Bistro erhält Anfeindungen über Google-Bewertungen
Russischer Gastronom versteht die Welt nicht mehr
Immer mehr russischstämmige Menschen, die in Deutschland leben, bekommen den Hass gegenüber der russischen Regierung am eigenen Leib zu spüren. Sie müssen im Alltag mit Anfeindungen kämpfen, selbst wenn sie sich offen gegen den Krieg positionieren. So geht es gerade auch dem Gastronom Oleg Ismagilow. Sein Bistro „Moskau“ im hessischen Gießen wurde Opfer von Diskriminierungen im Internet. Wie er damit umgegangen ist, sehen Sie sie im Video.
Russischer Gastronom: "Wir verabscheuen den Krieg"

„Stop the war – Stop Putin“ – Das ist nur einer der Kommentare, der beim Gießener Bistro „Moskau“ unter den Google-Bewertungen landetet. Und der ist noch harmlos.
Bereits seit 2019 gibt es das kleine Lokal in Gießen, das russische Speisen anbietet.
Diskriminierung gegenüber seinem Bistro oder sich selbst musste der Besitzer Oleg Ismagilow seitdem aber noch nie erfahren. Bis vor einer Woche. Auf einmal prasselten die schlechten Bewertungen nur so rein. In den Google-Rezensionen wurden sogar Bilder vom Krieg in der Ukraine gepostet.
Der Besitzer Oleg Ismagilow ist fassungslos darüber: „Aufgrund dessen, dass wir der russischen Sprache mächtig sind oder aus Russland kommen, heißt das nicht, dass wir alle Dastehen und sagen, ja, wir wollen den Krieg. Nein, es ist halt so, wir verabscheuen den Krieg. Jeder.
Ich kenne keinen einzigen Menschen, der sagt ja, Krieg ist gut. Nein, so etwas gibt es nicht.“
Im Bistro "Moskau" arbeiten auch ukrainische Angestellte
Die schlechten Google-Bewertungen mit Kriegsinhalten sind wahrscheinlich durch den Aufruf der Hackergruppe Anonymous entstanden. Das Hacker-Kollektiv hatte Russland den Cyberkrieg erklärt und dazu aufgerufen, in den online Bewertungen von russischen Unternehmen und Restaurants Informationen zum Krieg in der Ukraine zu posten.
Der Hintergrund ist, dass die russische Bevölkerung so von der Situation in der Ukraine erfahren soll, da die russische Regierung die Berichterstattungen verfälscht und zensiert. Google Maps ist eine der wenigen Internetquellen, die kaum von der russischen Regierung zensiert werden kann.
Das Bistro „Moskau“ ist ein kleiner Familienbetrieb. Neben Oleg Ismagilows Eltern arbeiten noch drei Angestellte in dem Betrieb. Zwei davon stammen aus der Ukraine: „Wir sind hier eher ein gemischter Betrieb und führen diese derzeit verurteilte Russland-Ukraine-Beziehung. Wir verstehen uns hier gut. Wir können das. Warum können das die anderen nicht?“, so der Besitzer im Interview.
Oleg Ismagilows stellt Situation über Instagram klar
Der Gastronom entscheidet sich dafür, an die Öffentlichkeit zu gehen. In einem Instagram-Post macht er auf die negativen Bewertungen aufmerksam und schreibt dazu: „Nur weil man einen russischen Namen hat, heißt das nicht das man für Krieg ist!“ Außerdem meldet er die Kommentare bei Google. Daraufhin wurden sie gelöscht und sind jetzt nicht mehr online.
Oleg Ismagilow ist der Gang in die Öffentlichkeit schwergefallen. Er hofft darauf, dass sich die Situation nicht wiederholt: „Da habe ich sehr große Angst vor gehabt und ich befürchte es auch jetzt noch. Ich sage, was passiert, das passiert, aber wir können das nicht schweigend hinnehmen.“
Seitdem er auf seine Situation und die schlechten Kommentare aufmerksam gemacht hat, entschuldigen sich immer mehr Menschen für die Diskriminierung und wollen das Bistro „Moskau“ nun umso mehr unterstützen. Schließlich können Oleg und sein Team nichts für die aktuelle schlimme Situation in der Ukraine. (ast)