Radioaktive Strahlung in Tschernobyl stark erhöht

Bundesamt für Strahlenschutz warnt: Keine Jodtabletten einnehmen

Eine Packung Jodtabletten
Viele Twitter-Nutzer diskutieren aktuell, ob die Einnahme von Jodtabletten angebracht wäre - das Bundesamt für Strahlenschutz warnt aber davor.
deutsche presse agentur

Jodtabletten: Ja, oder Nein? Eine der aktuell wohl meist diskutierten Fragen im Netz. Denn das frühere Atomkraftwerk in Tschernobyl wurde im Zuge der Invasion von russischen Soldaten eingenommen. Jetzt sei dort, laut Angaben des ukrainischen Umweltamts, die radioaktive Strahlung deutlich gestiegen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gibt am Freitagnachmittag via Twitter Entwarnung: „Hier und da taucht gerade auf, man solle jetzt #Jodtabletten nehmen. Das ist falsch.“ Weiter erklärt das BfS über einen Link zu ihrer Homepage, wann die Tabletten wirklich eingenommen werden sollten, wie sie uns im Falle eines nuklearen Unfalls helfen und welche gesundheitlichen Risiken sie mit sich bringen.
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So wirken Jodtabletten

Sollte es zu einem Unfall in einem Kernkraftwerk kommen, könnten radioaktive Stoffe freigesetzt werden, unter anderem Jod. „Wird radioaktives Jod eingeatmet oder gelangt über Nahrung bzw. Getränke in den Körper, kann es sich in der Schilddrüse anreichern und die Entwicklung von Schilddrüsenkrebs befördern“, schreibt das BfS auf ihrer Homepage.

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Nehmen Betroffene zum richtigen Zeitpunkt nicht-radioaktives Jod ein, könne eine Anreicherung des radioaktiven Jods in ihrer Schilddrüse verhindert werden. „Die Schilddrüse wird mithilfe der Tabletten mit nicht-radioaktivem Jod gesättigt, so dass radioaktives Jod von der Schilddrüse zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr aufgenommen werden kann. Man spricht dabei von einer Jodblockade“, erklärt das BfS.

Packung Jodtabletten
Jodtabletten können zu Nebenwirkungen führen, weshalb keine Eigenmedikation vorgenommen werden sollte.
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Allerdings warnt das Bundesamt für Strahlenschutz dringend davor, eine Eigenmedikation zu betreiben. Jodtabletten, auch Kaliumjodidtabletten genannt, sollten nur „nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Katastrophenschutzbehörden eingenommen werden.“ Denn die hochdosierten Tabletten könnten zu Nebenwirkungen führen.

Jodtabletten riskant bei Schilddrüsenerkrankungen

Das BfS betont zudem, dass es gesundheitliche Risiken für Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) gebe. Deutschland habe viele Betroffene, die an der Krankheit leiden, aber ohne irgendwelche Krankheitszeichen aufzuweisen. „Diese latente Hyperthyreose kann durch Einnahme hoher Dosen von Kaliumjodid in eine Hyperthyreose mit Krankheitszeichen übergehen. Die Krankheitszeichen können bis hin zu akutem Herz-Kreislauf-Versagen reichen.“

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Deshalb rät das Bundesamt für Strahlenschutz Personen mit einer Schilddrüsenerkrankung dringend, „Jodtabletten erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt“ einzunehmen. (dbö)