Urteil in Duisburg: Ex-Vereinschef muss NICHT ins Gefängnis
Sein Verein half Flüchtlingen - er haute 700.000 Euro für Luxus auf den Kopf!

Sein Verein kümmerte sich um soziale Projekte, doch der Chef ließ es krachen!
Fast 700.000 Euro hat Deniz K. für Reisen, Klamotten und andere schöne Dinge veruntreut. Das Duisburger Landgericht schickt den 41-Jährigen aber nicht wegen gewerbsmäßiger Untreue ins Gefängnis. Er wurde zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
A. überwies Vereinsgelder auf sein Privatkonto

Das Duisburger Landgericht verpflichtete ihn zudem, binnen vier Jahren 200.000 Euro Wiedergutmachung zu leisten. Der Angeklagte hatte die Taten gestanden und Reue gezeigt, was die Kammer berücksichtigt habe, sagte ein Gerichtssprecher. Zudem habe er bereits 625.000 Euro an Wiedergutmachung geleistet - zum Teil seien darin auch Steuerschulden enthalten gewesen.
492 Taten hat er über Jahre hinweg begangen, indem er sich aus der Vereinskasse bediente. Er nutzte die Kreditkarte seiner Einrichtung, um Club- und Barbesuche, Flüge oder auch Hotelaufenthalte und Luxusbekleidung zu bezahlen. Er überwies außerdem Vereinsgelder in Höhe von fast 34.000 Euro auf sein privates Konto in Luxemburg. Insgesamt hob A. knapp 45.000 Euro von Geldautomaten ab.
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Stapelweise Akten der Ermittler zeigten, dass der ehemalige Vorstandschef des Duisburger Vereins „Zukunftsorientierte Förderung“ (ZOF) seinen aufwendigen Lebensstil unberechtigt auf Kosten des Vereins finanzierte.
Das meiste ging für Reisen drauf
Zu Beginn des Verfahrens hatte die Staatsanwaltschaft jeden einzelnen Fall aufgelistet. Fast zwei Stunden habe es gedauert, bis sämtliche Punkte verlesen waren, so die „Rheinische Post“. Darunter waren demnach ein Flug nach Los Angeles, Einkaufsbummel in Saint-Tropez, Party in München. 519 Euro bei Dior, 1.968 Euro in Kitzbühel, 560 Euro bei Louis Vuitton, 884 Euro im Hyatt in Düsseldorf. Auffällig auch die Rechnung im angesagten Düsseldorfer Lokal „Reef & Beef“, wo es der Angeklagte einen Tag nach seinem 35. Geburtstag laut „Spiegel“ für 8.479 Euro krachen ließ.
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Die größten Posten:
Reisen: 152.500 Euro
Luxusklamotten: 126.500 Euro
Wohnungseinrichtung: 50.000 Euro
Mietwagen: 29.000 Euro
Kunstgegenstände: 26.000 Euro
Die Gaunereien summierten sich auf einen Gesamtbetrag von 688.650 Euro.
Fahnder prangern "nicht greifbare Verbindung zwischen Politik, Verwaltung und Verein" an
Das Geld nahm A. aus der Kasse eines Vereins, der Sozialprojekte betreute und Hilfen für Zugewanderte und Familien leistete. Die Organisation habe eng mit dem Land Nordrhein-Westfalen zusammengearbeitet, berichtet der „Spiegel“.
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Das Magazin berichtet auch von Vorwürfen der Staatsanwaltschaft an die Oberfinanzdirektion (OFD) Duisburg. Die OFD habe die Ermittlungen von Steuerfahndern blockiert, offenbar um Denis A. zu schützen, heißt es in dem „Spiegel“-Bericht.
Die Steuerfahndung habe der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, die habe „den Eindruck, dass eine bislang nicht greifbare Verbindung zwischen Politik, Verwaltung und der praktizierten Flüchtlingshilfe durch den ZOF e.V. existiert.“
„Duisburger Junge mit türkischen Wurzeln“ heiratete GNTM-Kandidatin
Das Magazin beschreibt den Werdegang des Betrügers als eine jener „Geschichten, die zu schön sind, um wahr zu sein.“ Deniz A. sei ein „Duisburger Junge mit türkischen Wurzeln“, der die Realschule ohne Abschluss verließ. Der Glanz und Glamour liebte, eine „Germanys next Topmodel“-Kandidatin heiratete.
Dessen Ehrgeiz ihn das Fachabi nachholen ließ, der als Anti-Gewalttrainer arbeitet und sich sozial engagierte. Und einen Verein zu einem Sozialdienstleister mit 1.400 Mitarbeitern ausbaute. Heute ist der Verein pleite und sein einstiger Gründer ist ein verurteilter Verbrecher.
Nach dem Richterspruch muss er jetzt jeweils bis zum Jahresende am 31. Dezember 50.000 Euro zahlen, vier Jahre lang. Das Geld bekommt der Insolvenzverwalter des Vereins. Gegen das Urteil ist Revision beim Bundesgerichtshof möglich. (uvo; mit dpa)