Riesen-Panne bei Evakuierung aus Kabul
Britische Botschaftsmitarbeiter bringen Afghanen in Gefahr
Dokumente wurden zurückgelassen
Wie die Zeitung „The Times“ berichtet, haben Mitarbeiter des britischen Außenministeriums in der Botschaft in Kabul, Dokumente mit Kontaktdaten ihrer afghanischen Angestellten zurückgelassen.
Mitarbeiter versuchten sensibles Material zu vernichten
Weil Kabul so schnell erobert wurde, konnte das Evakuierungs-Protokoll nicht eingehalten werden. Zu den Dokumenten, die zurückgelassen wurden, gehörten der Name und die Anschrift eines leitenden Mitarbeiters des Botschaftspersonals in Kabul, weiterer Mitarbeiter und deren Kontaktdaten sowie Lebensläufe und Adressen von Bewerbern für Dolmetscherstellen.
„Der Abzug unserer Botschaft erfolgte in großer Eile, weil sich die Lage in Kabul verschlechterte. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um sensibles Material zu vernichten“, sagt ein Sprecher des Außenministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Papiere wurden am Dienstag von „The Times“-Reportern gefunden, als Taliban-Kämpfer an der Botschaft patrouillierten. Die Zeitung habe dem Auswärtigen Amt die Daten von drei afghanischen Mitarbeitern und deren acht Familienangehörigen übergeben. „Entscheidend ist, dass wir diese drei Familien jetzt in Sicherheit bringen konnten“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes gegenüber Reuters.
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(reuters, jti)