Prozessauftakt gegen WG-Folter-Paar - Zeugin: „Ich schäme mich für die Täter"

Haben Sabine H. und Christopher S. ihre Mitbewohnerin zu Tode gequält?

Christopher S. und Sabine H.
Christopher S. und Sabine H. stehen in Köln vor Gericht: Sie sollen Sabrina B. zu Tode gequält haben.
Crimespot/Bastian Schlüter
von Julius Brücker und Constantin Krüger

Sadistische Züge – ausgelebt an der Mitbewohnerin?
Sabine H. (34) und Christopher S. (31) müssen sich ab Dienstag vor dem Landgericht Köln verantworten. Das Paar soll Sabrina B. († 21), eine junge Frau aus dem Schwarzwald, gequält und getötet haben. RTL begleitet Elena, eine Freundin des Opfers, zum Prozessauftakt in Köln.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp - HIER direkt ausprobieren!

Freundin des Opfers wünscht sich ein „gerechtes Urteil"

Rechtsanwalt Dominik Petereit
Rechtsanwalt Dominik Petereit vertritt den Nebenkläger, Sabrinas Vater, im Prozess um seine getötete Tochter Sabrina B.
Crimespot

Im Fall von Sabrina B. stehen Sabine H. und Christoph S. vor Gericht. Sie haben mit Sabrina zeitweise unter einem Dach gelebt. Die Angeklagten müssen sich wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten.

Elena Leuter ist zum Prozessauftakt anwesend. Sie war es, die damals die Polizei gerufen hat, nachdem sie Fotos von ihrer verletzten Freundin im Netz gefunden hatte. Die 21-Jährige möchte nun sehen, wie die mutmaßlichen Täter endlich zur Rechenschaft gezogen werden: „Die Familie von Sabrina soll endlich ihren Frieden finden können“, sagt Elena im RTL-Interview.

Die Freundin erhofft sich, dass der Prozess ordentlich aufgearbeitet wird und ein „gerechtes Urteil“ fällt – soweit man noch von gerecht sprechen kann, äußert die junge Frau. Zu den Angeklagten sagt sie: „Das sind für mich schlechte Menschen. Ich schäme mich für sie“.

Auch Dominik Petereit, Anwalt von Sabrinas Vater, der als Nebenkläger auftritt, hofft darauf, die Details im Prozess klären zu können. „Hoffentlich Erkenntnisse und Erleichterung, dass die Aufarbeitung beginnt“, sagt Petereit über das, was sich sein Mandant jetzt erhofft.

Lese-Tipp: Dennis (17) tötete im Drogenrausch seine Schwester - Mutter: „Ich halte zu meinem Sohn - was sonst?"

Blanker Horror: Paar foltert Sabrina B. bis zum Tod

Sabrina B.
Sabrina B. soll von ihren Mitbewohnern und ihrem Ex-Freund seelisch und auch körperlich gequält worden sein.
Crimespot/Bastian Schlüter

Rückblick: Für die Liebe zieht Sabrina 2020 vom Schwarzwald in die Großstadt, nach Köln. Dort lebt sie von jetzt an mit ihrem Freund Sven K. zusammen. Doch diese Entscheidung sollte der 21-Jährigen zum Verhängnis werden, denn kurz nach dem Einzug lässt ihr Freund immer wieder Fremde und Bekannte bei sich übernachten. Viele sollen aus der Trinkerszene stammen. Darunter auch Sabine und Christopher. Die beiden ziehen sogar in die gemeinsame Wohnung von Sabrina und Sven K. Die 21-Jährige hat offenbar kein Mitspracherecht. Sie soll sich schwergetan haben, Grenzen zu ziehen, erinnert sich eine andere Freundin von Sabrina.

Der Terror beginnt: Sabine H. und Christopher S. sollen Sabrina wochenlang gequält haben. Sabrina sollte um Erlaubnis bitten, wenn sie die Toilette benutzen wollte, und wenn sie zu lange im Bad brauchte, habe sie zur Bestrafung den Boden ablecken müssen. Doch damit nicht genug. Auch physische Gewalt soll im Spiel gewesen sein. Das Paar soll die 21-Jährige mit einer Hundeleine auf den Rücken geschlagen haben. Ihr Körper: voller Blutergüsse. Doch niemand hat einen Arzt gerufen.

Erst als Sabine und Christopher Fotos von Sabrina und ihren Verletzungen im Internet teilen, wird Elena aufmerksam und ruft die Polizei. Die Beamten schaffen es Sabrina am 28. April 2020 aus der Horror-WG zu befreien – doch es ist zu spät. Sabrina leidet an akutem Nierenversagen und einer Lungenentzündung, die zu einem multiplen Organversagen führen. Die junge Frau verstirbt am 6. Juli.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Im Video: Mutter soll Sohn in Badewanne ertränkt haben

Justizversagen: Hätte ein weiteres Opfer gerettet werden können?

Doch statt in U-Haft, zieht das Folter-Paar weiter nach Essen. Denn: Die Staatsanwaltschaft klagt sie zwar an, sieht aber keinen dringenden Tatbestand für eine Untersuchungshaft. In Essen geht ihre Tortur jedoch weiter. Hier haben sie einen Mann, mit dem sie eine Zeit lang zusammengewohnt haben, in dessen Wohnung über Wochen gequält.

Involviert waren neben Sabine und Christopher noch vier weitere Personen – alle aus dem Trinkermilieu. Unter anderem auch eine Frau namens Saskia S. Nachdem es zu einer Prügelei zwischen den Beschuldigten und dem Opfer gekommen war, haben die Täter die Wohnung verlassen. Doch Saskia S. kehrt zurück und rammt dem jungen Mann ein Messer in den Bauch. Für diese abscheuliche Tat standen Saskia, Sabine, Christopher und die drei anderen Beschuldigten vor dem Landgericht Essen.

Insgesamt laufen drei Verfahren gegen das Paar: der Prozess in Essen, der in Köln und ein dritter, bei dem es um eine Anschuldigung seitens Sven K. gibt. Der Ex-Freund von Sabrina behauptet nämlich, selbst ein Opfer von Sabine und Christopher gewesen zu sein.

Freundin Elena über den Auftakt: „Das es nichts mit den Tätern macht, macht viel mit mir"

Elena Leuter
Zeugin und Freundin im Prozess um Sabrina B.: Elena Leuter findet, dass die Angeklagten nun endlich zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
Crimespot

Für die Zeugin Elena ist ganz klar: Das, was in Essen passiert ist, hätte verhindert werden können. „Die Verhandlung hätte direkt stattfinden müssen, direkt nach der Tat“, sagt die 21-Jährige. Das Landgericht Köln lehnte damals einen Haftbefehl überraschend ab, da die Beweise nicht ausreichend seien, hieß es 2020. Somit beginnt der Prozess erst jetzt – drei Jahre später. Neben Sabine und Christopher stehen auch in Köln noch zwei weitere Personen vor Gericht. Einmal Ex-Freund Sven K. und eine weitere Mitbewohnerin.

Über ihre Freundin findet Elena nur schöne Worte: „Sabrina war ein sehr liebes Mädchen und eine tolle Freundin. Es macht sehr viel mit mir. Vor allem zu sehen, dass es nicht viel mit den Tätern macht.“ Die Angeklagten wirken in der Tat kühl. Sie zeigen zum Auftakt wenig Emotionen. Christopher S. lächelt sogar mal zynisch. Er wirkt, als würde er den Prozess nicht ernst nehmen.

Lese-Tipp: Fühlte er sich in seiner Ehre verletzt? Mann tötet Schwester (†23)

Wenn Sabrina jetzt hier sein könnte - Das wären Elenas Worte an ihre Freundin

Auch wenn es drei Jahre gedauert hat und Elena hauptsächlich Ärger über den späten Prozess empfindet, ist die 21-Jährige hoffnungsvoll, dass nun alles ein Ende nimmt. „Man wird jetzt wieder damit konfrontiert, aber es ist wichtig, dass das nun passiert“, so Elena.

Wenn Sabrina heute neben ihr stehen könnte, würde die 21-Jährige ihrer Freundin sagen: „Dass sie eine ganz tolle Frau ist und sich von niemand etwas anderes einreden lassen soll. Sie ist absolut liebenswert und dass sie so etwas nicht verdient hat.“

Bei einer Verurteilung in Köln können den Angeklagten eine Freiheitsstrafe zwischen drei und 15 Jahren drohen.

Lese-Tipp: Mädchengang foltert 13-Jährige: Jetzt rechtfertigt sich eine Täterin