Das steckt oft dahinter

Warum kommt es immer wieder zu Streit unterm Weihnachtsbaum?

von Vanessa Wilk und Vera Dünnwald

Stille Nacht, heilige Nacht? Von wegen!
Kommt die Familie an Weihnachten zusammen, sind Streitereien meist vorprogrammiert. Doch warum eskaliert es ausgerechnet an den besinnlichen Feiertagen? Die häufigsten Gründe haben wir im Video für euch zusammengefasst. Und was wir tun können, um den Familienstreit an Weihnachten zu verhindern, verrät Familienberaterin Ruth Marqurdt im RTL-Interview.

Organisation und Ablauf: Der Frust baut sich schon weit vor Weihnachten auf

„Wir stellen meist hohe Erwartungen an das gemeinsame Fest. Wenn wir viel Erfolgsdruck spüren, es allen recht machen wollen – nur uns selbst nicht, dann ist es ganz normal, dass die aufgestaute Spannung irgendwo hin will“, so die Familienberaterin. Und der Erfolgsdruck fängt bereits bei der Weihnachtsfestplanung an.

Es ist der häufigste Streitgrund in jedem dritten Haushalt: Organisation und Ablauf der Weihnachtstage. Der Streit beginnt ja meist schon bei der Frage: Wen besuchen wir und wann?“ Und da man niemanden vernachlässigen oder vor den Kopf stoßen will, stellt man seine eigenen Wünsche hinten an, so die Expertin. Dass sich da Frust anstaut – kein Wunder!

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Viele Menschen, viele Vorstellungen: Kirche oder gemütlicher Abend?

Kaum ist das Fest im Gange, entstehen neue Reibungspunkte. Denn die Deutschen stehen auf Tradition. So müssen bei jedem Zweiten Plätzchen her. Jeder Vierte kann nicht ohne Weihnachtsprogramm im TV und 22 Prozent gehen in die Kirche. Sieht das nicht jeder in der Familie so, sind Konflikte vorprogrammiert.

Denn: Von seinen Ansprüchen abzurücken und Kompromisse einzugehen, fällt vielen schwer: „Wir wollen das Gefühl von heiler Welt um jeden Preis.“

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Themen totschweigen? An Weihnachten ausnahmsweise eine gute Entscheidung!

Und dann sind da ja noch Themen, die vielleicht ohnehin unter der Oberfläche brodeln. Wie gehe ich damit um, wenn Themen totgeschwiegen werden? Das ist laut der Familienberaterin ein „ganz heikles Thema“: Man hat vielleicht etwas Wichtiges gar nicht besprochen, „jetzt sollen wir alle unterm Weihnachtsbaum sitzen, wehe, wenn das jetzt einer anspricht. Da läuft man schon wie auf rohen Eiern.“

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Marquardt empfiehlt, die Sache, wenn möglich, auf die Tage nach Weihnachten zu verschieben. Was helfen kann, um sich selbst trotzdem den Stress und Druck zu nehmen: einen Brief schreiben. Dieser wird am Ende aber gar nicht abgeschickt, sondern verbrannt oder in den Müll geworfen.

Ein Streitthema unter Paaren: Zu mir oder zu dir?

Auch ein großes und beliebtes Streitthema an Weihnachten – besonders in noch jungen Partnerschaften: Geht es zu mir oder zu dir? Jedem recht machen kann man es in der Regel nicht, daher: „Es ist gut zu verhandeln und zu sagen ‘Mensch, lass es uns doch vielleicht in einem Jahr bei meiner Familie machen und im nächsten Jahr bei deiner’, so, dass es fair verteilt ist.“ Sich abzusprechen und zu kommunizieren, das ist laut der Familienberaterin das A und O.

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Weihnachtsgeschenke: Wie viel ist zu viel und wer legt das fest?

Ebenfalls wichtig: Geschenke. Sie sorgen für leuchtende Augen bei den Kids – und mitunter für schlechte Laune und Stress bei den Erwachsenen. Was tun, wenn die Vorstellungen zu weit auseinander gehen und ein Ungleichgewicht herrscht? Der eine will viel schenken, der andere weniger. Der eine gibt gerne mehr Geld aus, der andere kann und möchte das nicht. Ruth Marquardt rät dazu, die Fronten im besten Fall schon im Voraus zu klären. Immer mal wieder von seinen Wünschen sprechen, das Budget festlegen oder vielleicht auch zu sagen: „Hey, dieses Jahr wichteln wir“. So „muss“ man nicht jedem Familienmitglied ein Geschenk machen, aber es herrscht trotzdem festliche Stimmung.

Bei diesem Thema hat die Familienberaterin außerdem einen sowohl pfiffigen als auch rührenden Tipp in petto: „Mein Praxistipp: Einen kleinen Umschlag auf jeden Platz legen. In den Umschlag schreibst du für jeden, der da ist, was mag ich an dir ganz besonders und wofür bin ich dir in diesem Jahr besonders dankbar.“ Denn: Dass man sich als Familie hat, ist doch ohnehin das schönste und wertvollste Geschenk von allen.