Junge Frau starb auf Ikea-Parkplatz

Er fuhr 21-Jährige tot - Raser kommt mit mildem Urteil davon

ARCHIV - 11.10.2023, Bayern, Augsburg: Ein Mann sitzt im Landgericht auf der Anklagebank. Der Angeklagte soll in einem Bereich, in dem maximal Tempo 50 erlaubt war, mit fast der dreifachen Geschwindigkeit gefahren sein, um seinen drei Mitfahrern die Leistung seines Autos zu demonstrieren. Er soll die Kontrolle über den Wagen verloren haben, von der Fahrbahn abgekommen und auf einen Möbelhaus-Parkplatz geschleudert sein. In dem Fahrzeug starb eine 21-Jährige, die beiden weiteren Mitfahrer wurden verletzt. Nun sollen die Plädoyers gehalten werden. (zu dpa «Plädoyers nach tödlichem Raser-Unfall auf Möbelhaus-Parkplatz») Foto: Stefan Puchner/dpa - ACHTUNG: Der Angeklagte wurde aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen auf Anordnung seines Anwalts gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Der Raser wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt
puc alf uvo, dpa, Stefan Puchner
von Ulrich Vonstein und Monika Krause

Fünf Jahre Haft für das Leben einer jungen Frau, das so sinnlos beendet wurde.
Durch einen Unfall mit einem aufgemotzten 560-PS-Mercedes, dessen 53 Jahre alter Fahrer sich am Lenkrad austobte. Mit im Auto saßen zwei junge Männer und die 21-Jährige, die ums Leben kam. RTL war im Gerichtssaal. Der Todesfahrer nahm das Urteil des Landgericht Augsburg scheinbar ungerührt zur Kenntnis. Im Gegensatz zum Publikum, aus dessen Reihen Reaktionen wie „das gibt’s doch gar nicht“ zu vernehmen waren.
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„Eine junge lebenslustige Frau wurde aus dem Leben und dem Kreis ihrer Lieben gerissen“

ARCHIV - 22.07.2023, Bayern, Augsburg: Die Familie einer jungen Frau, die im August 2022 bei einem mutmaßlichen Raserunfall auf einem Möbelhaus-Parkplatz starb, hat am Zaun des Parkplatzes eine Gedenkstätte eingerichtet. Wegen des tödlichen Unfalls muss sich ab Mittwoch der Fahrer vor dem Landgericht Augsburg verantworten. (zu dpa «Prozess um tödlichem Raserunfall auf Möbelhaus-Parkplatz beginnt») Foto: Ulf Vogler/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Die Familie einer jungen Frau, die im August 2022 bei einem Raserunfall auf einem Möbelhaus-Parkplatz starb, hat am Zaun des Parkplatzes eine Gedenkstätte eingerichtet (Archivfoto, August 2022)
uvo exa uvo pil, dpa, Ulf Vogler

Der Vorsitzende Richter Michael Schneider sagte, „eine junge lebenslustige Frau wurde aus dem Leben und dem Kreis ihrer Lieben gerissen.“ Er bezeichnete das Verbrechen des Autofahrers als „sinn- und - man mag es mir verdenken - hirnloses Fahrverhalten.“ Zu Gunsten des Rasers habe gesprochen, dass er nicht vorbestraft wäre und seine Tat weitgehend gestanden habe. Er habe sich im Laufe des Prozesses bei den Angehörigen entschuldigt und Reue gezeigt.

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Das Gericht müsse „Sachverhalt losgelöst von Emotionen erfassen“. Schneider sprach bei der Urteilsverkündung von einer „verhängnisvollen Fahrt in einem an PS und Gewicht völlig überfrachteten Fahrzeug“ . Weiter hielt er fest: „Die jungen Menschen hatten keinen Anlass, zu zweifeln, als sie in das Auto des Angeklagten stiegen.“ Sie hätten darauf vertraut, dass „er weiß, was er tut, immerhin war er älter und erfahren.“

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Raser-Auto hatte keine Betriebserlaubnis mehr

Ein Mercedes-SUV ist am Donnerstagabend (26.08.2022) von Augsburg in Richtung Gersthofen unterwegs. Auf Höhe eines dortigen Möbelhauses kommt er plötzlich von der Fahrbahn ab, durchbricht einen massiven Holzzaun, schanzt über die Grünanlage und fliegt in einen Einkaufswagenständer. Die 21-jährige Beifahrerin verstirbt an der Unfallstelle, die drei weiteren Insassen sind zwar verletzt, augenscheinlich jedoch nicht schwer. Bislang ist unklar, wie es zu dem tragischen Unfall kommen konnte. Redaktioneller Hinweis: Privatpersonen bitte pixeln!
Augsburg: 21-Jährige stirbt bei tragischem Unfall
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Verurteilt wurde der heute 55-Jährige unter anderem wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge. Er hatte im August 2022 einen knapp 560 PS starken und mehr als zweieinhalb Tonnen schweren SUV innerorts auf deutlich mehr als 100 Kilometer pro Stunde beschleunigt. In einer Kurve verlor er die Kontrolle über das Auto.

Der Unfall ereignete sich unweit einer Aral-Tankstelle am Gablinger Weg in Augsburg, die ein beliebter Treffpunkt in der Tuning-Szene ist.

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Das Auto hatte keine Betriebserlaubnis mehr, die elektronische Geschwindigkeitskontrolle war manipuliert. Technisch sei es aber auf einem guten Stand gewesen. Zum Unfallzeitpunkt soll es mindestens 112 Stundekilometer schnell gewesen sein.

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Mitfahrer: „Auto hob dreimal ab“

Der Wagen flog förmlich quer über den angrenzenden Ikea-Parkplatz und prallte dann gegen ein Einkaufswagen-Gestell. Zwei Kundinnen des Möbelhauses mussten vor dem Fahrzeug wegrennen. Die 21-Jährige starb, die zwei Mitfahrer auf der Rückbank wurden verletzt.

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Einer davon war Marco, ein Freund der Verstorbenen. Er sprach wenige Tage nach dem Unfall laut der Augsburger Allgemeinen Zeitung von einer Geschwindigkeit von „weit über 200 Stundenkilometer“. Das Auto sei „insgesamt dreimal abgehoben“, zitierte ihn das Blatt weiter. (mit dpa)