Nachmittag auf das richten, was unsere Kinder stark macht fürs Leben. Ich wünsche mir am Nachmittag ZEIT für unsere Kinder. Zeit für Familie und Freunde, Sport, Musik und einfach auch Toben.
Im Zweifel lernen die Kinder nämlich auf spielerische Art und Weise viel mehr, schneller und effektiver als durch das stumpfe Absitzen und Bearbeiten von Aufgaben.
In meiner Schulzeit hätte es mir mehr gebracht, wenn mir jemand beigebracht hätte, wie man eine Steuererklärung macht als mich beispielsweise mit Parabeln vom Grad n mit geraden und ungeraden Exponenten rumzuschlagen – aber das wiederum ist noch ein ganz anderes Thema.