DIW-Energieexpertin im RTL/ntv-Interview
Claudia Kemfert: Brauchen die drei verbliebenen Atomkraftwerke nicht, um über den Winter zu kommen!
Brauchen wir die drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland, um energietechnisch über den Winter zu kommen? Wie schnell können die Erneuerbaren Energien ausgebaut werden, damit sie uns auch nutzen und welche Alternativen helfen jetzt kurzfristig? Nachhaltige Biomasse-Anlagen könnten definitiv eine Stütze in der Krise sein, erklärt Claudia Kemfert, Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), im RTL/ntv-Interview. Welche Lösungen sonst noch helfen könnten – mehr dazu im Video.
Kemfert: Verlängerung der Atomkraftwerke - für den Winter illusorisch!
Nein! – so lautet die Antwort von Energieexpertin Kemfert auf die Frage, ob wir die drei verbleibenden Atomkraftwerke brauchen, um über den Winter zu kommen. „Sie würden nur dazu beitragen, ein Prozent des Gasverbrauches überhaupt zu ersetzen. Die Genehmigungen sind erloschen. Man müsste das Atomgesetz ändern. Dann fehlen Brennstäbe, die dann auch gekauft werden müssen, sicherheitstechnische Prüfungen wurden ausgesetzt – auch das müsste man nachholen“, so Kemfert. Klar sei: Das alles geht nicht in der Kürze der Zeit bis zum Winter.
"Wir haben kein Stromproblem, wir haben ein Wärmeproblem!"
Im RTL/ntv-Interview macht Kemfert deutlich: "Wir haben kein Stromproblem, wir haben ein Wärmeproblem. Über die Hälfte der Gaskraftwerke produzieren ja nicht nur Strom, sondern gleichzeitig Wärme – sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen – um die geht es jetzt und die sollen kurzfristig kohlebetrieben sein.“
Doch welche Alternativen helfen? „Kurzfristig muss es darum gehen, einerseits Gas einzusparen – das ist das Wichtige. Dann gibt es ja noch Gas auf den Weltmärkten zu kaufen, und es geht darum die Speicher zu füllen! Wenn diese drei Dinge angegangen werden, sehe ich dafür keine großen Schwierigkeiten für den Winter“, so die Energieexpertin.
Erneuerbare Energien für den Winter besser nutzen!
„Sollte es Gasknappheiten geben, geht es jetzt darum, dass man eher die gasbasierten Strom- und Wärmekopplungsanlagen ersetzen muss – zumindest kurzfristig und dann existierende Kohlekraftwerke mehr auszulasten oder eben aus der Sicherheitsreserve holen“. Noch besser seien allerdings erneuerbare Energien – auch die könnten besser ausgelastet werden, erklärt Kemfert. „Wir denken hier an die nachhaltigen Biomasse-Anlagen, über die keiner spricht. Auch dort wären Verbesserungspotenziale um die 50 Prozent möglich“, so die Energieexpertin. (lwe)
Politik & Wirtschaftsnews, Service und Interviews finden Sie hier in der Videoplaylist
Spannende Dokus und mehr
Sie lieben spannende Dokumentationen und Hintergrund-Reportagen? Dann sind Sie bei RTL+ genau richtig: Ob zu Angela Merkel, zu Corona oder zu den Hintergründen zum Anschlag vom Breitscheidplatz – bei RTL+ finden Sie die richtige Reportage für Sie.