Katastrophe in der Türkei und in Syrien

Horror-Szenario: Vereinte Nationen befürchten 50.000 Tote nach Erdbeben

11.02.2023, Türkei, Antakya: Ein Rettungshelfer ruht sich aus, während andere die Suche nach den Opfern des Erdbebens fortsetzen. Die Zahl der Toten nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist auf mehr als 25 000 gestiegen. Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Erdbebenkatastrophe in der Türkei - Antkaya
PG PDJ JJ, dpa, Petros Giannakouris

Es wird noch geraume Zeit dauern, bis das gesamte Ausmaß der Erdbeben-Katastrophe in Syrien und der Türkei sichtbar ist. Aber schon knapp eine Woche nach dem Beben zeichnen Experten ein Horrorszenario. Die UN rechnen mit 50.000 Toten, so Nothilfekoordinator Martin Griffiths. In den Notstandgebieten wächst zudem die Angst vor Seuchen. Die Arbeiten der Rettungsmannschaften werden teilweise von Ausschreitungen und Plünderungen erschwert. Meldungen über Gerettete aus den Trümmern werden seltener.

Opferzahl könnte sich „verdoppeln oder mehr“

Die Zahl der Toten liegt offiziell mittlerweile bei mehr als 28.000 Menschen. Allein in der Türkei waren es 24.617. Aus Syrien wurden zuletzt 3.574 Tote gemeldet. Die Situation sei „zutiefst schockierend“, so Nothilfekoordinator Martin Griffiths.

Er habe viele Konflikte und Kriege erlebt, aber Zehntausende Menschen in einer Nacht zu verlieren, das habe er bei anderen Konflikten noch nicht gesehen. Er befürchte, die Zahl der Todesopfer könnte sich „verdoppeln oder mehr“.

Helfer in Sorge vor Ausschreitungen

HANDOUT - 12.02.2023, Türkei, ---: Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) stehen in den Trümmern eines eingstürzten Gebäudes, für Rettungsmaßnahmen. Rund 120 Stunden nach dem Erdbeben ist es gestern Nacht den Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks (THW) gemeinsam mit türkischen Rettungskräften gelungen eine Frau lebend aus den Trümmern zu befreien. Mit Spezialausstattung unterstützten zehn THW-Einsatzkräfte der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) dabei, eine 88-jährige Frau zu befreien. Foto: Katharina Garrecht/THW/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
THW-Helfer suchen nach möglichen Verschütteten
nwi, dpa, Katharina Garrecht

Unterdessen überschattet die Angst vor möglichen Tumulten die Arbeit der Helfer. Das Technische Hilfswerk (THW), die Hilfsorganisation I.S.A.R Germany und das österreichische Bundesheer verwiesen auf die Sicherheitslage.

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„Es gibt zunehmend Aggressionen zwischen Gruppierungen in der Türkei. Es sollen Schüsse gefallen sein“, sagte Heeressprecher Pierre Kugelweis vom österreichischen Bundesheer der Nachrichtenagentur APA. I.S.A.R-Einsatzleiter Steven Bayer sagte: „Es ist festzustellen, dass die Trauer langsam der Wut weicht.“ THW-Sprecherin Tamara Schwarz sprach von „tumultartigen Szenen“.

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Video: Helfer geben alles für Verschüttete

Überlebenschancen schwinden - aber immer wieder "kleine Wunder"

Die Überlebenschancen schwinden immer mehr. Normalerweise kann ein Mensch höchstens 72 Stunden ohne Wasser auskommen. Hinzu kommen die kühlen Temperaturen. Dennoch werden noch immer werden Menschen lebend gefunden. Einige Rettungen vom Wochenende, die zumindest ein bisschen Hoffnung machen:

Angst vor Seuchen und Krankheiten

11.02.2023, Türkei, Antakya: Zelte, der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD, stehen für die von den Erdbeben betroffenen Menschen bereit. Foto: Mustafa Kaya/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Notunterkünfte in Antakya
nwi, dpa, Mustafa Kaya

Knapp eine Woche nach den verheerenden Erdbeben wächst aber auch die Gefahr von Krankheiten. „In den Regionen, wo Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, drohen irgendwann Seuchen“, sagte Thomas Geiner, erdbebenerfahrener Mediziner und Teil des Teams der Katastrophenhelfer vom Verein Navis.

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Katastrophengebiet ist flächenmäßig größer als Deutschland

Die betroffenen Gebiete sind flächenmäßig größer als Deutschland. Durch die vielen ungeborgenen Leichen könne Wasser verunreinigt werden. Vielerorts haben Leute zudem keinen Zugang zu irgendeiner Art von Toiletten.

Auch dadurch könnten Keime in das Grundwasser gelangen. Geiner sagte, die Situation vor Ort erinnere ihn an die in Haiti nach dem Erdbeben 2010. In der Region sehe man alles an Verletzungen, was man sich vorstellen könne. Es brauche alles an möglicher Hilfe. Die Gesundheitsinfrastruktur ist stark beschädigt.

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Nach der Katastrophe sind tausende Tote und Verletzte zu beklagen, viele Existenzen wurden zerstört. Betroffen sind auch viele Kinder, die nun dringend Hilfe benötigen.

Mit einer Spende kümmern wir uns gemeinsam mit unseren Partnern wie I.S.A.R. Germany unter anderem um die Bergung von Verschütteten, die medizinische Versorgung von Verletzten sowie um die Durchführung von lebenswichtigen Soforthilfe-Maßnahmen wie der Lieferung von Medikamenten, Wasser und Lebensmitteln. (uvo/dpa)