Corona-Infektionen eindämmen
Virologe Dr. Martin Stürmer: "Vierte Impfung ist für ALLE Altersgruppen sinnvoll"
Nicht nur die schweren Verläufe bei Senioren, Schwangeren und Vorerkrankten sollten vermieden werden, Corona-Infektionen sollten generell eingedämmt werden. Das ist die Empfehlung des Frankfurter Virologen Dr. Martin Stürmer. Er rät allen zur 4. Impfung gegen Covid-19 und geht damit über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission hinaus. Wie er die anrollende Erkältungswelle einschätzt und warum gerade Kinder betroffen sind klären wir im Artikel. Im Video haben wir uns den gängigsten Erkältungsmythen gewidmet.
Virologe: Es könnten auch wieder weniger harmlose Virus-Varianten kommen
Er hält einen breiteren Einsatz der angepassten Impfstoffe für sinnvoll: Virologe Dr. Martin Stürmer beschreibt im RTL-Interview das typische Verhalten von Viren: „Sie möchten sich möglichst effektiv verbreiten – und auch wenn sie nicht denken können, sind sie clever: Sie möchten, dass der Wirt gar nicht merkt, dass er erkrankt ist.“ Daher wird das Virus harmloser, aber betrifft auch mehr Menschen, wie wir gerade überall beobachten können. Eine vierte Impfung, also die zweite Boosterimpfung, für alle, denen auch die 3. empfohlen wurde, könne die Verbreitung eindämmen.
Lese-Tipp: Geimpft, geboostert, genesen? Nur regelmäßiger Kontakt zum Virus sorgt für frische Immunität
Es sei laut Stürmer aber auch – wie bei herkömmlichen Grippeviren – nicht auszuschließen, dass es neue Varianten des Coronavirus geben kann, die „klinisch auffälliger“ sind. Das heißt, die Infektion könne bei mehreren wieder schwerer verlaufen als momentan mit der Omikron-Variante BA.5.
Viren auf dem Vormarsch - haben Sie Angst vor einer Ansteckung?
Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.
Zusätzlich zu Corona: Erkältungswelle rollt an
„Covid-19 ist nicht klassisch saisonal wie Erkältungserreger“, gibt der Virologe zu bedenken. Auch im Sommer habe das Virus sich ja bekanntermaßen weiter verbreitet, während Erkältungen jetzt ab Oktober bis zu Karneval im Februar zuschlagen würden.
Stürmers Prognose für Erkältungen in diesem Winter: Die Erkältungswelle rollt an, es werde „nicht so entspannt“ wie in den vergangenen zwei Jahren werden. „Es ist schon zu befürchten, dass wir da etwas mehr sehen werden in den nächsten Tagen.“
Erkältungswelle betrifft besonders Kleinkinder

Durch Corona-Maßnahmen wie die Maskenpflicht oder Kontaktbeschränkungen gab es in den vergangenen beiden Wintersaison wenige Erkältungen. Es kam einfach gar nicht zu der Konfrontation mit den Erregern. Wird uns das jetzt bei aufgelösten Corona-Regeln zum Verhängnis? Der Virologe gibt Entwarnung: „Unser Immunsystem ist nach zwei Jahren nicht lahmgelegt.“ Das gelte zumindest für Erwachsene, da sei die anrollende Erkältungswelle nicht so dramatisch.
Lese-Tipp: Corona, Grippe oder Erkältung? Wie Sie die Symptome richtig deuten
Schwierig sei es jedoch für Kleinkinder. Diese hätten laut Virologen „ein gewisses Defizit“, seien nicht wie üblich in den ersten Lebensjahren mit Infekten konfrontiert gewesen. Gerade bei den Kleinsten haben die Infektionskrankheiten momentan extrem stark zugenommen.
Durch Erkältung geschwächte Körper bieten Angriffsfläche für Viren
Problematisch sei – nicht nur bei Kleinkindern – auch, dass Viren oder Bakterien es leichter bei einem geschwächten Körper haben. So könne man sich leichter mit dem Coronavirus anstecken, wenn man ohnehin schon erkältet ist, so Dr. Martin Stürmer. „Der Körper ist anfälliger“, auch wenn er gegen die erste Infektion zum Beispiel mit Fieber kämpfe, könne sich leicht eine zweite Infektion draufsetzen.
Pandemie kann bald zur Endemie werden
Bei all den Befürchtungen, die der Virologe kurzfristig mit Covid-19-Erkrankungen und Erkältungserregern hat, sieht er langfristig ein kleines Licht am Ende des Tunnels. „Ich bin Optimist und denke, dass wir es im Laufe des nächsten Jahres schaffen werden, über den Übergang der Pandemie zur Endemie (Anm. der Redaktion: örtlich begrenztes Auftreten einer Infektionskrankheit) diskutieren zu können.“ (gmö)