„Kill List“ sorgt für Empörung
USA gaben Taliban eine Liste mit Namen von Amerikanern und afghanischen Ortskräften

In Afghanistan sorgt eine sogenannte „Kill List“ für Empörung: Die US-Zeitschrift „Politico“ berichtet, dass die USA der Taliban in Kabul eine Liste mit Namen von amerikanischen und afghanischen Mitarbeiterin direkt in die Hand gespielt haben sollen.
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Kritik eines Mitarbeiters des US-Verteidigungsministeriums
In dem „Politico“-Bericht spricht ein Amerikaner Klartext: „Im Grunde haben sie all diese Afghanen einfach auf eine Tötungsliste gesetzt“, kritisiert der anonyme Mitarbeiter des US-Verteidigungsministerium. „Es ist einfach entsetzlich und schockierend und man fühlt sich schmutzig.“
Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag – kurz nach den Selbstmord-Anschlägen in Kabul – auf den Bericht angesprochen, bestätigte der US-Präsident Joe Biden, dass US-Streitkräfte sich mehrmals mit den Taliban koordiniert hätten, um Evakuierte sicher zum Flughafen zu bringen.
Biden wird auf die Kill List angesprochen
Biden sagte weiter, er sei nicht sicher, ob es Namenslisten gebe. „Es gab Gelegenheiten, in denen unser Militär seine militärischen Kollegen bei den Taliban kontaktiert und gesagt hat, dass dieser Bus zum Beispiel mit einer Anzahl von X Personen fährt, die aus der folgenden Gruppe von Personen bestehen. Wir möchten, dass Sie diesen Bus oder diese Gruppe durchlassen“, erklärte er und versichert dabei aber: „Also, ja, es hat solche Fälle gegeben. Meines Wissens ist in diesen Fällen der Großteil davon passiert und sie wurden durchgelassen.“
Er fügte hinzu: „Ich kann Ihnen nicht mit Sicherheit sagen, dass es tatsächlich eine Liste mit Namen gegeben hat. Vielleicht gab es sie. Aber ich kenne nicht die Umstände.“
Es gab einzelne Fälle
Emily Horne, Sprecherin des United States National Security Council, ein Gremium der Bundesexekutive der Vereinigten Staaten, wird von „Politico“ so zitiert: „Es ist bedauerlich, dass das Weiße Haus nicht um einen Kommentar oder Erklärungen zu einem so ernsten Thema gebeten wurde. Hätte ‘Politico’ uns gefragt, hätten wir die gleiche Antwort gegeben, die der Präsident heute der Nation mitgeteilt hat: Dass wir in begrenzten Fällen Informationen mit den Taliban geteilt haben, die erfolgreich Evakuierungen aus Kabul ermöglicht haben.“
Mitarbeiter des Weißen Hauses gaben demnach an, dass dieser Weg der beste sei, um die Sicherheit von Amerikanern und Afghanen zu gewährleisten und Schießereien zwischen Taliban-Kämpfern und den US-Truppen, die auf dem Kabuler Flughafen stationiert sind, zu verhindern.
Video: Gibt es eine Abschussliste?
Neue Panne in Afghanistan
Erst vor wenigen Tagen wurde berichtet, dass die Taliban in Afghanistan Jagd auf Journalisten und NATO-Mitarbeiter mache. Die Taliban würden gezielt nach Afghanen suchen, die mit den westlichen Ländern kooperiert haben.
Zuletzt hatten sich auch Mitarbeiter der britischen Botschaft in Kabul einen riesige Panne erlaubt. Sie hatten bei der Evakuierung sensible Dokumente von afghanischen Mitarbeitern liegen lassen. Wie ein Sprecher des britischen Außenministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte, konnten die Mitarbeiter und ihre Familie in Sicherheit gebracht werden. (jti)