Landwirt kritisiert Greenpeace-Forderung zur höheren Fleischbesteuerung
"Würde uns auf die Füße fallen"

Greenpeace fordert, dass Fleisch- und Milchprodukte mit einer höheren Mehrwertsteuer belastet werden sollen. Gleichzeitig sollen die Steuern für Obst und Gemüse gesenkt oder sogar ganz gestrichen werden. Auch Landeswirtschaftsminister Cem Özdemir will an den Lebensmittelpreisen schrauben. Landwirte und der Deutsche Fleisch-Verband stehen dem Greenpeace-Vorschlag skeptisch gegenüber.
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Umwelt- und Klimaschäden von rund 6 Milliarden Euro
„Wir haben in Deutschland ein Problem mit zu hohem Fleischkonsum“, sagt Greenpeace-Sprecher Matthias Lambrecht im RTL-Interview und betont: „Insofern es ist wichtig, dass wir unseren Konsum ändern.“ Mit der Mehrwertsteuersenkung würden Verbraucherinnen und Verbraucher entlastet und Anreize für umweltfreundlicheren und klimaschonenderen Konsum pflanzlicher Lebensmittel geschaffen werden, sagt Lambrecht. Gleichzeitig bräuchten die landwirtschaftlichen Betriebe eine gezielte Förderung für eine verbesserte Haltung der Tiere.
Dafür sollten über eine Steuer oder Abgabe jene Verbraucher aufkommen, die Fleisch- und Milchprodukte konsumierten. „Der Konsum von Fleisch- und Milchprodukten in Deutschland verursacht Umwelt- und Klimaschäden in Höhe von rund 6 Milliarden Euro im Jahr. Die wahren Kosten schlagen sich aber im Preis nicht nieder“, so der Greenpeace-Experte.
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Greenpeace stellt sich hinter Özdemir
Der Verbrauch tierischer Erzeugnisse werde vielmehr auch noch „mit mehr als 5 Milliarden Euro jährlich gefördert, weil auf diese Produkte nur der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent erhoben wird“. Es gehe nicht darum, den Menschen vorzuschreiben, was sie essen sollten, sondern schlicht darum, das Verursacherprinzip (beschreib den Grundsatz, wonach Kosten umweltrechtlicher Maßnahmen dem Verursacher angelastet werden sollen, d. Red.) durchzusetzen, wenn der Markt dabei versage, sagte Lambrecht. Greenpeace stellt sich damit auch hinter Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Der hatte am Wochenende in einem Interview Ramschpreise für Lebensmittel kritisiert. In der Fleischindustrie wird die Greenpeace-Forderung dagegen kritisch gesehen. Auch Landwirte sind skeptisch.
Landwirt: "Das würde uns auf die Füße fallen"
Durch die Mehrwertsteuererhöhung würden die teureren und höherwertigen Produkte stärker belastet, bemängelt Martin Fuchs, Hauptgeschäftsführer im Deutschen Fleischverband im RTL-Interview: „Am Ende wird ein falscher Anreiz gesetzt, der dazu führen kann, dass die Verbraucher doch zu den billigeren Produkten greifen und es wird genau das dessen Gegenteil bewirkt, was man eigentlich erreichen wollte.“
Auch Landwirt Friedrich Steinmann aus Bottrop ist skeptisch, vor allem, ob sich dieser Vorschlag im Hinblick auf eine nachhaltigere Landwirtschaft auswirken würde. Handel und Industrie würden aus seiner Sicht versuchen „bei uns Bauern billiger einzukaufen“, wenn sie das Fleisch hochpreisiger verkaufen müssten: „Das würde uns auf die Füße fallen, deshalb lehne ich das ab“, resümiert er. (xst, dpa)