Abschiebung in HochzeitskleidungPolizei verhaftet Bräutigam bei seiner eigenen Trauung

Österreich Bräutigam wird abgeschoben
Private Aufnahmen des glücklichen Brautpaares, kurz bevor der Bräutigam verhaftet wird (Credit: PRIVAT).
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von Anna-Lena Görgen

Es sollte der schönste Tag ihres Lebens werden...
Vor den Augen der Braut, des Standesbeamten und der Hochzeitsgäste wird ein Bräutigam auf seiner eigenen Hochzeit verhaftet. Noch in Hochzeitskleidung wird er in die Türkei abgeschoben. Jetzt macht der Anwalt der Familie den Behörden schwere Vorwürfe.
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Horror-Hochzeit in Österreich

Das Brautpaar steht unter Schock, als plötzlich die Fremdenpolizei im Standesamt auf dem Schloss Vösendorf anrückt. Kurz bevor sich das Paar dasJa-Wort“ geben kann, wird Bräutigam Hamza (26) verhaftet. Der türkische Staatsbürger lernte seine deutsche Verlobte Gundula (40) auf der Arbeit in einem kleinen Bistro in Wien kennen. Die gebürtige Deutsche arbeitete dort als Kellnerin und er als Koch.

„Ich habe sein Grinsen gesehen und gedacht, ich kenne ihn schon immer“, erinnert sich die Braut an die erste Begegnung mit ihrem Verlobten. Beide freuten sich sehr auf die Hochzeit, doch das gemeinsame Glück wird ihnen von den plötzlich auftauchenden Beamten verwehrt. Denn die glauben, dass diese Hochzeit nur stattfindet, damit der Bräutigam in Österreich bleiben kann. Gundula ist so schockiert über die Verhaftung ihres Verlobten, dass sie sich nach der geplatzten Hochzeit in psychiatrische Behandlung begeben muss. Sie bleibt nun auf den Kosten der geplatzten Feier sitzen.

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Asylantrag wurde abgelehnt

Hamza soll laut Anwalt der Braut vor seiner Verhaftung nicht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sein. Die Arbeits- und Wohnadresse des Paares wären den Behörden bekannt gewesen.Man hat die beiden in eine Falle gelockt und den schönsten Tag zunichte gemacht“, so der Rechtsanwalt Dr. Klammer. Seit gestern erklärt das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA), dass 13 Mal versucht worden wäre, Hamza festzunehmen. Doch das soll laut Gundulas Anwalt nicht stimmen.

Hamza hat seinen Asylantrag im März 2022 gestellt. In einer Mitteilung hält das BFA fest, dass der Asylantrag allerdings abgelehnt wurde. Mitte November 2023 konnte die Polizei Hamza nicht antreffen und sein Onkel erhielt die Mitteilung, dass er sich melden solle. Hamza ging zur Polizeistation und holte sich ein Schriftstück zur Rückkehrberatung ab. Zu diesem Zeitpunkt hätte er aus rechtlicher Sicht festgenommen werden und innerhalb von 72 Stunden abgeschoben werden können. Das BFA hat dies aber, laut Anwalt, nicht getan. Stattdessen wurde der Tag der Hochzeit abgewartet.

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Festgenommener Bräutigam musste Hochzeitskleidung anbehalten

Hätte Hamza Gundula geheiratet, hätte er ein sofortiges Aufenthaltsrecht erhalten. Weil dem BFA der Hochzeitstermin bekannt war, wurde die Festnahme während der Trauung als „einzige Möglichkeit" in Betracht gezogen, verteidigt sich das Amt. Eine Festnahme am Hochzeitstag soll laut Gundulas Anwalt aber schon 2018 in Zusammenhang mit einem ähnlichen Fall für illegal erklärt worden sein und wäre außerdem völlig unangebracht gewesen.

Nach der Verhaftung durfte Gundula ihren Verlobten nur 50 Minuten in der Abschiebehaft besuchen. Die von der Familie übergebene frische Kleidung wurde dem Bräutigam von den Beamten nicht gegeben. Tagelang musste Hamza seine Hochzeitskleidung tragen, bis er am Dienstag darin in die Türkei abgeschoben wird! In seinem Heimatland droht ihm jetzt der Militärdienst. Gundulas Anwalt will die Abschiebung jetzt anfechten. Ob Hamza zu seiner Verlobten zurückkehren kann, wird sich zeigen. Eine Eheschließung in der Türkei und ein anschließender Antrag, auf eine Familienzusammenführung in Österreich, sei bereits geplant.

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