"Das hat er noch nie gemacht!"
Markus Gertz wird vom Hund gebissen - jetzt sitzt er im Rollstuhl

Dabei herrschte doch Leinenpflicht!
Markus Gertz fährt im Wald mit seinem Mountainbike. Plötzlich greift ihn ein freilaufender Hund an, beißt ihm in die Wade. Es folgt eine Tortur: 17 Operationen, unzählige Arztbesuche. Inzwischen ist der 54-Jährige arbeitsunfähig und sitzt im Rollstuhl.
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Mischling versucht immer wieder zuzubeißen
Der 21. Juni 2022 ist der Tag, der das Leben von Markus Gertz komplett auf den Kopf stellt. Der leidenschaftliche Mountainbiker ist mit seinem Rad im Wald in Revensdorf (Schleswig-Holstein) unterwegs, bereitet sich auf seinen Urlaub in den Bergen vor. Plötzlich rennt ein Mischlungshund auf ihn zu, etwas kleiner als ein Schäferhund. Er beißt Markus Gertz in den rechten Unterschenkel, immer wieder versucht er zuzubeißen. Sein Fahrrad nutzt der 54-Jährige als Schutzschild. Schließlich schafft es die Besitzerin, eine ältere Dame mit Gehhilfe, ihren Hund zurückzuziehen. „Das hat er noch nie gemacht!“, habe sich die hilflose Dame entschuldigt. Im ersten Moment scheint die Wunde für den freiwilligen Feuerwehrmann nicht dramatisch. Die Wade ist blau, Abdrücke und Löcher von den Hundezähnen sind zu sehen. Niemals hätte er mit dem, was danach passiert, gerechnet.
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Zwölf Operationen in zwölf Wochen

Seine Frau fährt Markus Gertz direkt nach dem Vorfall zum Arzt. Die Wunde entzündet sich, Antibiotika helfen nicht. Es kommt zur ersten Operation, bei der abgestorbenes Gewebe entfernt wird. Was bleibt ist ein Loch im Bein, etwa drei Zentimeter Durchmesser und vier Zentimeter tief. Auf das Loch wird eine Vakuumpumpe gesetzt, um neues Gewebe zu züchten, das Wundsekret abzusaugen und die Wunde zu verschließen. Zunächst scheint das auch zu funktionieren, das Loch wird kleiner, doch die Beschwerden bleiben. Es folgen weitere Operationen bis im Januar 2023 der Höhepunkt erreicht ist. „Da bin ich dann zwölfmal operiert worden. Immer im Wochenabstand und immer mit Vollnarkose“, erzählt Markus Gertz im RTL Nord-Interview. Das stark entzündete Gewebe muss bis zum Knochen entfernt werden, eine Hauttransplantation soll das Loch endlich schließen. Der Heilungsprozess zieht sich bis in den September, erst jetzt ist das Loch zu. Doch die nächste Baustelle lässt nicht lange auf sich warten.
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Gertz wünscht sich endlich wieder arbeiten zu können - Ärzte sind wenig optimistisch

„Im Laufe der Zeit ist mein Fuß durch die kaputten Nerven so krumm geworden, dass man das untere und obere Sprunggelenk dann versteift hat, sodass der Fuß zumindest wieder gerade ist“, berichtet Markus Gertz. Heute hat er kein Gefühl mehr im Fuß. „Das ist alles taub, teilweise der Vorfuß gelähmt, kann die Zehe nicht bewegen.“ Er leidet er an der Krankheit CRPS, einer schwerwiegenden Schmerzerkrankung. „Ich krieg ja nun im Moment hochdosiertes Schmerzmittel, da ist einem so duselig“, sagt er. Das Gefühl beschreibt er „wie besoffen sein“. Er sitzt vorrübergehend im Rollstuhl, darf das Bein in keinster Weise belasten. „Wie der Endzustand wird, das ist zurzeit überhaupt nicht absehbar“, offenbart er im Gespräch mit RTL Nord. Trotzdem gibt er die Hoffnung nicht auf und denkt positiv, auch wenn die Prognose der Ärzte nicht optimistisch ausfällt: „Kopf in Sand stecken bringt auch nichts.“ Er will auf lange Sicht wieder in seinen Job als Orthopädie-Schuhmacher zurückkehren, seit Sommer 2022 ist er krankgeschrieben. Bisher war der Weg zurück ins Berufsleben undenkbar.
Familienvater muss im Wohnzimmer schlafen
Ins Obergeschoss kommt der 54-Jährige nicht mehr. Das Wohnzimmer im Erdgeschoss ist inzwischen sein Zimmer. Nach der Hundeattacke habe sich die Besitzerin zweimal bei Markus Gertz gemeldet. Mittlerweile läuft der Kontakt nur über die Hundeversicherung. „Es war zu Anfang wirklich schwierig, da musste man wirklich um jeden Cent irgendwie betteln (...). Das funktioniert inzwischen.“ Für die nicht eingehaltene Leinenpflicht seitens der Hundebesitzerin hat er kein Verständnis. „Ich bin jetzt als Erwachsener betroffen, das ist schon doof alles. Aber da sind auch viele Kinder immer in dem Bereich. Wenn das jetzt ein Kind getroffen hätte“, überlegt er laut. Aus diesem Grund ist er auch besonders froh, dass sein 14-jähriger Sohn ihn damals nicht wie ursprünglich geplant begleitet hat. „Wer weiß, was sonst passiert wäre.“ Angst vor Hunden hat er durch den Vorfall grundsätzlich nicht. Mulmig wird ihm nur, wenn sie ohne Leine auf ihn zu kommen. Ein Gefühl, das ihn wohl noch lange begleiten wird.