Messerangriff auf Lehrerin in Ibbenbüren: Wie tickt der Tatverdächtige?

Mitschüler über Sinan (17): "Immer ein netter Junge, das hätte man gar nicht von ihm gedacht"

Ibbenbüren: Tatverdächtiger Sinan (17) soll seine Klassenlehrerin mit einem Messer erstochen haben.
Ibbenbüren: Tatverdächtiger Sinan (17) soll seine Klassenlehrerin mit einem Messer erstochen haben.
Privat

von Marisa Caligiuri

Die Vorstellung von dem, was sich in den letzten Minuten im Leben von Frau K. abgespielt haben muss, ist grausam. Sie steht alleine in ihrem Klassenzimmer, hatte zuvor noch Schokolade an alle ihre Schüler verteilt und ihnen früher frei gegeben, erzählt eine Schülerin einem RTL Reporter. Dann, Minuten später muss der Schüler Sinan zu ihr ins Klassenzimmer gekommen sein.

Messerangriff: Was spielte sich im Klassenzimmer zwischen Sinan und seiner Lehrerin ab?

Frau K. war, laut Staatsanwaltschaft, zu dem Zeitpunkt allein in ihrem Klassenzimmer. Warum die 55-Jährige nicht schon nach Hause gegangen war, so wie ihre Schüler, ist unklar.

Der 17-Jährige trug das Messer vermutlich schon bei sich. Dann muss der Tatverdächtige zugestochen haben. Nicht nur einmal, sondern mehrere Male, wie die Obduktion jetzt ergab. Die Hilfeschreie der 55-Jährigen wurden anscheinend von niemandem gehört.

Martin Botzenhardt der Staatsanwaltschaft Münster sagt im RTL-Interview: "Der Beschuldigte hat danach selber den Notruf verständigt. Er ist dann widerstandslos von Polizeikräften vorläufig festgenommen worden." Der Angriff endet tödlich für die Lehrerin. Die Obduktion belegt, dass der hohe Blutverlust durch die vielen Messerstiche schließlich zum Tod geführt hat.

Ibbenbüren: Schüler soll Lehrerin umgebracht haben RTL-Reporter vor Ort
00:30 min
RTL-Reporter vor Ort
Ibbenbüren: Schüler soll Lehrerin umgebracht haben

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Mitschüler beschreibt Tatverdächtigen aus Ibbenbüren: "Sinan war immer ein ganz korrekter Junge"

Schüler legen Blumen und Kerzen an der Berufsschule Ibbenbüren ab.
Schüler legen Blumen und Kerzen an der Berufsschule Ibbenbüren ab.
RTL

Selim A. geht auf die gegenüberliegende Schule in Ibbenbüren. Der Jugendliche kennt den Tatverdächtigen gut. „Er war immer ein netter Junge, immer mit einem Lächeln im Gesicht. Hat immer gegrüßt, Salam aleikum. Man hätte das gar nicht von ihm gedacht, dass er so eine Tat begeht.“

Doch der Schüler hat sich, laut Staatsanwaltschaft, immer wieder mit Lehrern angelegt. RTL-Reporter Klaus Felder spricht mit weiteren Schülern vor Ort. Sie zeichnen allerdings ein anderes Bild vom Tatverdächtigen.

Einer von ihnen sagt: „Er war ein komischer Typ. Kam im Winter mit Badeschlappen und kurzer Hose zur Schule. Hatte keinen Kontakt zu seinen Eltern. Ging von Heim zu Heim.“ Eine weitere Schülerin der Berufsschule Ibbenbüren: „Sinan hatte immer ein Messer dabei, damit er sich sein Obst schneiden konnte. Prügelte sich oft. Er machte Kampfsport und boxte gerne.“

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Berufsschule Ibbenbüren: Tatverdächtiger soll kontroverse Äußerungen im Politikunterricht gemacht haben

Die Getötete 55-Jährige Frau K. war Klassenlehrerin am Berufskolleg Ibbenbüren.
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https://kstl.de/kollegium

Die Gruppe Schüler erzählt unserem Reporter außerdem, dass wohl kontroverse Äußerungen im Politikunterricht der Grund für einen anstehenden einwöchigen Schulverweis gewesen sei. Hier sollte der 17-Jährige am Nachmittag des 10. Januar zuerst zum Gespräch mit dem Opfer und danach zur Schulleitung erscheinen. Hierzu kam es nicht mehr.

War der Schulverweis also der Grund, weshalb Sinan durchdrehte?

Der Tatverdächtige schweigt noch immer zu den Vorwürfen. Befindet sich derzeit in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft Münster beantragte am Mittwochabend einen Haftbefehl wegen des Verdachts des Totschlags. Bei einer Verurteilung muss der Schüler mit einer Jugendstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen. (mca)