Erste Fußball-Profis festgenommenRegierung voller „Analphabeten“: Ex-HSVler schmeißt Iran-Trainerjob hin

Axel Heimken
Mehdi Mahdavikia
deutsche presse agentur

Im Iran ist er eine Fußball-Ikone, jetzt zeigt auch er seine Unterstützung für die Proteste im Land: Mehdi Mahdavikia hat Medienberichten zufolge seinen Trainerjob im Iran gekündigt. „Ich habe keinerlei Kontakt mehr mit dem Fußball im Iran“, wurde der ehemalige Nationalspieler und Bundesliga-Profi von der Tageszeitung „Hamschahri“ am Dienstag zitiert. Der frühere HSV-Profi und -Nachwuchstrainer wurde letztes Jahr als Trainer der iranischen U21-Nationalmannschaft engagiert und sollte das Team auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vorbereiten.

WM-Botschafter Mahdavikia kündigt wohl aus Protest

Die Kündigung steht nach Einschätzung von Journalisten im Zusammenhang mit den anhaltenden Protesten im Land gegen das islamische System. Auf seiner Instagram-Seite hatte Mahdavikia das Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte gegen regierungskritische Demonstranten verurteilt.

Auslöser der derzeitigen Proteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Sie war Mitte September von der Sittenpolizei wegen ihres „unislamischen Outfits“ festgenommen worden. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar, jedenfalls fiel sie ins Koma und starb in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Erste Fußball-Profis nach Protesten festgenommen

Die wichtigen politischen Posten im Land seien von „Analphabeten“ besetzt, kritisierte Mahdavikia. Diese macht der Wahl-Hamburger auch für die Proteste und Auswanderung der iranischen Spitzenkräfte verantwortlich. Neben Mahdavikia gehören auch zahlreiche andere Fußballer zu den Kritikern, unter anderen die ehemaligen Bundesliga-Profis Ali Karimi und Ali Daei sowie Bayer Leverkusens Stürmer Sardar Azmoun.

In diesem Zusammenhang wurde letzte Woche der ehemalige Fußball-Nationalspieler Hossein Mahini festgenommen und inhaftiert. Seitdem sollen auch andere Spieler verhaftet worden sein. (ana/dpa)