Experte schätzt einBoostern: Mehrfaches Impfen schlecht fürs Immunsystem?

Ein großer Teil der Bevölkerung hat lange drauf gewartet und war mehr als glücklich, als die Impfkampagne gegen das Coronavirus letztes Jahr Fahrt aufgenommen hat. Wenige Monate später hieß es dann: Wir brauchen eine Auffrischung. Gesagt, getan – wir haben unsere Arme frei gemacht für den dritten Piks, den sogenannten Booster. Jetzt stellt sich vermehrt die Frage: Wie geht es weiter? Brauchen wir in Zukunft auch noch eine vierte, fünfte oder sogar sechste Impfung? Was würde das für unseren Körper bedeuten, und macht das überhaupt Sinn? Wir haben Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gefragt.
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Für wen Auffrischungsimpfungen Sinn machen - und für wen nicht
Schon länger sind sich Experten einig: Immungeschwächte Personen, Menschen ab 70 Jahren und auch medizinisches Personal sollten sich ein viertes Mal gegen das Coronavirus impfen lassen. In Israel ist es bereits so weit. Auch die Ständige Impfkomission (STIKO) hat sich dafür ausgesprochen, auch wenn es sich bisher noch um keine finale Empfehlung handelt.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) warnt jedoch davor, dass Auffrischungsimpfungen nicht „ständig wiederholt werden sollten“. Der Grund: Das Dauerimpfen könne die Immunreaktion beeinträchtigen. Außerdem sind sich Experten ebenfalls einig: Mehrmaliges Impfen macht vor allem dann Sinn, wenn es einen gegen die Virus-Varianten angepassten Impfstoff gibt. Denn: Als Biontech/Pfizer, Moderna und Co. ihre Vakzine ursprünglich entwickelt haben, gab es Mutationen wie Delta und Omikron noch nicht.
Dem stimmt auch Dr. Christoph Specht im RTL-Interview zu: „Mit einem angepassten, 'neuen' Impfstoff macht es durchaus Sinn, in naher Zukunft zu boostern oder eventuell auch eine vierte Impfung durchzuführen – aber eben nur bei denjenigen, die es auch wirklich brauchen. Die gesamte Bevölkerung wird jetzt nicht ständig eine Auffrischungsimpfung erhalten müssen."
Wenn zu viel geimpft und geboostert wird, könnte das nämlich durchaus schlecht für unser Immunsystem sein.
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"Impfstoffverschwendung": Ein zweiter Booster nach drei Monaten mache keinen Sinn
Dr. Specht erklärt: „Es gibt zwei Dinge, die man falsch machen kann, die das Immunsystem überfordern und dementsprechend schlecht sind: zu früh und zu viel zu impfen.“ Der Booster sei „ein Nachbrenner“, bei dem eine deutlich höhere Antikörperantwort zu erwarten sei als bei der ersten oder zweiten Impfung, die für die Grundimmunisierung sorgten. „Wenn ich zu früh impfe, störe ich die Produktion von Antikörpern, und die Impfung nutzt gar nichts. Im schlimmsten Fall schade ich dem Ganzen sogar, weil ich mitten in den Prozess reingrätsche“, so Specht.
Zu viel zu impfen sei ebenfalls nicht richtig: „Damit erreicht man nicht, was man erreichen will. Das Boostern soll die Antikörperzahl auf ein hohes Level bringen. Aber wenn ich ständig impfen würde, würde das das Immunsystem überfordern.“ Impfen und Boostern seien gut – aber eben nur in der richtigen Zeitabfolge. Sich als immunkompetenter Mensch schon drei Monate nach der zweiten Impfung boostern zu lassen, das sei laut Dr. Specht „Impfstoffverschwendung“. Und es könne sogar schlecht sein, weil man die bereits stattfindenden Prozesse der Antikörperproduktion durchkreuze.
Bis das Immunsystem aber wirklich erschöpft sei, brauche man schon viele Booster in kurzen Abständen, wie die Expertin für das menschliche Immunsystem, Christine Falk, im Interview mit dem „Spiegel“ erklärt. „Mit einer vierten Dosis macht man erst mal nichts kaputt, aber sie erzielt auch keine große Wirkung.“
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Auffrischungsimpfung nur für bestimmte Bürger
„Boostern heißt nicht, den Menschen möglichst schnell drei Impfungen in den Arm zu jagen – das ist kein Boostern“, sagt Specht. Wenn im Herbst etwa ein endemischer Zustand erreicht sei, würde eine Auffrischungsimpfung nur für bestimmte Bürger Sinn machen. Bis dahin halte jedoch noch der Schutz der aktuellen Booster-Impfung, die man vielleicht vor wenigen Wochen oder Monaten erhalten hat. „Es ist aber nicht sinnvoll, Gott und die Welt ständig weiter zu impfen“, so der Medizinjournalist.
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