Nach Skandal um Masturbations-Unterricht in Großbritannien

Expertin erklärt: So viel Sexualkunde können Kinder verarbeiten

In Großbritannien sorgte das umstrittene Sexualkunde-Programm „All About Me“ für Wirbel. Kinder ab sechs Jahren sollen so alles über Selbstbefriedigung und über ihren eigenen Körper lernen. Bei vielen Eltern stieß das Programm, an dem 241 britische Grundschulen teilnehmen, auf Kritik. Was Eltern in Deutschland zu dem Thema sagen - in unserem Video.
Aus psychologischer Sicht, ist es aber durchaus sinnvoll solche Themen auch schon mit Grundschülern zu besprechen, meint Kinderpsychologin Haik Schönherr im RTL-Interview. Es komme aber auf den Rahmen an.

Viele Eltern fühlen sich beim Thema Sexualität der Kinder überfordert

Die Kinderpsychologin findet: Das Thema Selbstbefriedigung sei eher ein Thema für den familiären Raum. "Das ist was sehr Intimes und auch was sehr Privates und das gehört natürlich auch ein bisschen nach zuhause", findet Schönherr. Sie befürwortet aber, dass in dem Kontext die Autonomie der Kinder gestärkt wird und man ihnen so vermittelt, dass es ok ist, es selbst mit sich gut gehen zu lassen.

Im zweiten Video erklärt sie, wieviel Sexualität Kinder in welchem Alter verarbeiten können.

Schönherr macht klar, dass es sehr wichtig ist, dem Thema Körperlichkeit Raum zu geben und die Kinder nicht zu ermahnen, wenn sie anfangen, sich anzufassen. Viele Eltern sind in Situationen, in denen sie ihre Kinder dabei ertappen, wie sie sich selbst erkunden, überfordert und ermahnen die Kleinen dann, "dass man das nicht mache". Völlig falsch! Vielmehr solle man sich lieber zurückziehen und die Sexualität nicht zu einem Tabuthema machen.

Kinder sollen lernen: Mein Körper gehört mir

Eine technische Anleitung zur Selbstbefriedigung bräuchten Kinder aber definitiv nicht. Es liege in der Natur des Menschen, dass sie sich mit dem eigenen Körper beschäftigen. "Das Erkunden und Experimentieren gehört dazu. Diese Erfahrungen zu machen und sich geheimnisvoll mit sich selbst zu beschäftigen finde ich wichtiger, als eine technische Anleitung zu bekommen. Denn dann kann dieses intime Gefühl verloren gehen."

Das Grundthema sei: „Mein Körper gehört mir und alles, was mir Spaß macht, ist auch erlaubt – also alles, was ich liebevoll mit mir tue, dass das in Ordnung ist“, meint die Psychologin. Dabei sollte man aber immer kingerecht bleiben in seinen Erklärungen. "Kinder verstehen im Ansatz schon ganz viel, ohne dass der Erwachsene ins Detail gehen muss", erklärt Schönherr. "Eltern können da ruhig mutig sein."