Baerbock warnt vor russischer Atom-Drohung"Wer die Gefahr nicht sieht, schaut nicht auf die Realität"

Außenministerin Annalena Baerbock hat die atomaren Drohgebärden Russlands vor den Vereinten Nationen scharf verurteilt und für die Abrüstung von Nuklearwaffen geworben. Russland habe wiederholt „rücksichtslose nukleare Rhetorik“ verwendet, mit der es die Bemühungen der letzten 50 Jahre um die Eindämmung von Atomwaffen aufs Spiel setze, sagte sie am Montag in ihrer Rede bei der UN-Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags. Mit der Ukraine habe Russland ein Land ohne Atomwaffen angegriffen und damit frühere Zusicherungen „brutal verletzt“.
RTL-Moderatorin Pinar Atalay hat mit Annalena Baerbock gesprochen: Über die Angst vor einem Atomkrieg, über die Glaubwürdigkeit Putins, keinen atomaren Erstschlag führen zu wollen und über Abrüstung in Deutschland. Das ganze Interview sehen Sie im Video.
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"Wer die Gefahr nicht sieht, schaut nicht wirklich auf die Realität in unserer Welt"

„Wer die Gefahr nicht sieht, der schaut gerade nicht wirklich auf die Realität in unserer Welt.“, so Baerbock im RTL-Interview. „Aber zugleich ist genau diese Konferenz dazu da, deutlich zu machen, dass wir seit 50 Jahren einen Vertrag haben, der uns vor der schlimmsten Katastrophe bewahren soll.“

„Für uns und für künftige Generationen steht viel auf dem Spiel“

Trotz der verschärften Bedrohungslage setzte sich Baerbock für konkrete Abrüstungsschritte ein. „Ich bin hier, um die regelbasierte internationale Ordnung zu verteidigen“, sagte sie in ihrer Rede. „Für uns und für künftige Generationen steht viel auf dem Spiel.“ Für sie sei das Ziel der Konferenz ein Bekenntnis zu den Prinzipien des Atomwaffensperrvertrags.

Die Vereinbarung bildet seit mehr als 50 Jahren die Grundlage für die Kontrolle der heute noch etwa 13.000 Atomwaffen weltweit. Er besagt, dass nur die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien Atomwaffen besitzen dürfen. Die vier anderen mutmaßlichen Atommächte Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind dem Vertrag entweder nicht bei- oder wieder ausgetreten. Ziel des Vertrags ist es, die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, nukleare Abrüstung voranzutreiben und die friedliche Nutzung von Kernenergie zu fördern.

Im RTL-Interview verteidigte Baerbock, dass weiterhin US-Atomsprengköpfe in Deutschland lagern. Im Bundestagswahlkampf hatten die Grünen gefordert, sie zu entfernen. „Wir haben damals auch in der Opposition nicht gesagt, dass man so tut als gäbe es keine Atomwaffen“, so Baerbock. Man habe sich für gemeinsame Abrüstungsschritte eingesetzt.

„Leider ist die brutale Realität seit dem 24.Februar eine andere.“ Russland sei nicht an den Verhandlungstisch zur nuklearen Abrüstung gekommen und habe die europäische Friedensordnung „im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft gesprengt. Und deshalb, so bitter ist die Realität, gehört in diesen Tagen nukleare Abrüstung, für die ich hier in New York bin, zusammen mit nuklearer Teilhabe innerhalb der NATO. Weil wir leider erleben müssen, dass wir uns auf die Versprechen, die das russische Regime einmal gegeben hat, alleine nicht verlassen können.“

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