Auf dem Weg in die Endemie

Geimpft, geboostert, genesen? Nur regelmäßiger Kontakt zum Virus sorgt für frische Immunität

 Coronavirus mit Geschäftsleuten, Coronavirus als Bedrohung für die Wirtschaft *** Coronavirus with business people, Coronavirus as a threat to the economy
Wer ist denn jetzt am besten gegen das Coronavirus geschützt (Symbolbild)?
www.imago-images.de, IMAGO/Christian Ohde, IMAGO/Christian Ohde

Der Hochsommer ist noch in vollem Gange - doch der September steht schon vor der Tür. Und damit der Beginn der Herbst- und Winterzeit. Für fast alle wird deswegen auch die Frage drängender, wie es mit der Corona-Pandemie weitergeht - auch ganz persönlich. Wie viele respiratorische Viren ist SARS-CoV-2 und die noch vorherrschende Omikron-Variante hochansteckend - und der Virus ist gekommen, um zu bleiben. Geimpft, geboostert und genesen - was schützt mich denn jetzt am besten?

Bester Schutz durch Impfung und Infektion - gilt die Formel noch?

Dr. Christoph Specht - Allgemeinmediziner und Medizinjournalist
Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht hatte bislang kein Corona.
Moritz Jansen, photoMo

Infiziert und dann geimpft. Erst einmal geimpft, dann infiziert und wieder geimpft. Zweimal geimpft und dann erst infiziert und schließlich geboostert. Einfach nur infiziert – und nie geimpft. Die Kombinationsmöglichkeiten bei Kontakten zu Antigenen des SARS-CoV-2-Virus scheinen unendlich, wenn man erst einmal beginnt, sie durchzurechnen. Für die allermeisten von uns allerdings dürfte folgende Variante gelten: Drei mal geimpft – und dann eventuell infiziert, von symptomlos bis schwerer Verlauf. Und überall auf der Welt versuchen Wissenschaftler herauszufinden, was denn den besten Schutz gibt. Mit Demografie, Stand des Gesundheitssystems und individuellem Alter kommen weitere Variablen hinzu.

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Coronaviren-Experte Christian Drosten brachte es im Herbst 2021 auf die einfache Formel: Drei Impfungen und eine anschließende Infektion – das sei das Optimum an Schutz. Im Juni-Interview mit dem Spiegel warnte er allerdings noch einmal: Von einer absichtlichen Infektion solle abgesehen werden – zu hoch sei das Risiko für Long Covid.

Für Medizin-Experte Dr. Christoph Specht bleibt diese Formel auch nach neueren Studien gültig, auch für ihn persönlich: „Ich selbst bin dreimal geimpft, hatte aber keine nachgewiesene Corona-Infektion – allerdings ich wäre froh, wenn es so wäre.“

Nur der regelmäßiger Kontakt zum Antigen sorgt für Immunität

Bei Mitstreitern des „Wer hat es denn bisher geschafft, sich nicht anzustecken“-Wettbewerbs, der in manchen sozialen Medien immer wieder stattfindet, würde Specht für diese Aussage bestimmt keinen Applaus bekommen. Theorien, die besagen, dass eine Immunität durch die Impfung besser sei als durch eine Infektion, kann der Experte aber nicht nachvollziehen: „Das entspricht nicht dem, was bei Infektionen sonst der Fall ist. Bisher war es immer so, dass eine echte Infektion eine bessere, breitere und auch länger anhaltende Immunität erzeugt hat als die Impfung.“

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Mittlerweile zählen wir in Deutschland 75 Prozent vollständig Geimpfte und insgesamt über 30 Millionen erfasste Infektionen. Warum aber werden wir das Coronavirus nicht los? Anders als etwa der Masern-Virus, bei dem es sich auch um einen respiratorischen Virus handele, mutiere das Corona-Virus zum einen häufiger und könne daher die Immunantwort immer wieder umgehen, erklärt uns Specht. Zum anderen habe aber auch nicht jedes Virus die gleiche Immunogenität – genau die bestimme jedoch, wie stark eine Antwort des Immunsystems sei. Deswegen läuft es bei dem Corona-Virus, wie bei der Grippe und beispielsweise anderen Coronaviren, darauf hinaus: Nur der regelmäßige Kontakt zum Antigen führt zu einer wenn auch zeitlich begrenzten Immunität.

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Jede Welle bringt uns dem endemischen Zustand näher

Auch Virologe Klaus Stöhr, lange Jahre Leiter des WHO-Influenza-Programms und Mitglied des Corona-Sachverständigenrats, wird nicht müde zu betonen, was sein Kollege Drosten im Spiegel-Interview sagt: „Leider ist eine Infektion langfristig aber unausweichlich.“ Nach und nach bilde sich dann „ein schleimhautspezifischer Schutz“, der „die Bevölkerungsimmunität insgesamt belastbarer“ machen werde. Die werde durch Impfungen und Infektionen „irgendwann so stark sein, dass das Virus an Bedeutung verliert“. Dann seien wir im endemischen Zustand.

Für Medizin-Experte Specht sind wir aktuell schon fast da – und die unvermeidliche neue Infektionswelle mit wahrscheinlich neuer Variante in Herbst und Winter bringt uns diesem Ziel noch etwas näher.

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