„Das ist an übler Dramatik nicht zu überbieten“
Brückenexperte Martin Mertens zur Katastrophe von Baltimore

Der Brückeneinsturz wirft viele Fragen auf!
Wie konnte es passieren, dass ein Schiff eine knapp drei Kilometer lange Brücke in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) zum Einstürzen bringt? Die Polizei in den USA kann diese Frage kurz nach dem Zusammensturz am Dienstag (26. März) noch nicht beantworten. Martin Mertens, Ingenieur und Professor für Brückenbau, hat sich den schockierenden Moment im RTL-Interview genau angesehen.
Brückenpfeiler hält Aufprall nicht aus
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„Das ist an übler Dramatik nicht zu überbieten“, sagt Martin Mertens, als er sich die Bilder des Einsturzes aus den USA ansieht. Für den Professor macht die Brücke vor dem Crash keinen maroden Eindruck, doch: „die Pfeiler sind sehr sparsam, sehr filigran gestaltet worden.“
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Mertens analysiert die Szene des Aufpralls genau: „Es ist eine ganz unglückliche und ungewöhnlich Situation, in der dieses Schiff da auf die Brücke trifft, und zwar frontal auf den Pfeiler. Da sind also riesige Kräfte am Werk. Das Schiff wird sofort abgebremst auf null und der Pfeiler hält das eben nicht aus.“
Ist so Brückenkatastrophe auch in Deutschland möglich?

Dabei ist das Containerschiff nur sehr langsam auf die Brücke zu gefahren. Doch der Experte will der Verwaltung in Baltimore keine Schuld geben. Zu unwahrscheinlich sei es eigentlich, dass das Schiff den Brückenpfeiler so ungünstig trifft. Dass so ein Horror-Ereignis auch in Deutschland passieren kann, hält Mertens ebenfalls für unwahrscheinlich: „Schiffsanprall ist in Deutschland ein sehr seltenes Ereignis.“
FBI ermittelt zur Ursache in Baltimore

Warum das Schiff die Brücke rammte, ist bisher unklar. Es lägen derzeit „absolut keine Hinweise“ darauf vor, dass das Schiff die Brücke absichtlich gerammt habe, sagt der Polizeipräsident von Baltimore, Richard Worley. Auch deutet nichts auf einen terroristischen Hintergrund hin. Das FBI hat ebenfalls Ermittlungen aufgenommen.
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Mit dem Sonnenaufgang wird das Ausmaß des Kollapses erst richtig deutlich. Die Bogenstreben der Brücke, die als Teil der überregionalen Verkehrsader Interstate 695 den Hafen der Ostküsten-Metropole überspannte, ragen gerippeartig aus dem Wasser.
Brücke war knapp drei Kilometer lang
Die Francis Scott Key Bridge führt über den Patapsco River in der Metropole im Nordosten der USA. Die Brücke ist demnach benannt nach Francis Scott Key, dem Autor der US-Nationalhymne The Star-Spangled Banner, und wurde 1977 eröffnet. Die Brücke gilt als wichtiges Verbindungsstück für Autos zur Interstate-695 oder des Baltimore Beltway und hatte vor dem Einsturz vier Fahrspuren. (mit dpa)
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