Dr. Specht klärt aufAlkohol-Mythos: Wird man tagsüber schneller betrunken als abends?

celebrating the christmas at home
Ein Sekt zum Brunch und schon ist der Schwips da: Woran liegt's?
franckreporter, iStockphoto

Ein Glas Sekt zum Weihnachtsfrühstück – und schwupps haben wir einen im Tee! So schnell, glauben viele, kommt der Schwips beim abendlichen Feierabendbier oder Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt aber nicht. Da dauert es erstmal eine Weile, bis der Alkohol im Kopf angekommen ist. Oder stimmt das gar nicht? Was ist dran am Mythos, dass wir tagsüber schneller betrunken werden als abends? Wir fragen den Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht.

Körperliche Faktoren

Laut dem Arzt und Medizinjournalisten gibt es mehrere Faktoren, die beeinflussen können, wie betrunken wir zu bestimmten Uhrzeiten sind.

Der erste Faktor stehe im Zusammenhang mit einem Enzym namens Alkoholdehydrogenase, kurz ADH. Dieses ist für den Alkoholabbau in der Leber verantwortlich, erklärt uns Dr. Specht. Das Enzym arbeite zwar die ganze Zeit, dennoch gebe es Schwankungen während des Tages. Zu welcher Uhrzeit ADH am „fleißigsten“ arbeite, sei von Mensch zu Mensch unterschiedlich. „Laut Statistik ist es zwischen fünf und sechs Uhr morgens am schwächsten. Da baut es also am wenigsten Alkohol ab.“ Dieser Unterschied sei jedoch nicht so erheblich, dass er einen großen Einfluss auf den Grad der Betrunkenheit habe, so Specht weiter.

Auch wer morgens zum Frühstück oder Brunch ein Glas Sekt trinkt, könnte sich durchaus schneller betrunken fühlen als sonst. Das liege zum einen am noch leeren Magen, zum anderen könne aber auch der hohe Kohlensäure-Gehalt im Sekt eine Rolle spielen, erklärt Dr. Specht. Es gebe erste Studien dazu, die nahelegen, dass Alkohol vom Körper durch die Kohlensäure besser aufgenommen werde. Spruchreif sei dies jedoch noch nicht.

Psychische Faktoren

Ein weiterer, viel entscheidenderer Faktor sei psychischer Natur. „Menschen bemerken den Schwips tagsüber eher und empfinden ihn vielleicht auch schneller als störend als abends“, so der Mediziner. Man sei am Tag schlichtweg sensibler dafür, wenn man sich aufgrund des Alkoholkonsums anders verhalte oder fühle als sonst. Ganz einfach, weil ein Schwips am Abend gesellschaftlich akzeptierter sei.

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