Wie geht es jetzt im Streikverlauf weiter?

ADAC zur Streik-Entwicklung: „Kollaps oder ein Riesenchaos sehen wir nicht"

Verdi und EVG machen mächtig Druck – und das bekommt ganz Deutschland zu spüren. Seit Mitternacht stehen Bahnen und Busse in den Depots, Flugzeuge sind am Boden geblieben. Vom 24-stündigen Ausstand sind Millionen von Menschen betroffen. Das große Verkehrschaos scheint, nach ersten Entwicklungen, die auch der ADAC wahrnimmt, aber vorerst auszubleiben.
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„Wer kann, ist im Homeoffice geblieben“

So wurden größere Staus im Straßenverkehr über die üblichen Behinderungen im Berufsverkehr hinaus nur vereinzelt von der Polizei gemeldet. Teils war von stockendem Verkehr die Rede, aber ohne größere Einschränkungen durch den Großstreik.

Der ADAC berichtete von deutlich mehr Verkehr und Behinderungen auf Autobahnen, ein Chaos sei am Morgen aber ausgeblieben. Rund um die Ballungsräume stocke der Verkehr zwar, „einen Kollaps oder ein Riesenchaos sehen wir aber nicht“, sagte eine Sprecherin. Aus ihrer Sicht haben die frühe Ankündigung und die Berichterstattung womöglich dafür gesorgt, dass viele Menschen sich auf den Warnstreik eingestellt hätten: „Wer kann, ist im Homeoffice geblieben.“

Auf der Schiene ist der Fernverkehr am Montag komplett und der Regionalverkehr zunächst größtenteils eingestellt. Bestreikt werden nahezu sämtliche deutsche Flughäfen. Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft sind ebenfalls betroffen. In sieben Bundesländern wird zudem der öffentliche Nahverkehr bestreikt.

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Verdi-Chef Frank Werneke betonte: „Mit dem Streiktag im Verkehrsbereich soll den Arbeitgebern noch einmal unmissverständlich klargemacht werden, dass die Beschäftigten eindeutig hinter unseren Forderungen stehen.“ Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, Karin Welge, kritisierte, die Tarifpartner hätten sich im vergangenen Jahr schon darauf verständigt, in drei Verhandlungsrunden zueinander zu kommen. „Deswegen erstaunt diese Massivität der Streiks vor der dritten Verhandlungsrunde schon deutlich“, sagte Welge im Radiosender „Bayern 2“.

Sie gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass ein Abschluss gelinge. Der Chef des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, warnte vor einer Ausweitung der Arbeitskämpfe. Die Deutsche Bahn sprach von einem „übertriebenen Streik“. Gewinner des Tages seien die Mineralölkonzerne.

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Wie geht es jetzt im Streikverlauf weiter?

Ab heute verhandeln die Gewerkschaften und Arbeitgeber im öffentlichen Dienst in Potsdam. Doch wie geht es nun bundesweit mit dem Streik weiter?

Bahn:

  • Die EVG bestreikt den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr. Der Fernverkehr wurde eingestellt, der Regionalverkehr größtenteils zumindest seit Streikbeginn. Ob am Nachmittag im Regionalverkehr einzelne Linien aufgenommen werden, hängt laut Deutscher Bahn vom Streikverlauf ab. Auswirkungen dürften auch am Dienstag zu spüren sein. Auch nicht bestreikte Privatbahnen waren betroffen, weil Beschäftigte in den Stellwerken der DB Netz streikten.

Flughäfen:

  • 380.000 Geschäfts- und Privatreisende müssen laut Flughafenverband ADV am Boden bleiben. Am größten Airport Frankfurt gab es keinen regulären Passagierbetrieb, für Montag waren ursprünglich etwa 1.170 Starts und Landungen mit rund 160.000 Passagieren geplant. In München sollten 785 Flüge ausfallen. Zum Flughafen Köln/Bonn hieß es bei Verdi: „Hier ist alles dicht.“ Dort sollten mindestens drei Viertel der Starts und Landungen ausfallen.

  • Auch in Düsseldorf wurden laut Plan Flüge annulliert. In Hamburg wurden alle 147 geplanten Abflüge gestrichen oder hoben ohne Passagiere ab. Für Hannover stand ein stark abgespeckter Flugplan online. In Bremen sollten überhaupt keine Flieger starten. Der Hauptstadtflughafen BER war nicht in den Warnstreik einbezogen. Da aber fast alle anderen Flughäfen bestreikt werden, fielen alle innerdeutschen Flüge weg. Auch in Leipzig/Halle und Dresden sind alle innerdeutschen Flüge gestrichen worden.

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Nahverkehr:

  • Erneut wird der Nahverkehr in den Bundesländern bestreikt, die direkt an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst angebunden sind. Das sind Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. Gestreikt wird zudem in Bayern, wo ein Tarifvertrag Nahverkehr verhandelt wird.

Gleich mehrere Tarifkonflikte:

  • Verdi und der Beamtenbund dbb wollten in Potsdam mit dem Bund und den Kommunen am Montag die Verhandlungen für 2,5 Millionen Beschäftigte wieder aufnehmen. Vor der dritten Runde lagen beide Seiten noch weit auseinander. Bei der EVG stehen weitere Gespräche mit verschiedenen Bahnunternehmen ab Mitte der Woche an.

  • Mit der Deutschen Bahn soll erst nach Ostern weiterverhandelt werden. An Flughäfen sind Kommunalbeschäftigte des öffentlichen Dienstes einbezogen, es geht aber auch um örtliche Verhandlungen für Bodenverkehrsdienste sowie bundesweiten Gespräche für die Luftsicherheit. (dpa/lwe)

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