Aber Ältere sind häufiger infiziertCorona-Studie: Babys ansteckender als ältere Kinder

Forscher aus Kanada wollten herausfinden, wie ansteckend gerade die Kleinsten sind.
Forscher aus Kanada wollten herausfinden, wie ansteckend gerade die Kleinsten sind.
NATHANAEL KIEFER, iStockphoto, iStock

Schon seit Beginn der Corona-Pandemie ist es eine Frage, die Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit umtreibt: Wie ansteckend sind eigentlich die Kinder? Eine neue Studie aus Kanada hat sich dazu Zahlen aus dem vergangenen Jahr genauer angesehen. Die Ergebnisse verwundern nicht wirklich - weisen aber noch einmal darauf hin, wie wichtig eine Impfung vor dem kommenden Herbst und Winter für alle Eltern ist.
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25 Prozent der Infektion in Familien durch die Kinder

Babys und Kleinkinder tragen das Coronavirus seltener nach Hause als Teenager, aber sind sie einmal infiziert, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie das Virus an andere Haushaltsmitglieder weitergeben. Das ist das Ergebnis einer großen neuen Studie einer kanadischen Gesundheitsbehörde. Die Forscher hatten für dieses Ergebnis fast 6300 Haushalte in der kanadischen Provinz Ontario ausgewertet. Alle hatten eines gemeinsam: Ein Kind war als erstes positiv auf das Coronavirus getestet worden. In etwa einem Viertel der Fälle steckten die Kinder danach weitere im Haushalt an, schreiben die Wissenschaftler in der Studie, die im Fachmagazin JAMA Pediatrics erschien.

Babys und Kleinkinder sind nicht ansteckender - aber kontaktintensiv

Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren bringen das Virus dabei am häufigsten mit nachhause - und zwar in 38 Prozent aller Fälle. In nur 12 Prozent der Fälle waren die Kinder Babys oder Kleinkinder - also 3 Jahre und jünger. Allerdings war dann das Risiko einer Ansteckung von anderen Menschen im Haushalt etwa 40 Prozent höher als bei Jugendlichen. Klar: Kleine Kinder stecken sich seltener außerhalb des Haushalts an - wenn es aber doch passiert, dann sorgen sie für weitere Infektionen in der Familie. Denn Babys und Kleinkinder können sich nicht an Hygieneregeln halten und brauchen intensiven Körperkontakt zu den Eltern.

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Die Kleinsten bringen das Virus seltener mit nachhause

"Die Ergebnisse der Studie sind nicht wirklich überraschend", sagt Medizinexperte Dr. Christoph Specht. Aus der Studie gehe aber nicht hervor, dass die Kleinsten diejenigen sind, die das Virus am häufigsten in die Familien tragen. Und auch wenn sie das Virus mit nachhause bringen: "Das bedeutet nicht, dass sie automatisch ansteckender sind, denn Kinder sind auch relativ häufig asymptomatisch infiziert", so Specht. Allerdings wird das durch den intensiven Körperkontakt gerade zu den Kleinsten aufgehoben. Gefährdet sind die Kinder dadurch nicht: „Das Immunsystem von kleinen Kindern ist darauf programmiert, neue Viren abzuwehren“, sagt der Mediziner. Das zeigen auch die Zahlen und neuesten Studien.

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Heißer Herbst für ungeimpfte Eltern

Im Hinblick auf den kommenden Herbst und Winter allerdings, bei dem mit einer hohen Infektionsrate in Schulen und Kitas zu rechnen ist, könne man aus der Studie schon einen klaren Impfappell herauslesen - gerade wenn es Kinder und Jugendliche in der Familie gibt, steigt die Wahrscheinlichkeit enorm, mit dem Virus in Kontakt zu kommen. Auch der Berliner Virologe Christian Drosten betonte jetzt wieder: Ungeimpften Erwachsenen stehe ein schwieriger Herbst und Winter bevor. "Allen, vor allem allen ab 45 Jahren, ist dringend zu raten, sich sehr ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ob sie sich wirklich nicht impfen lassen wollen", sagte der Charité-Forscher. (ija)

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