Blutige Proteste im IranEnissa Amani: "Diese Frauen sind gerade für alle Frauen der Welt auf der Straße!"
Eigentlich will Enissa Amani Menschen zum Lachen bringen. Das ist ihr Beruf als Komikerin. Doch am Dienstag (04. Oktober 2022) zeigt sich die 40-Jährige von einer ernsten, aber auch kämpferischen Seite. Sie unterstützt die Protestbewegung, die sich seit dem Tod der Iranerin Jina Mahsa Amini weltweit verbreitet. Die junge Frau war von der iranischen Sittenpolizei verhaftet worden – und starb wenige Tage später im Krankenhaus.
Mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht
Mitte September war Jina Mahsa Amini von der Sittenpolizei in Teheran festgenommen worden – weil sie ihren Hijab nicht „angemessen“ getragen habe. Sie wurde auf die Wache gebracht, wenig später kam sie ins Krankenhaus. Die offizielle Version der Polizei lautet: Die junge Frau habe Herzprobleme bekommen. Doch daran gibt es erhebliche Zweifel. So sollen die Verletzungen von Jina Mahsa Amini eher darauf hingedeutet haben, dass sie auf der Wache schwerst gefoltert worden war und deswegen eine Hirnblutung erlitten hatte.

Enissa Amani: Diese Menschen bezahlen eventuell mit ihrem Leben dafür!
Seitdem kommt es im Iran zu einer Protestbewegung, die das Land lange nicht mehr erlebt hat. Tausende gehen auf die Straße, fordern Gerechtigkeit für die Frauen, protestieren gegen die Zwangsverschleierung und gegen das iranische Regime. Und die Protestbewegung breitet sich weltweit aus – um die Frauen im Iran zu unterstützen.
Lese-Tipp: Zahlreiche Stars machen auf das Schicksal von Mahsa Amini aufmerksam
Deswegen ist auch Enissa Amani in Frankfurt dabei: „Wenn ich sehe, dass die Menschen dort auf die Straße gehen, eventuell sogar mit ihrem Leben dafür bezahlen. Kinder sind dort aktuell mutiger als manche Erwachsene, die vielleicht lieber wegschauen. Das ist eine Verantwortung, die wir haben. Nicht nur für den Iran, sondern für Menschlichkeit. Diese Frauen sind gerade für alle Frauen der Welt auf der Straße.“
Enissa Amani: Sollen wir Menschen weiterhin sterben lassen?
In der Nacht zum Montag soll es in der Scharif-Universität in Teheran zu einer Eskalation gekommen sein. Laut Medienberichten waren Sicherheitskräfte nach Protesten gewaltsam gegen Studierende vorgegangen, mehrere Professoren sollen verprügelt worden sein. Für Enissa zeigt diese Gewalt ganz klar: Wir dürfen uns jetzt nicht einschüchtern lassen. „Wenn wir jedes mal denken, dass Aufstände nichts bringen, weil sie blutig niedergeschlagen werden – das stimmt, das wurden sie oft im Iran – aber was sollen wir denn machen? Sollen wir sagen: ‘Gut, dann ist das halt so’ und Menschen weiterhin sterben lassen?“, so die 40-Jährige im RTL-Interview.

Enissa: Die Alliierten haben uns damals den Arsch gerettet - jetzt muss Deutschland reagieren!
Außenministerin Annalena Baerbock hat sich bereits hinter die iranischen Frauen gestellt, Enissa Amani fordert aber noch mehr von der deutschen Regierung: „Wenn es die Alliierten damals nicht gegeben hätte, dann würde ich jetzt hier nicht stehen und mit Ihnen reden. Da haben sich mehrere Mächte zusammengetan und haben uns hier den Arsch gerettet. Jetzt ist es zu erwarten, dass ein mächtiges Land wie Deutschland, auch entsprechend reagiert und zumindest die Handelsabkommen mit solchen Ländern kappen kann.“
Forderung in Frankfurt: Wir müssen uns einmischen!
Einfach die Augen zu verschließen, kommt für Enissa nicht in Frage. Und dieses Hinsehen fordert sie von allen: „Früher oder später wird es uns hier betreffen. Flüchtlingswellen betreffen uns doch hier. Wenn Menschen dort nicht mehr leben können und fliehen, betrifft es uns doch hier. Wir müssen uns einmischen!“ (dgö)