35-Jähriger kassierte knapp 225.000 Euro an Anzahlungen für Hochzeitslocation
Brautpaare mies abgezockt: Spielsüchtiger Familienvater muss ins Gefängnis
Die eigene Hochzeit ist für die meisten Paare der schönste Tag im Leben. Kein Wunder also, dass vom Hochzeitskleid bis hin zur Location alles perfekt geplant sein soll. Doch für mindestens 63 heiratswillige Brautpaare aus dem Ruhrgebiet hat ein Mann diesen besonderen Tag zerstört. Und das mit einer besonders miesen Abzockmasche.
Waldemar D. hat in Waltrop (Nordrhein-Westfalen) insgesamt 227.000 Euro ergaunert, indem der Serviceleiter ohne Wissen seiner Chefin eine Party-Scheune als Event-Location vermietet hat - und zwar für die gleichen Termine an diverse Brautpaare! Lange Zeit fiel das nicht auf, weil die Veranstaltungen wegen der Pandemie ohnehin abgesagt werden mussten. Das Landgericht Bochum verdonnerte den vorbestraften 35-Jährigen nun am Mittwoch zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren.
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Brautpaare um Hochzeitsfeier betrogen - fast 230.000 Euro ergaunert
Für DEN einen Tag nehmen Verliebte gerne auch etwas mehr Geld in die Hand. Sie schweben auf Wolke sieben, alles soll perfekt sein. Waldemar D. soll genau das ausgenutzt haben.
„Der Angeklagte soll als Serviceleiter eines Betriebes ohne die Kenntnis der Inhaberin mit zahlreichen Brautpaaren Verträge abgeschlosssen haben. Über die Durchführung von Hochzeitsfeiern, obwohl er stets gewusst haben soll, dass die nie stattfinden. Er soll die Brautpaare dann jeweils angewiesen haben ihm Bargeld zu übergeben“, sagt Katja Nagel vom Landgericht Bochum zu RTL bei Prozessbeginn am 21. Juni.
Die Hochzeitsfeiern sollten in einer Party-Scheune in Waltrop bei Dortmund stattfinden. Die Chefin wusste nichts vom Betrug des Mitarbeiters. Der hat mit den Anzahlungen der Brautpaare fast 230.000 Euro kassiert - von Sommer 2020 bis zum Sommer 2021. Das Geld hat er dann für eigene Zwecke genutzt.
Knapp eine Stunde hat der Angeklagte bei Prozessbeginn erklärt, was genau passiert ist und sogar ein Geständnis abgelegt. Oft mit gebrechlicher Stimme. Dabei gab er auch zu, ein Alkohol- und Sportwetten-Problem gehabt zu haben. Das habe auch sein Privatleben belastet. Für RTL-Reporter Tobis Budde vor Ort klang das Geständnis vor Gericht glaubhaft, als der zweifache Familienvater versprach: ich werde an mir arbeiten.
Einige Brautpaare haben sogar mehr angezahlt, um dem Hof in der Corona-Krise zu helfen
Dazu wird der vorbestrafte Mann aus Selm nun genug Zeit haben. Das Gericht verurteilte Waldemar D. zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren. Die Staatsaanwaltschaft hatte vier Jahre und zehn Monate gefordert.
Richter Michael Rehaag bezeichnete den 35-Jährigen beim Urteil als „notorischen Lügner“. Dem Angeklagten sei es immer wieder gelungen, andere Menschen um den Finger zu wickeln. Für die Betroffenen habe es keine Möglichkeit gegeben, den Betrug zu durchschauen.
Einige Brautpaare hatten laut Urteil sogar deutlich höhere Beträge angezahlt, als ursprünglich vereinbart. Im Prozess war von bis zu 10.000 Euro die Rede. „Sie haben sich großzügig gezeigt, um den Hof in der Corona-Zeit zu unterstützen“, sagte der Richter.
Waldemar D. hatte auf dem Event-Bauernhof Anfang 2020 eine Festanstellung erhalten. Wenige Monate später soll er das erste Mal Geld von Brautpaaren nicht weitergeleitet haben. Inzwischen sollen sich die Hofbetreiber mit fast allen Betroffenen geeinigt haben.
Auffällig: der Angeklagte bat das Gericht, in einer Entziehungsanstalt untergebracht zu werden. Weil ihn eine Psychologin jedoch eine voll Schuldfähigkeit attestierte, wird Waldemar D. wohl in einem normalen Gefängnis untergebracht werden. (kra)