Wie Anna-Maria Meier den Hamas-Anschlag erlebt

Deutsche Auswanderin in Tel Aviv: „Am Samstag hat sich die Welt für uns alle hier verändert“

Seit acht Jahren lebt Anna-Maria Meier in Tel Aviv und erlebt den Angriff der Hamas hautnah mit.
Seit acht Jahren lebt Anna-Maria Meier in Tel Aviv und erlebt den Angriff der Hamas hautnah mit.
RTL Nord
von Lynn Michel und Metin Turan

„Es vergeht keine Minute, wo man nicht an diese Situation gerade denkt.“
Im Schlaf überrascht der Angriff der Hamas Anna-Maria Meier und ihre Familie in Tel Aviv. Seit acht Jahren lebt die gebürtige Niedersächsin in der israelischen Stadt. Der Sirenenlärm gehöre zum Alltag dazu, doch sie merkt schnell: Dieses Mal ist alles anders!

„Es ist einfach eine Schockstarre, es ist Fassungslosigkeit.“

Am Samstagmorgen, den 7.Oktober, gegen 6.30 Uhr schrillen die Sirenen laustark durch Tel Aviv und reißen Anna-Maria Meier und ihre Familie aus dem Schlaf. Im Gespräch mit RTL erzählt sie, dass Sirenenlärm zum Alltag dazu gehöre und alle genau wissen, wie man sich dann zu verhalten haben. „Wir sind runter in den Schutzraum gegangen und haben uns danach wieder hingelegt. Dann kam die nächste Sirene, das gleiche Spiel also nochmal. Nach der dritten Sirene haben wir die Nachrichten eingeschaltet und da war klar: Da ist viel mehr passiert, als wir uns jemals hätten vorstellen können.“, erzählt sie im Gespräch per Sykpe mit RTL.

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In den Nachrichten hat Anna-Maria Meier mit ihrem israelischen Mann Videos der Hamas gesehen. „Die Hamas teilen ja sehr bewusst auch schlimme Videos über ihre Taten, um uns Angst zu machen, was sehr erfolgreich war in dem Moment und immer noch ist. Es ist einfach eine Schockstarre, es ist Fassungslosigkeit.“, erzählt Meier.

Meier schöpft Hoffnung durch großen Zusammenhalt

„Auf der einen Seite bin ich glücklich, dass meine Familie unversehrt ist und dass es uns so weit körperlich gut geht. Aber es ist immer präsent. Also es vergeht keine Minute, wo man nicht an diese Situation gerade denkt.“, sagt Meier. Gemeinsam mit ihrem israelischen Mann versucht sie, die Kinder zu schützen. Das Paar bringt sie zu Verwandten weiter nördlich im Land. Dort seien sie zurzeit sicherer. In Tel Aviv sei es zwar verhältnismäßig ruhig, trotzdem höre man immer wieder Explosionen und Sirenen. Die Regierung empfiehlt: Alle sollen sich für mindestens 72 Stunden mit Lebensmitteln eindecken.

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„Wir sind hier ein sehr, sehr kleines Land und wir sind alle miteinander verbunden, auch in unserem Herzen!“, erzählt die gebürtige Niedersächsin. Alle unterstützen sich gegenseitig und suchen weiter nach vermissten Menschen. Kleine, positive Nachrichten über gerettete Menschen geben ihnen Hoffnung.

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„Ich bin hier und bleibe auch hier.“

Meier wünscht sich für die Zukunft, dass die Welt Israel nicht vergesse. „Und ich wünsche mir, dass das Bewusstsein weiter vorherrscht, dass die Hamas eine judenhassende Oragnisation ist, mit dem einzigen Ziel, uns auszulöschen. Das ist mir ganz wichtig, dass das bleibt.“, sagt Meier.

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Außerdem hofft sie, dass das Sicherheitgefühl der Israelis wieder zurück kommt und sie irgendwann wieder normal leben können. „Am Samstag hat sich die Welt für uns alle hier verändert.“, sagt Meier. Und trotzdem verabschiedet sie sich mit den Worten: „Ich bin hier und bleibe auch hier.“