Ihre Lügen bezahlten Patienten mit dem TodHochstapler-Ärztin zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt
Sie wollte so gerne Ärztin sein, doch für ihren Wunsch mussten mehrere Menschen mit dem Leben bezahlen. Jahrelang hat eine 51-jährige Frau als Narkose-Ärztin in einer Klinik im hessischen Fritzlar gearbeitet – ohne jemals Medizin studiert zu haben. Jetzt wurde sie vor dem Landgericht in Kassel zu lebenslanger Haft verurteilt.
Besondere Schwere der Schuld
Von 2015 bis 2018 arbeitete die falsche Ärztin im Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar. Die Zulassung und die ärztlichen Qualifikationen, die sie vorlegte, waren allesamt gefälscht. Die Richter am Landgericht Kassel stellten am Mittwoch auch die besondere Schwere der Schuld fest und verurteilten sie wegen dreifachen Mordes und zehnfachen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft. Damit wird es der Verurteilten erschwert, möglicherweise bereits nach 15 Jahren wieder aus der Haft freizukommen.
Nach Überzeugung der Richter starben durch Behandlungsfehler drei Patienten, andere trugen schwere Schäden davon.
Video-Tipp: So kam die falsche Ärztin jahrelang durch
Erst nach einem Wechsel der Frau von Fritzlar nach Schleswig-Holstein wurden Unstimmigkeiten in ihren Unterlagen entdeckt. Daraufhin zeigte sie sich nicht nur selbst an, sondern wurde auch von der Ärztekammer Hessen und ihrem früheren Arbeitgeber angezeigt.
Die Staatsanwaltschaft hatte der Frau vorgeworfen, Betäubungsmittel mal falsch dosiert, mal eine Blutvergiftung nicht behandelt zu haben. Auch für stundenlangen Sauerstoffmangel sowie Schäden des Herz-Kreislauf-Systems und Organversagen von Patienten soll sie verantwortlich sein. Mal habe sie zu langsam, mal gar nicht auf die Komplikationen während der Narkose reagiert.
Fassungslos bei Urteilsverkündung
Zum Prozess trug die 51-Jährige eine weiße Bluse mit einer dunkelblauen Strickjacke. Eine Maske verbarg ihr Gesicht, der Blick war gesenkt, die Stirn in Falten. Nach der Urteilsverkündung wirkt sie fassungslos, als können sie ihre Strafe nicht glauben. Laut Aussage des Richters habe sie an vorherigen Verhandlungstagen das Unrecht eingesehen und bereue ihre Tat.

Auch das Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar, in dem die 51-Jährige jahrelang gearbeitet hatte, äußerte sich zu dem Urteil. Die Vorkommnisse hätte die Geschäftsführung und die Mitarbeiter tief betroffen gemacht und erschüttert. “Mit dem Urteil werden Taten bestraft, deren Ursache auf hohe kriminelle Energie der Angeklagten zurückzuführen ist. Die Verurteilte hat nicht nur die Klinik und ihre Kolleginnen und Kollegen und auch die Landesärztekammer getäuscht, sondern vor allem hat sie Patientinnen und Patienten in Lebensgefahr und nach Feststellung des Gerichts sogar zu Tode gebracht“, so die Klinik in einem Statement weiter. Man sei froh, dass der Prozess nun mit einer Verurteilung abgeschlossen werden konnte. (dpa/dgö)