Krieg in Afghanistan

Wie wird das Leben für Frauen unter den Taliban?

Eine Frau interviewt im afghanischen Fernsehen einen Anführer der Taliban. Die Übertragung verblüfft, denn es handelt sich um ein aktuelles Interview von heute Morgen – also nachdem die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen haben. Beobachter gehen davon aus, dass es sich bei dem Interview nur um eine Show handelt, genau wie eine zuvor übertragene Pressekonferenz, in der die streng gläubigen Islamisten ankündigen, die Frauenrechte nicht anrühren zu wollen. Die Realität ist eine ganz andere – Angst geht um in Afghanistan, besonders bei den Frauen.

Afghanische Frauen haben große Angst

HANDOUT - 17.08.2021, Usbekistan, Taschkent: Aus Kabul evakuierte Personen warten nach der Landung mit einem Transportflugzeug Airbus A400M der Bundeswehr darauf, dass sie das Flugzeug verlassen können. Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat die Bundeswehr unter schwierigsten Bedingungen mit ihrer Luftbrücke zur Rettung von Deutschen und Afghanen begonnen. Foto: Marc Tessensohn/Bundeswehr/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Konflikt in Afghanistan: Menschen fliehen vor den Taliban.
jai, dpa, Marc Tessensohn

Tausende Menschen flüchten. Sie versuchen, auf dem Flughafen von Kabul noch den rettenden Flug in die Freiheit zu ergattern. Es sind diese Bilder und Meldungen, die gegenwärtig das Schlimmste befürchten lassen.

„Ich habe große Angst, ich fühle mich hier sehr unsicher und fürchte, dass die Taliban mich töten werden“, schildert eine Mutter aus Afghanistan RTL am Telefon. Ihre beiden Söhne sind vor einigen Jahren aus dem Land am Hindukusch geflohen und leben jetzt bei Ingrid Rupp in Bad Reichenhall und machen sich große Sorgen. So wie ihrer Mutter geht es vielen Menschen in Afghanistan.

Taliban inszenieren sich als disziplinierte Organisation

ARCHIV - 15.08.2021, Afghanistan, Kabul: Taliban-Kämpfer sitzen in einem Raum des Präsidentenpalastes. Nur wenige Stunden nach der Flucht des afghanischen Präsidenten Ghani haben Kämpfer der militant-islamistischen Taliban den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul eingenommen. (zu dpa: «Afghanischer Verein: «Es wird unter den Taliban keinen Frieden geben.») Foto: Zabi Karimi/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Konflikt in Afghanistan: Taliban inszenieren sich als moderate Organisation
RG exa, dpa, Zabi Karimi

Wie rasant sich die Verhältnisse besonders für die Frauen im Land geändert haben, musste auch CNN-Reporterin Clarissa Ward am eigenen Leib erfahren. Noch vor wenigen Tagen konnte sie sich verhältnismäßig frei in der Hauptstadt Kabul bewegen. Jetzt geht sie nur noch verschleiert auf die Straße.

Bei ihrem Einmarsch nach Kabul haben die Taliban versucht, sich als moderate, disziplinierte Kraft zu inszenieren. Eine wirklich einheitliche Organisation sind sie aber nicht. Noch ist unklar, welche Kräfte sich am Ende durchsetzen werden: die eher Moderaten oder doch die Hardliner? Der Alltag in dem Land wird sich aber in jedem Fall verändern, sagt Terrorismus-Experte Peter Neumann. „Das heißt, selbst wenn jetzt die eher Moderateren innerhalb der Bewegung drankommen, wird sich die Lage zumindest für Frauen aber auch für andere Gruppen dramatisch verschlechtern“.

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Frauenrechte unter Taliban Herrschaft praktisch aufgehoben

Taliban fighters stand guard before the Taliban spokesman Zabihullah Mujahid arrives for his first news conference in Kabul, Afghanistan on Tuesday, August 17, 2021. Taliban spokesman Zabihullah Mujahid vowed that the Taliban would respect women s rights, forgive those who resisted them, and ensure a secure Afghanistan. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY AFG2021081706 BashirxDarwish
Talibankontrolle in den Straßen Kabuls.
www.imago-images.de, imago images/UPI Photo, Bashir Darwish via www.imago-images.de

Während ihrer fünfjährigen Herrschaft zwischen 1996 und 2001 haben die Taliban Frauen ihre harte Auslegung der islamischen Rechtsprechung aufgezwungen. Frauen und Mädchen mussten ein abgeschottetes Leben führen. Ab dem Alter von acht Jahren wurde ihnen die meiste Beschäftigung sowie Bildung verboten.

Wer dagegen verstieß, wurde mit Schlägen, öffentlichen Schikanen und sogar mit dem Tod bestraft. Eine ähnliche Entwicklung befürchtet jetzt auch die ehemalige stellvertretende Frauenministerin des Landes, Hosna Jalil.

Ziel ist ein islamisches Emirat Afghanistan

In einem sind sich internationale Beobachter einig. Die Taliban sind professioneller geworden. Manche unter ihnen sind pragmatischer als die anderen. Zumindest am Anfang ihrer Herrschaft soll nicht wieder der Anschein eines wilden, zusammengewürfelten und unberechenbaren Haufens erwecken werden, wie noch vor 20 Jahren. Ein Ziel vereint aber alle Taliban. Sie wollen in Afghanistan wieder ein streng islamisches Emirat errichten. (rra)