Corona-Impfung versagt? Nein!

Auch bei anderen Impfungen: Warum Booster normal sind

Eine junge, brünette und arabische Frau zeigt ihren Oberarm, auf dem ein Pflaster klebt, weil sie vermutlich kurz vorher geimpft wurde.
Dass Impfungen aufgefrischt werden müssen, ist nichts Neues.
Prostock-Studio

Wirkt die Corona-Impfung etwa schon nicht mehr?

Gefühlt ist es noch gar nicht so lange her, dass man sich gegen das Coronavirus hat impfen lassen, da steht schon die nächste Dosis an. Weil die Zahlen aktuell so hoch sind und auch auf den Intensivstationen Alarmstufe Rot herrscht, wird die sogenannte Booster-Impfung empfohlen. Die soll den Schutz gegen Covid-19 noch einmal verstärken. Viele sind nun unsicher: Waren die ersten beiden Dosen etwa für die Katz? Nein. Was der Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht dazu erklärt.

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Drei Impfungen sind nichts Ungewöhnliches

„Ein Dreier-Schema ist für Impfungen normal. Hepatits B, Tetanus – gegen viele Krankheiten gibt es Dreifach-Impfungen, die alle nach einem ähnlichen Prinzip verlaufen. Ab Tag 0 erhält der Patient die erste Impfung, etwa vier Wochen danach kommt die zweite Dosis und dann wartet man etwa sechs Monate, bis auch die dritte Dosis verimpft wird“, weiß Dr. Specht. Kein Wunder also, dass das auch in Bezug auf die Corona-Impfung „der normale Weg werden kann.“

Und nur weil die Booster-Impfungen immer präsenter werden, heißt das nicht, dass mit den Corona-Impfstoffen etwas nicht stimmt. Haben Sie bereits einen Piks erhalten, sind Sie weiterhin vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Aber: Das Virus entwickelt sich weiter, Alpha, Beta und Delta dürften in Bezug auf die verschiedenen Varianten einiges an Erinnerungen hervorrufen. Die entwickelten Impfstoffe, wie beispielsweise von Biontech/Pfizer oder Moderna, „wurden für den Urtyp des Virus gebaut“, da gab es zum Beispiel die aggressivere Delta-Variante noch gar nicht, erklärt der Mediziner. Verändert sich nämlich das Virus, verändert sich auch der Urtyp und die Impfung wirkt weniger gut – beziehungsweise muss irgendwann angepasst werden.

„Das könnte man machen, ist aber recht aufwändig und ein riesiger logistischer Aufwand. Und auch irgendwo unnötig, weil der jetzige Impfstoff ausreicht“, führt Dr. Specht fort. Auf einen adaptierten Impfstoff könne man – aus Zeitgründen – nicht warten, zudem wisse man, dass die aktuellen Vakzine gut wirken – „nicht immer gegen die Infektion, aber gegen schwere Erkrankungen.“

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Dr. Specht erklärt: Wie das Immunsystem auf die jeweilige Impfung reagiert

Ein Arzt injiziert einem Patienten eine Impfung.
Nach einer Impfung arbeitet der Körper auf Hochtouren.
www.imago-images.de, imago images/MiS, via www.imago-images.de

Mediziner Dr. Specht erklärt, dass eine Booster-Impfung besonders bei älteren Menschen eine wichtige Rolle spielt: „Der Impfschutz geht bei den Alten schnell nach unten. Das ist aber normal, dass das Immunsystem arbeitet, denn das ist auf Ökonomie getrimmt.“

Wie das abläuft, stellt er vereinfacht dar: „Da kommt erst mal ein Virus, der Körper, oder besser gesagt das Immunsystem, baut daraufhin Antikörper auf. Es merkt sich das alles, sodass – wenn das Virus verschwindet – Gedächtniszellen da sind, die weiter Antikörper produzieren. Das Immunsystem kann aber ja nicht ständig Antikörper bauen und auf Hochtouren fahren.“ Deswegen befindet sich das Immunsystem nach etwa sechs Monaten wieder in einem Normalzustand. „Dann denkt der Körper sich ‘Oh, das Virus scheint ja jetzt weg zu sein und wir haben ja noch ein paar Gedächtniszellen, also brauchen wir das alles nicht mehr.’“ Genau dann kommt aber in der Regel eine dritte Impfdosis ins Spiel.

Diese wirke dann nochmal wie eine Erinnerung, dass das Virus immer noch existiert. Dem Immunsystem bleibe, so Dr. Specht, daraufhin nichts anderes übrig, als nochmal mehr Antikörper zu produzieren: „Dem Immunsystem reicht’s jetzt. Durch die Booster-Impfung produziert er dann nochmal so viele Antikörper, dass er erstmal wieder Ruhe hat. Daher ist das Boostern kein kleiner Peak nach oben, sondern da geht’s dann nochmal so richtig ab.“

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Wird es vielleicht sogar eine vierte Impfung geben?

Die dritte Impfung sei deswegen auch die effektivste in Bezug auf die Anzahl der Antikörper, sagt der Medizinjournalist. „Man geht davon aus, dass die Immunität nach der dritten Impfung deutlich länger anhält, als nach der ersten oder zweiten.“ Auch dass dieser Zustand nicht für immer halten kann – vor allem weil sich Viren verändern – sei normal.

Dr. Specht ist sich sicher, dass eine dritte Corona-Impfung für alle auf jeden Fall kommen wird, denn „das ist was völlig Normales.“ Selbst eine vierte Impfung sei nicht ganz abwegig. Diese würde dann aber mit einem adaptierten, also angepassten, Impfstoff durchgeführt werden. „Das weiß man alles noch nicht, dazu brauch es erst mal neue Daten, zum Beispiel bei welchen Menschen in welchem Alter die dritte Impfung wie lange wirkt“, erklärt er. Danach erst könne man abschätzen, ob es auch eine vierte Impfung geben wird. Letztendlich müsse man überhaupt froh sein, dass „das alles überhaupt so funktioniert, wie es gerade funktioniert“ und die Corona-Impfung schwere Verläufe verhindert. (vdü)

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