Ausgemergelt und von der Krankheit gezeichnet

Minus 23 Kilo nach sechs Wochen Covid-19: Muskel-Pfleger warnt mit Instagram-Posting

Mike Schultz' Vorher-Nachher-Bild zeigt die Folgen von Covid-19
Mike Schultz' Vorher-Nachher-Bild zeigt die Folgen von Covid-19.
Instagram/thebearded_nurse, Instagram

Mike will mit dem Bild warnen

Mike Schultz ist 43 Jahre alt, durchtrainiert, muskulös. Dann steckt sich der Krankenpfleger aus San Francisco auf einer Winterparty mit dem Sars-CoV-2-Virus an und erkrankt an Covid-19. Mindestens drei Besucher der Party sterben, Schultz liegt sechs Wochen intubiert im Krankenhaus. Auf seinem Instagram-Kanal zeigt er nun, was das Virus mit seinem Körper gemacht hat. Und er warnt bei BuzzFeed News alle, die die Krankheit nicht ernst nehmen: "Es kann jedem passieren!" Seitdem geht sein Posting viral.

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„Ich konnte mein Handy nicht halten“

Vor seiner Erkrankung trainiert Mike Schultz normalerweise sechs oder sieben Mal pro Woche. Er wiegt circa 86 Kilogramm und fühlt sich topfit. Keinerlei gesundheitliche Probleme. Jetzt bringt Mike nur noch 63 Kilogramm auf die Waage - in sechs Wochen hat er 23 Kilogramm abgenommen. Als er im Krankenhaus wieder von der Intensivstation verlegt wird, denkt er, es sei eine Woche vergangen. Doch insgesamt waren es sechs. "Ich konnte mein Handy nicht halten, es war zu schwer. Ich konnte nicht tippen, weil meine Hände so stark zitterten", erzählt er.

Eine tolle Zeit auf dem Winterparty-Festival

Der 29-jährige Josh Hebblethwaite ist Mikes Lebensgefährte, er lebt in Boston. Am 16. März kam Mike dort ins Krankenhaus. Zwei Tage zuvor war er nach Boston gekommen, um seinen Freund zu treffen. Er war etwas kränklich, aber ohne Fieber. Die Woche zuvor waren beide zum Winterparty-Festival nach Miami Beach gefahren, wo Hebblethwaite einen DJ-Auftrag hatte. Tausende Menschen besuchen das LGBTQ-Festival jährlich. Auf Instagram postet Mike Bilder von sich selbst mit Freunden. Er lächelt glücklich und schreibt, dass er eine tolle Zeit hat.

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Das Virus tanzte mit

Während sie dort tanzen und Spaß haben, tanzt auch das Virus in ihren Reihen. Doch Mike und Josh haben nicht das Gefühl, gefährdet zu sein: "Es gab keine wirklichen Einschränkungen. Keine Sperren. Wir dachten nur: Nun, wir müssen uns mehr die Hände waschen und uns davor hüten, unser Gesicht zu berühren." Mindestens 38 Menschen, die an der Winterparty teilnahmen, wurden daraufhin krank. Drei Männer starben.

Sein Freund durfte sich nach Einlieferung nicht verabschieden

Nach zwei Tagen bei seinem Freund in Boston steigt Mikes Fieber auf 39,5 Grad. Er bekommt Atembeschwerden. Seine Lungen füllen sich mit Flüssigkeit. Josh fährt Mike in ein Krankenhaus. "Sie nahmen ihn sofort auf und ließen mich nicht bei ihm bleiben, ich durfte mich nicht einmal verabschieden", erzählt Hebblethwaite. Dann geht alles Schlag auf Schlag: Am ersten Tag bekommt Mike Sauerstoff durch die Nase, danach über eine Vollmaske. Dann beginnen die Ärzte mit der Sedierung.

Nach vier Wochen endlich ein Lebenszeichen

"Einer der Ärzte sagte schon früh, dass ich wahrscheinlich intubiert werden würde und das machte mich wahnsinnig", sagt er. Nach vier Tagen wird er in ein größeres Krankenhaus verlegt. Josh sorgt dafür, als Vormund eingetragen zu werden. Von nun an sind die beiden getrennt, Josh darf seinen Freund nicht mehr besuchen. Er lässt Mike über das Pflegepersonal ausrichten, dass er ihn liebt. Nach vier Wochen dann das erste Mal ein Videotelefonat: "Es war fast so, als läge er im Koma. Es war definitiv beängstigend. Aber ich war so glücklich, ihn zu diesem Zeitpunkt zu sehen."

„Wollte zeigen, dass es jedem passieren kann“

Jetzt, nach sechs Wochen Krankenhausaufenthalt, kann Schultz wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Sein Lungenvolumen kehrt allmählich zurück. "Ich dachte nicht, dass es so ernst ist, bis es richtig losging", sagte er. "Ich dachte, ich sei jung genug, dass es mich nicht beeinträchtigt, und ich weiß, dass viele Leute das denken. Ich wollte zeigen, dass es jedem passieren kann. Es spielt keine Rolle, ob man jung oder alt ist, ob man Vorerkrankungen hat oder nicht. Es kann einen selbst betreffen."

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