Flammeninferno in Mecklenburg-Vorpommern
Hakenkreuz-Schmierereien und Brand in Flüchtlingsunterkunft: Jetzt ermittelt der Staatsschutz
Am Mittwochabend (19.10.) brennt ein Hotel im mecklenburgischen Groß Strömkendorf lichterloh. Das Gebäude wurde seit März als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine genutzt, die Polizei vermutet das Brandstifter am Werk waren – und geht von einem politischen Hintergrund aus. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, so das Polizeipräsidium Rostock. Innenministerin Nancy Faeser reagierte entsetzt über den Brand. Doch dieser war nicht der erste Vorfall in der Einrichtung.
Faeser entsetzt: Es sei "ein großes Glück, dass alle unverletzt blieben“

„Menschen, die vor Putins Krieg bei uns in Deutschland Schutz gefunden haben, mussten aus den Flammen gerettet werden“, sagte Faeser. Der Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Groß Strömkendorf sei eine furchtbare Nachricht.
Faeser sagte: „Die Ermittlungen laufen und müssen jetzt alle Hintergründe klären.“ Sie dankte den Einsatzkräften, dass sie alle Menschen aus dem Haus retten konnten. Es „ist ein großes Glück, dass alle unverletzt blieben“, sagte die Ministerin. Polizei und Feuerwehr vermuten Brandstiftung als Ursache für das Feuer in einer von Flüchtlingen aus der Ukraine bewohnten Unterkunft.
Gebäude brennt vollständig aus
Was ist genau passiert? Eigentlich sollten 14 Geflüchtete aus der Ukraine im Hotel Schäfereck in Mecklenburg-Vorpommern Zuflucht finden und sich sicher fühlen – doch diese Illusion fand am Mittwochabend ein jähes Ende: Gegen 21:20 Uhr fängt die Außenwand des Gebäudes Feuer, ein Brandmelder schlägt an. Mitarbeiter der Einrichtung und Passanten versuchen noch die Flammen unter Kontrolle zu bringen – doch vergeblich. Schnell brennt das reetgedeckte Dach des Hotels lichterloh, dann greift der Brand auf den Dachstuhl und die Innenräume über. Letztlich wird das Gebäude völlig zerstört. „Das Dach ist gerade vor meinen Augen eingebrochen. Nur die Außenwände stehen noch“, sagte ein Sprecher des Landkreises.
Geflüchtete bleiben unverletzt

„Auch aus meiner langjährigen Erfahrung als Feuerwehrmann gehe ich derzeit davon aus, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde“, erklärte Landrat Tino Schomann. Ein Brandgutachter soll nun die genaue Ursache ermitteln. Alle Bewohner der Unterkunft und drei Mitarbeiter konnten das brennende Gebäude rechtzeitig verlassen – niemand wurde verletzt. Alle Geflüchteten, darunter auch zwei Kinder, zwei Jugendliche und eine Seniorin, konnten umgehend in anderen Einrichtungen untergebracht werden.
Ukrainer konnte nicht einmal ihre Verbindung in die Heimat retten
Nach Angaben des Leiters der Flüchtlingsunterkunft sollen die 14 Ukrainer bei dem Brand nicht nur ihren Zufluchtsort verloren haben. Auch die Handys der Menschen sollen verbrannt sein – und mit ihnen oftmals die einzige Möglichkeit, Kontakt in die Heimat, aber auch zu Freunden und Familie zu halten. Landrat Tino Schonmann bezeichnete diesen zusätzlichen Verlust als doppelte Tragödie.
Nicht der erste Vorfall an der Unterkunft
Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) wies bei einem Besuch am Brandort am Donnerstagvormittag darauf hin, dass am Montag Hakenkreuz-Schmierereien an dem Gebäude entdeckt worden seien. Laut Polizei ist aktuell jedoch noch nicht klar, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen gibt. Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) machte sich vor Ort ein Bild von der Lage und schrieb auf Twitter: „Menschen, die vor Krieg flüchten, brauchen unseren Schutz und unsere Unterstützung. Hetze und Gewalt dulden wir nicht!“
Auch der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Rostock, Michael Peters, zeigte sich bestürzt. „Jeder Angriff auf Flüchtlinge oder deren Unterkünfte ist auch eine Attacke auf unsere Grundwerte. Ein solcher Angriff ist erschütternd und nicht hinnehmbar gleichermaßen“, erklärte er. Die Ermittlungen zu dem Feuer hätten oberste Priorität.
Rund 120 Einsatzkräfte und 20 Einsatzfahrzeuge waren vor Ort – die Löscharbeiten dauerten nach Angaben der Polizei bis Donnerstagmorgen an. Die Feuerwehr ließ die Unterkunft kontrolliert abbrennen und verhinderte, dass die Flammen auf weitere Gebäude übergreifen konnten. Den Sachschaden schätzt die Polizei nach ersten Erkenntnissen auf mindestens eine höhere sechs-stellige Summe.(dpa/xas/eku)