Kommentar zum 49-Euro-Ticket
Deutschland-Ticket erst im Mai? So schwer kann die Einführung doch nicht sein!

Kommt das 49-Euro-Ticket oder kommt es nicht? Die Einführung verschiebt sich gefühlt täglich. Januar, März, April, jetzt Mai - bald dürften die Bürger und Bürgerinnen sich fragen, in welchem Jahr das Ticket eigentlich kommt. Dabei dürfte es doch nicht so kompliziert sein, ein neues Ticket einzuführen, das ohnehin überall gilt.
Verkehrsminister will Einführung 2023
Es war das Sommermärchen 2022: Für neun Euro bequem mit Bus und Bahn durch ganz Deutschland reisen. Nicht nur war das Ticket schnell beschlossene Sache, es wurde der Bahn geradezu aus der Hand gerissen. Kein Wunder, dass die Politik einen Nachfolger will. Im Oktober wurde der Preis festgelegt: 49 Euro sollte das neue Ticket kosten. Die Finanzierung sollte zwischen Bund und Länder aufgeteilt werden. Die Einführung plante Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) für den Jahresanfang 2023.
Doch dann blockierten erst Länder, dann mäkelten die Kommunen und jetzt auch noch die Verkehrsverbünde. So sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Oliver Wolff, der „Frankfurter Allgemeinen“: Vor Mai werde es wohl nichts mit dem Günstig-Ticket. Der Grund: Administrative Regelungen, wie die Tarifgenehmigung müssten erst noch umgesetzt werden. Zudem müssten die Tarifsysteme der Verkehrsverbünde umgestellt werden. Außerdem kritisieren die Verkehrsverbünde weiterhin die Finanzierung.
Beim 9-Euro-Ticket ging Einführung in wenigen Wochen
Da fragt sich der gemeine Bürger: Kann das wirklich wahr sein?
Zunächst ist da der Punkt der administrativen Regelung und der möglichen Umstellung von Tarifsystemen. Da fragt sich der geneigte Bürger doch: Ist Deutschland tatsächlich so langsam? Muss tatsächlich ein Dreivierteljahr vergehen, bis das Ticket eingeführt werden kann? Beim 9-Euro-Ticket ging das innerhalb weniger Wochen.
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Zudem war schon im September 2022 absehbar, dass ein Nachfolge-Ticket – zu welchen Konditionen auch immer – kommen wird. Die Verkehrsverbünde können sich nicht damit herausreden, die Entwicklung nicht kommen gesehen zu haben. Kein normaler Unternehmer würde so wenig vorausschauend agieren. Aktuell fühlt es sich so an, als hätten sich die Verkehrsverbünde nicht auf ein solches Ticket vorbereitet und die technischen Voraussetzungen nicht geschaffen.

Erst einführen, dann nachjustieren
Der zweite Punkt ist die Finanzierung: Sicher, wie und wer im Staat das Ticket bezahlen soll, muss geklärt werden. Doch die Diskussion zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Verkehrsverbünden dauert viel zu lange, bringt absurde Argumente und geht an der Realität der Bürgerinnen und Bürger schlicht vorbei. Denn Tickets im Regionalverkehr sind lächerlich teuer. Eine Fahrt von Magdeburg nach Berlin kostet am den 10. Januar 22,50 Euro. Von München nach Berlin mit dem ICE kostet es am selben Tag zum Sparpreis 21,90 Euro.
Aktuell sollten die Verkehrsverbünde – und auch die Politik – das 49-Euro-Ticket als das begreifen, was es ist. Eine Entlastung in schwierigen Zeiten. Wer beispielsweise ein Abo für den Verkehrsbetrieb besitzt, der das Ruhrgebiet versorgt (VRR), würde bei einer Einführung des 49-Euro-Tickets im Mai schon 650 Euro mehr bezahlt haben. Wer tarifgebietsübergreifend unterwegs ist, etwa von Köln nach Aachen (60 Minuten Fahrt), zahlt aktuell im Abo 265 Euro – gibt also ohne das Ticket gut 1.000 Euro mehr aus.
Daher sollten Politik und Verkehrsverbünde jetzt handeln. Die Inflation und die hohen Energiepreise fressen ohnehin die Einsparungen vieler Bürger langsam aber sicher auf. Handeln ist die Devise. Der aktuelle Ansatz ist daher gut: Erst das Ticket einführen, dann gegebenenfalls nachjustieren, bei den administrativen Regelungen und im Zweifel auch beim Preis. Was beim 9-Euro-Ticket funktioniert hat, sollte auch beim 49-Euro-Ticket funktionieren. Für alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland.
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