RTL/ntv Frühstart
Sozialverband fordert wegen steigender Inflation: „Hartz IV muss deutlich steigen“
Immer mehr Menschen fragen sich, wie sie mit den steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie fertig werden sollen. Mit dem Entlastungspaket will die Bundesregierung den Bürgern helfen. Der Sozialverband VdK aber sagt jetzt: Das Paket hilft ärmeren Menschen zu wenig – und fordert höhere Hartz-IV-Zahlungen.
Sozialverband will deutlich höhere Regelsätze
Kurz vor den Bundestagsbeschlüssen zum Entlastungspaket sagt die Präsidentin des Sozialverbandes, Verena Bentele, im RTL/ntv „Frühstart“: „Die Hartz-IV-Sätze müssen aus unserer Sicht insgesamt steigen, damit die Menschen wirklich ihre Kosten für den täglichen Bedarf besser decken können.“ Einen konkreten Betrag nannte sie nicht, allerdings müssten die Sätze wegen der Inflation „deutlich“ angehoben werden.
Schon in der Corona-Krise habe der Sozialverband auf einen Krisenzuschlag gedrängt, der bis zur Neuberechnung der Regelsätze gelte. Wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise sei das jetzt wieder nötig.
Rentner bei der Energiepauschale benachteiligt
Bentele kritisierte das Entlastungspaket der Ampel-Koalition als sozial nicht ausgewogen genug. Zum Beispiel gingen viele Rentner bei der Sonderzahlung von 300 Euro für Energiekosten leer aus. „Dann sitzen die Leute mit ihrer kleinen Rente zu Hause, haben eine Rechnung von ein paar hundert Euro – und bekommen keine Energiepauschale.“ Dass es zum 1.Juli eine deutliche Rentenerhöhung gebe, wollte Bentele nicht als Begründung dafür stehenlassen. Schließlich folgten die Renten den Löhnen. „Das Argument ist ein bisschen schwierig.“
Die Präsidentin des Sozialverbandes forderte die Bundesregierung auf, ein drittes Entlastungspaket nachzulegen oder das aktuelle Paket noch einmal aufzuschnüren. Es brauche zudem zügig die Kindergrundsicherung.
Sorgen wegen 9-Euro-Ticket im Nahverkehr
Dass die Bundesregierung von Juni bis August die Spritpreise senkt, hält Bentele generell für richtig. „Das ist eine Maßnahme, die hilft natürlich allen, die auf dem Land wohnen und gar keine öffentlichen Personennahverkehrsmittel haben.“ Allerdings profitierten davon Fahrer großer Autos, die viel fahren, am meisten.
Sie sprach sich dafür aus, das geplante 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr zum Anlass für niedrigere Preise auch in der Zukunft zu nehmen. „Ich finde schon, dass wir dauerhaft günstigeren Nahverkehr haben sollten für Menschen, die eben wenig Geld haben.“
Bentele berichtete davon, dass sich Mitglieder ihres Verbandes Sorgen machten, dass das 9-Euro-Ticket für überfüllte Busse und Bahnen sorgen könnte. Vor allem Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren seien beunruhigt. „Das wird auf jeden Fall wichtig, dafür zu sorgen, dass alle, die befördert werden müssen, auch befördert werden können.“ Auch sie selbst als Blinde sei gespannt, wie die Situation sein werde, so Bentele.
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