„Neben mir gab es eine junge Frau, die anfing zu weinen, ganz laut“Abtreibungsgegner immer aggressiver: Schwangere werden drangsaliert - Ärztinnen bedroht

Laute Proteste, Gebete, penetrantes Bedrängen von Frauen vor Abtreibungskliniken und Hass-Mails an Abtreibungsärzte – all das ist auch in Deutschland bitterer Alltag!
Eine Ärztin und eine Betroffene schildern im Video, was sie erlebten. Die Frage ist: Werden wir immer konservativer? Und wann ändert sich auch politisch etwas – um auch den Kliniken und Ärzten mehr Handlungsspielraum bei Abtreibungen zu ermöglichen?

Abtreibung: Betroffene schildert penetrante Belagerung

Ein Kind bekommen – für manche ist das ein Wunschtraum, für andere eine Horror-Vorstellung. Gerade wenn die Schwangerschaft ungeplant kommt und sich Frauen davon überfordert fühlen, ist es jedoch meist eine Erleichterung, sich gegen das Kind zu entscheiden. Vor diesem sehr intimen Moment jedoch bedrängt und belagert zu werden, für viele ist das kaum aushaltbar.

Vor Beratungsstellen oder Kliniken, die Abtreibungen durchführen, ist das jedoch trauriger Alltag. Auch Elisabeth hat dies erlebt, als sie vor neun Jahren in München vor der Klinik von selbsternannten Lebensschützern angesprochen und angegangen wurde. „Wir sprechen von mit mir reden, in Gruppen auf mich zugehen, mich an der Schulter festhalten, mich physisch daran hindern, da rein zu gehen“, schildert sie. Elisabeth war sich sicher: Kinder kommen für sie nicht in Frage. Doch anderen Frauen setzten die Abtreibungsgegner richtig zu. „Neben mir gab es eine junge Frau, die anfing zu weinen, ganz laut.“ Auch später drinnen hätten ihr Frauen erzählt, dass sie einfach total gezittert haben und aufgeregt waren und sich geschämt haben.

Für Lebensschützer-Verbände sind Abtreibungen "egoistisches Resultat der Frauenbewegung"

Ärztin Gabie Raven führt seit 30 Jahren Schwangerschaftsabbrüche durch, im vergangenen Jahr eröffnete die Niederländerin in Dortmund eine Klinik. Sie wird offen bedroht.
Ärztin Gabie Raven führt seit 30 Jahren Schwangerschaftsabbrüche durch, im vergangenen Jahr eröffnete die Niederländerin in Dortmund eine Klinik. Sie wird offen bedroht.
RTL, RTL, RTL

Abtreibungen sind in Deutschland noch immer grundsätzlich verboten, bleiben aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. Für die Lebensschützer-Verbände ist aber selbst diese Regelung noch viel zu liberal. Für sie sind Schwangerschaftsabbrüche das egoistische Resultat der Frauenbewegung und keine Errungenschaft. „Ich glaube, es hat eine Phase gegeben oder eine Strömung der Emanzipation, die einfach überdreht hat, die diesen Schritt zu weit gegangen ist von der Selbstbestimmung und Freiheit zur Missachtung der Selbstbestimmung und Freiheit anderer und da zählt meines Erachtens die Abtreibung mit rein", sagt Alexandra Linder, Vorsitzende des „Bundesverbands Lebensrecht“ im RTL-Interview.

Diese Rhetorik kennt Gabie Raven. Die Ärztin führt seit 30 Jahren Schwangerschaftsabbrüche durch, im vergangenen Jahr eröffnete die Niederländerin in Dortmund eine Klinik. Seitdem stehen ihre Handynummer und ihre Privatadresse im Internet. Proteste und Hass-Mails gehören für sie inzwischen dazu. „Weltweit sehen wir, dass das Recht auf Selbstbestimmung, das Recht auf Abbrüche immer kleiner wird.“, erklärt sie. Angst habe sie keine, „aber die werden größer und größer und jedes Land politisch und auch in der Gemeinschaft wird man immer konservativer."

Familienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/ Die Grünen) hat eigentlich angekündigt, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das Proteste von Abtreibungsgegnern vor Kliniken verbieten soll. Passiert ist da allerdings noch nichts…

(ibü/eku)

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