Über 1000 Polizisten sind im Einsatz

Schwere Ausschreitungen bei Eritrea-Festival in Gießen - 22 Polizisten verletzt

Gewaltexzesse in Hessen!
Gießen ist erneut Schauplatz massiver Ausschreitungen rund um das Eritrea-Festival geworden. Weit über 1000 Polizisten sind im Einsatz, mehrere sind verletzt worden. Die Stadt hatte zuvor vergeblich versucht, die umstrittene Veranstaltung zu verbieten. Kritiker des Festivals sehen eine problematische Nähe zur Regierung Eritreas. Die Störer werden nach Polizeiangaben den Regimegegnern zugerechnet. Die Bilder sehen Sie im Video oben.

Verletzte Polizisten und Sachbeschädigung - Hitzige Stimmung bei Eritrea-Festival in Gießen

Zu Beginn des Eritrea-Festivals ist es am Samstag in Gießen zu den von Polizei und Stadt befürchteten Ausschreitungen gekommen. „Die Kollegen wurden massiv angegriffen, Steinewürfe, Flaschenwürfe, Rauchbomben“, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. 22 Einsatzkräfte seien unter anderem durch Steinwürfe verletzt worden, hieß es am frühen Nachmittag.

Laut dem Sprecher hätte es auch einige Schlägereien gegeben. An verschiedenen Orten in der Stadt hätten die Störer außerdem versucht, polizeiliche Absprerrungen und Zäune zu durchbrechen. Eine Gruppe von vermutlich rund 100 bis 150 Personen hätte einen Zaun an den Hessenhallen - dem Veranstaltungsort - eingerissen. Die Beamten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein, ein Wasserwerfer stand bereit. Rund 80 Personen wurden am Mittag von Polizisten festgehalten, es sollte geprüft werden, ob sie in Gewahrsam genommen werden. Es bestehe der Verdacht auf Körperverletzungsdelikte, Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung. Zuvor waren bereits 60 Personen in Gewahrsam genommen worden, 50 Platzverweise wurden erteilt. Erste Personengruppen waren bereits um 5.30 Uhr in verschiedenen Teilen von Gießen aufgefallen. Die Polizei hatte dazu geraten, das Stadtgebiet zu meiden.

Ob es auf seiten der Festival-Teilnehmer und Störer Verletzte gab und wie viele, ist bislang unklar. Die Polizei warnte auf Twitter vor mehreren Falschmeldungen im Rahmen des Festivals, wonach unter anderme eine Person ums Leben kam.

Rund 1000 Kräfte sind nach Polizeiangaben vor Ort im Einsatz. Weitere Verstärkung wurde angefordert, die Polizei rechnet bis zum Sonntag mit weiteren Störern.

08.07.2023, Hessen, Gießen: Polizisten haben vor Beginn des Eritrea-Festivals in Gießen eine Gruppe von Menschen umringt. Im Zusammenhang mit dem umstrittenen Eritrea-Festival in Gießen hat die Polizei am Samstag Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt. Mehrere Menschen hätten versucht, eine Polizeikette zu durchbrechen, teilten die Beamten auf Twitter mit. Foto: Helmut Fricke/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Polizisten setzen eine Gruppe von mutmaßlichen Störern im Rahmen des Eritrea-Festivals fest
dpa, Helmut Fricke

Stadt wollte umstrittenes Eritrea-Fest verbieten und scheiterte - Kritiker sprechen von regimetreuer Feier

Nach Darstellung des Polizeisprechers handelt es sich bei dem Festival um „eine kulturelle Veranstaltung“, die die eritreische Kultur und Traditionen feiere. „Es handelt sich um eine friedliche und familiäre Veranstaltung für Jedermann.“ Bereits im vergangenen Jahr waren jedoch Vorwürfe laut geworden, dort sollte Geld zur Unterstützung des Regimes gesammelt werden. Laut Polizeiangaben werden die gewaltbereiten Personen den Regimegegnern zugerechnet.

Die Polizei hatte sich seit Tagen auf eine Großlage in der mittelhessischen Stadt und die Anreise potenziell gewaltbereiter Gegner der Veranstaltung eingestellt. Das Festival gilt wegen seiner Nähe zur Regierung des ostafrikanischen Landes als umstritten. Bereits im August vergangenen Jahres war es bei der Vorgänger-Veranstaltung zu gewaltsamen Ausschreitungen mit verletzten Besuchern und Polizisten gekommen. Der Zentralrat der Eritreer in Deutschland als Veranstalter rechnete am Samstag und Sonntag mit jeweils etwa 2500 Besuchern. Laut Polizeiangaben waren am Nachmittag in den Hessenhallen tatsächlich rund 2000 Menschen.

Die Stadt Gießen hatte das Festival zunächst wegen Sicherheitsbedenken verboten. Dies wurde vom Gießener Verwaltungsgericht gekippt. Am Freitag bestätigte der Hessische Verwaltungsgerichtshof diese erstinstanzliche Entscheidung.

Über den Nachmittag hatte es in Gießen auch eine Kundgegen gegen das Eritrea-Festival gegeben, die laut Polizeiangaben friedlich verlief und inzwischen beendet ist. Die Lage in Gießen hat sich zum frühen Abend hin laut einem Polizeisprecher etwas beruhigt.

Das Eritrea-Fest dauert noch bis Sonntag an. (dpa; lmc)

08.07.2023, Hessen, Gießen: Polizisten kontrollieren am Rande des Eritrea-Festivals in Gießen eine Person. Im Zusammenhang mit dem umstrittenen Eritrea-Festival in Gießen hat die Polizei am Samstag Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt. Mehrere Menschen hätten versucht, eine Polizeikette zu durchbrechen, teilten die Beamten auf Twitter mit. Foto: Helmut Fricke/dpa - ACHTUNG: Die Person wurde aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Polizisten kontrollieren am Rande des Eritrea-Festivals in Gießen eine Person.
wst, dpa, Helmut Fricke
08.07.2023, Hessen, Gießen: Polizisten haben vor Beginn des Eritrea-Festivals in Gießen eine Gruppe von Menschen umringt. Im Zusammenhang mit dem umstrittenen Eritrea-Festival in Gießen hat die Polizei am Samstag Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt. Mehrere Menschen hätten versucht, eine Polizeikette zu durchbrechen, teilten die Beamten auf Twitter mit. Foto: Helmut Fricke/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Polizisten haben vor Beginn des Festivals eine Gruppe von Menschen festgesetzt.
dpa, Helmut Fricke

In dem Drei Millionen Einwohner-Staat Eritrea im Nordosten Afrikas herrscht eine Ein-Parteien-Diktatur. Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit sind stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.