Frau und Tochter aus Flugzeug nach Dubai geholt
Iran hält Familie von Ali Daei fest - Fußball-Legende empört
Das Mullah-Regime im Iran sucht die Konfrontation mit einem besonders populären Mann: Ali Daei, Ex-Kapitän der Fußball- Nationalmannschaft. Die Behörden haben seiner Familie jetzt die Ausreise aus dem Land verboten, Daei reagiert empört. „Wollten die (Sicherheitskräfte) etwa Terroristen verhaften?“, wurde der Rekordnationalspieler von Medien zitiert. Er habe versucht, bei mehreren Behörden einen Grund für den sonderbaren Vorfall zu erhalten, bislang jedoch vergebens, sagte der 53-Jährige laut Tageszeitung „Etemad“.
Tochter hätte weiterreisen dürfen, blieb aber lieber bei der Mutter
Seine Frau und seine Tochter saßen am Montag bereits im Flugzeug auf dem Weg nach Dubai. Doch kurz vor dem Ziel drehte die Maschine der staatlichen Fluglinie Mahan plötzlich um und machte eine Zwischenlandung auf der südiranischen Insel Kisch. Dort mussten die Beiden aussteigen. Daeis Frau musste auf Anweisung von Sicherheitskräften nach Teheran zurück, die Tochter hätte weiterreisen dürfen, was sie jedoch nicht tat.
Laut iranischen Justizkreisen hatte sich Daeis Frau bei den systemkritischen Protesten mit „kontrarevolutionären“ Regimegegnern solidarisiert und war daher aufgefordert worden, das Land nicht ohne vorherige Erlaubnis zu verlassen. Da sie dies trotzdem tat, wurde das Flugzeug gestoppt und ihr Weiterflug verhindert.
Daei weist Vorwürfe der Justizbehörde zurück
Festgenommen wurde sie jedoch nicht, wie die Nachrichtenagentur Mehr unter Berufung auf Quellen berichtete. Außerdem wollte seine Frau nicht nur nach Dubai, sondern von dort aus in die USA.
Daei selbst weist die Angaben der Justizbehörde vehement zurück. Seine Frau habe legal ausreisen wollen. Falls ein Ausreiseverbot vorgelegen hätte, hätte die Polizei ihr das bei der Passkontrolle in Teheran mitteilen sollen. „Was soll das Ganze, das war doch nur ein Kurztrip und beide wollten nächste Woche wieder zurück“, sagte der ehemalige Profi, der in seiner Heimat als Volksheld verehrt wird.
Empfehlungen unserer Partner
Video: 20 Demonstranten im Iran droht die Hinrichtung
30 weitere Videos
Der Vorfall mit Daeis Familie ist kein Einzelfall. Wegen der Solidarisierung mit den nun seit über drei Monaten andauernden Protesten gegen das islamische System wurden auch andere iranische Prominente festgenommen und inhaftiert. Laut Menschenrechtsgruppen im Ausland sollen bislang über 18.000 Demonstranten verhaftet worden sein. Zwei Demonstranten wurden bereits hingerichtet, über 20 weitere Demonstranten stehen auf der Todesliste der Justiz. Die Zahl der Toten wird auf 500 geschätzt.
Auch andere Ex-Bundesliga-Profis solidarisieren sich mit Protesten
Seit September rollte eine Protestwelle durch das Land. Ausgelöst wurde sie durch den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die wegen eines angeblich falsch sitzenden Kopftuchs von der Sittenpolizei festgenommen worden war.
Auch der ehemalige Bundesligaprofi Daei (Arminia Bielefeld, Bayern München, Hertha BSC) hatte sich nach Ausbruch der Proteste mit den Demonstranten solidarisiert. Deswegen war auch sein Reisepass von den Behörden vorübergehend beschlagnahmt worden.
Im gleichen Zusammenhang liegt gegen den ehemaligen Profi Ali Karimi, der bei Bayern München und Schalke 04 spielte, ein Haftbefehl vor. Ex-Spieler Mehdi Mahdavkia (VfL Bochum, Hamburger SV, Eintracht Frankfurt) kündigte aus Protest seinen Posten als U-21 Nationaltrainer. Sein Land werde von „Analphabeten“ regiert, kritisierte er. (dpa/uvo)