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Die Erkältungswelle rollt: Warum jetzt alle krank sind und was wirklich hilft

Warum jetzt alle krank sind und was wirklich hilft Die Erkältungswelle rollt
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Die Erkältungswelle rollt
Warum jetzt alle krank sind und was wirklich hilft

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Es wird wieder gehustet und geschnieft

Husten, Schnupfen, Halsweh – was seit gut eineinhalb Jahren gefühlt wie vom Erdboden verschluckt war, begegnet uns jetzt wieder häufiger. Seit einigen Wochen sind wieder mehr Menschen erkältet, die Arztpraxen sind voll – und das früher als sonst. Warum das so ist, wieso vor allem Kinder betroffen sind und wie wir uns in der Erkältungszeit schützen können.

Atemwegserkrankungen sind häufiger, früher und stärker

Grafik akute Atemwegserkrankungen
Die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen steigt dieses Jahr früher als in den vergangenen Jahren.
RTL

In den vergangenen Wochen ist die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen auf 6,4 Prozent der Bevölkerung gestiegen. Das ist deutlich höher als letztes Jahr um diese Zeit, wie unsere auf Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) basierende Grafik zeigt. Erstmal ist das nicht überraschend, schließlich standen wir 2020 um diese Zeit kurz vor dem nächsten Lockdown.

Auffällig ist aber: Im Vergleich zu Erkältungswellen vor Corona rollt die diesjährige früher über uns. Hinzu kommt, dass die Erkältungssymptome bei vielen stärker ausfallen als zuvor – und länger andauern. Warum ist das so?

Darum haben es vor allem Kinder schwer

Dass es derzeit zu einer Erkältungswelle kommt, liegt daran, dass mittlerweile alles wieder geöffnet hat. Restaurants, Kinos & Diskotheken dürfen wieder besucht werden, gleichzeitig nehmen die Temperaturen ab. Auch Kitas und Schulen laufen wieder im Präsenzbetrieb.

Vor allem das Immunsystem der Kleinsten wird darum gerade besonders gefordert. Grund dafür sind die vielen Monate ohne enge Kontakte zu Gleichaltrigen.

„Man muss das so sehen wie beim Sport. Das Immunsystem muss trainiert werden“, erklärt Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia, im Interview mit RTL. Bei Kindern bedeute dies, dass diese erst einmal bis zu zehn Infekte durchlebt haben müssen, um eine Immunität aufzubauen, so Zinn weiter. „Wenn dann mal ein Jahr lang keine Infektionen aufgetreten sind, weil man keinen Kontakt mit Gleichaltrigen hatte, dann holt das Immunsystem das nach.“

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Auch Erwachsenen fehlt das "Immuntraining"

Auch bei Erwachsenen zeigt sich, dass unser Immunsystem in den vergangenen eineinhalb Jahren wenig arbeiten musste, erklärt Dr. Thomas Kurscheid, Allgemeinmediziner und Ernährungsexperte, auf Nachfrage von RTL.

„Die Erkältungskrankheiten nehmen zu, und das liegt an zwei Effekten. Wir hatten in der Vergangenheit mit den Masken verhindert, dass die Keime überhaupt an uns herankamen. Und zweitens ist es so, dass wir kein Training mehr hatten, weil wir nicht krank wurden. Jetzt holen wir das alles nach. Unser Immunsystem ist einfach nicht mehr daran gewöhnt, und das merken wir hier auch an den Zahlen.“

Wie wir der Erkältungswelle trotzen

Damit wir die Erkältungszeit trotzdem gut überstehen, heißt es jetzt: Immunsystem stärken! Dr. Thomas Kurscheid rät hier vor allem zu zwei Dingen: Wechselduschen und Zink. „Zink ist das Einzige – was sich auch in vielen Studien gezeigt hat – was die Krankheitsdauer verkürzt und auch die Abwehr stärkt“, erklärt der Mediziner.

Darüber hinaus empfiehlt Kurscheid, Vitamine zu sich zu nehmen – und ganz wichtig: sich gegen Grippe impfen zu lassen. Was man hingegen nicht machen soll, sei, sich den ganzen Tag ins Bett zu legen, das könne die Lunge schädigen, weil man nicht mehr richtig durchatme.

Tipps zu einem gestärkten Immunsystem gibt es übrigens auch von Top-Virologe Prof. Dr. Hendrik Streeck in seinem neuen Buch. Hier erklärt er unter anderem, was bei Erkältungen wirklich hilft - und worauf wir getrost verzichten können. (llu/akr)