Rettungskräfte können nicht zu echten Notfällen

Sie spielen mit Menschenleben: "Selbsternannte Umweltaktivisten" missbrauchen Notruf-App

Selbsternannte Klimaschützer missbrauchen jetzt schon den Notruf und erfinden Notlagen. So geschehen in Essen. Das Bild ist ein Symbolfoto. Es zeigt einen echten Einsatz in Datteln.
Selbsternannte Klimaschützer missbrauchen jetzt schon den Notruf und erfinden Notlagen. So geschehen in Essen. Das Bild ist ein Symbolfoto. Es zeigt einen echten Einsatz in Datteln.
www.imago-images.de, IMAGO/7aktuell, IMAGO/7aktuell.de Marc Gruber

„Selbsternannte Umweltaktivisten“ missbrauchen den Notruf und erfinden Notfälle – sagt die Polizei Essen! Rettungskräfte sind mehrfach zu Einsatzstellen gerast, um am Ende festzustellen: Es ist gar nichts passiert. Wer auch immer dahinter steckt, spielt mit Menschenleben, unterstreicht die Polizei. Denn sollte es zur gleichen Zeit echte Notfälle geben, könnten Menschen sterben! Und die Retter werden müssen sich jetzt auch noch Sprüche gefallen lassen. RTL hat bei mehreren Aktivisten-Gruppen nachgefragt – die distanzieren sich klar von den Vorfällen.

"Letzte Generation" distanziert sich von Fake-Notrufen

Auch wenn die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ vielerorts medienwirksam auf die Klimakatastrophe aufmerksam machen – hinter den Fake-Notrufen in Essen steckt die Gruppe nicht, erklärt Lilly Schubert, eine der Pressesprecherinnen: „Die Letzte Generation versteht sich als letzte Generation, die den Klimawandel aufhalten kann, bevor unumkehrbare Klimakipppunkte erreicht werden. Die Gruppe steht für gewaltfreien Protest und Widerstand mit Name und Gesicht. Den Stil der falschen Notrufe wo mit „blutüberströmten“ Personen gesprochen wird, passt nicht zum Aktionskonsens der Letzten Generation.“

Auch die Aktivistinnen und Aktivisten von „Scientist Rebellion“ dementieren eine Beteiligung an der Aktion.

Fake-Notrufe: Angebliche Klimaschützer jagen Retter gleich fünf Mal in die Notruf-Falle

Dienstagabend, 20. Dezember in Essen. Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei werden über die Notruf-App nora zu mehreren mutmaßlich dringenden Einsätzen im Stadtgebiet gerufen. Gegen 20 Uhr rücken Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei gemeinsam zur Oberhauser Straße im Stadtteil Frintrop aus. Über die Notruf-App nora waren zuvor ein vermeintlicher Gasaustritt in einem Wohnhaus und eine blutüberströmte Person gemeldet worden, teilt die Polizei mit. Am Einsatzort treffen die Beamten nach eigenen Angaben jedoch weder auf einen Verletzten, noch konnte ein Gasaustritt festgestellt werden.

Im Nachgang bekennt sich eine Gruppe von selbsternannten Umweltaktivisten zu den Taten, teilt die Polizei Essen mit.

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So rechtfertigen die angeblichen Klimaschützer den Missbrauch des Notrufs

 Symbolbilder / Themenbilder: Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Einsatz, Blaulicht, Notfall, Feuer, Brand, Notruf, Einsatzstelle, Hilfe, Notarzt, NEF, Notarzteinsatzfahrzeug, Notarzteinsatz, Einsatz, Feuerwehr, Ar
Die Polizei kann nicht mehr zu echten Notfällen fahren, weil Klimaschützer Fake-Notrufe absetzen.
www.imago-images.de, imago images/Die Videomanufaktur, Martin Dziadek via www.imago-images.de

Der Nutzer der Notruf-App habe den Leitstellen eine Nachricht über die Chatfunktion zukommen lassen: „Ihr dachtet es wäre ein Notfall, doch der wahre Notfall - die drohende Klimakatastrophe - durch die Millionen von Menschen sterben werden, wird von unseren Politikern konsequent ignoriert. Wir werden diese Form des Protests fortsetzen, bis unsere Bundesregierung effektive Gesetze erlässt um die Klimakatastrophe zu verhindern.“

Den ganzen Abend über noch mehr Fake-Notfälle

Im Laufe des Abends werden weitere Notrufe im Stadtgebiet abgesetzt, zu denen mehrere Einsatzkräfte rasen. Es handelt sich unter anderem um einen vermeintlichen Einbruch mit bewaffneten Tätern und einen weiteren vermeintlichen Gasaustritt. In allen Fällen wird eine Vielzahl an Rettungskräften zu den jeweiligen Einsatzorten geschickt, berichtet die Polizei am Mittwoch.

VIDEO-TIPP: Klima-Aktivist Raúl Semmler von Straße geflext - Asphalt hing an Hand fest

Es handelt sich um einen Video-Tipp. RTL stellt keinen Zusammenhang zu dem Vorfall in Essen her.

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Notruf-Missbrauch ist eine Straftat - Spur führt nach Süddeutschland

Die Polizei warnt klipp und klar: Werden bewusst falsche Notrufe über die Notruf-App nora abgesetzt, hat dies dieselben Konsequenzen wie ein telefonischer Notrufmissbrauch über die Rufnummern 112 und 110. Die jeweilige Leitstelle entsendet, dem Anlass entsprechend, eine Vielzahl von Einsatzkräften zum angegebenen Einsatzort. Diese Beamten können zeitgleich nicht für tatsächliche Einsatzlagen zur Verfügung stehen.

Fest steht: Wer die Notruf-App missbräuchlich nutzt, macht sich strafbar. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen des Missbrauchs von Notrufen aufgenommen. Nach ersten Erkenntnissen kommt laut Polizei eine Gruppe von selbsternannten Umweltaktivisten aus Süddeutschland in Betracht - bewiesen ist das aber nicht! Die Ermittlungen dauern an. (rsa)