Das sagt ein Arzt dazu

Letzte Chance für dicke Kinder? Abnehmspritze Ozempic wird jetzt ab 6 Jahren getestet

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Krankhaftes Übergewicht bei Kindern nimmt seit Jahren zu - kann eine Abnehmspritze helfen?
iStockphoto
von Larissa Königs

Kommt jetzt die Abnehmspritze für dicke Kinder?
Die sogenannten „Abnehmspritzen“, unter anderem Ozempic und Wegovy, erfreuen sich bereits großer Beliebtheit bei Erwachsenen. Nun wird bekannt, dass der US-Pharmakonzern Eli Lilly eine klinische Studie plant, bei der schon Kinder ab sechs Jahren das Diabetes-Medikament Mounjaro erhalten. Kann man damit das Problem immer dickerer Kinder bekämpfen? RTL hat bei einem Arzt nachgefragt.

Was gerade geplant ist

Der Pharmakonzern Eli Lilly plant eine klinische Studie, bei der fettleibige Kinder ab sechs Jahren das Diabetes-Medikaments Mounjaro verabreicht bekommen. Das berichtete Bloomberg News am Freitag. Aktuell läuft bereits eine Studie mit dem Medikament bei Kindern ab zehn Jahren mit Typ-2-Diabetes, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt.

Doch nicht nur Eli Lilly arbeitet an einer Abwehrspritze für Kinder – auch das dänische Unternehmen Novo Nordisk führt eine Studie durch, bei der das Medikament Semaglutid, das unter dem Markennamen Ozempic verkauft wird, Kindern ab sechs Jahren verabreicht wird.

Tatsächlich ist Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen weltweit ein großes Problem. Laut dem RKI ist in Deutschland unter den elf- bis 13-Jährigen jedes fünfte Kind übergewichtig. In den USA sind die Zahlen noch deutlich höher. Mit dem Übergewicht gehen auch Begleiterkrankungen der Leber oder Diabetes Typ 2 einher.

Doch sind die Abnehmspritzen wirklich eine Lösung für Übergewicht bei Kindern? RTL hat nachgefragt.

Nebenwirkungen der Abnehmspritze auf Kinder werden noch untersucht

„Grundsätzlich wirken Abnehmspritzen so, dass die Patienten, wenn sie sich die Mittel spritzen, ein geringeres Hungergefühl haben“, erklärt Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht. Konkret läuft das so: Wird ein Mittel mit einem entsprechenden Wirkstoff, etwa Semaglutid, regelmäßig unter die Haut gespritzt, reguliert es den Appetit, weil es bei bestimmten Rezeptoren im Gehirn ansetzt. Beim Essen stellt sich schneller ein Sättigungsgefühl ein. Die Patientinnen und Patienten haben weniger Hunger. „Dadurch nimmt man dann ab“, resümiert Specht.

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Dabei haben die Abnehmspritzen auch Nebenwirkungen. Zu Beginn komme es häufig zu Übelkeit. Relevanter laut Dr. Specht seien hingegen die psychischen Nebenwirkungen. So ist bereits bekannt, dass es ein erhöhtes Risiko für Depressionen gibt. „Derzeit wird auch hinsichtlich Suizidgedanken untersucht“, so der Mediziner. Ob diese Nebenwirkungen auf Kinder ebenso zutreffen, werde sich allerdings erst im Laufe der Studie herausstellen.

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„Mit diesen Abnehmspritzen umgeht man das Problem"

Fest steht, dass die größte „Nebenwirkung“ und das wichtigste Manko der Abnehmspritze auch bei Kindern Zutrage kommen wird: Sie wirkt nur so lange, wie man sie auch einnimmt. Denn sobald man sich den Wirkstoff nicht mehr spritzt, steigt auch wieder das Hungergefühl. Erwachsene oder auch Kinder essen dann wieder mehr.

„Mit diesen Abnehmspritzen umgeht man das Problem komplett. Zwar kann man ohne großen Aufwand abnehmen, solange man die Medikamente einnimmt – deswegen sind sie ja so beliebt! Aber sobald man damit aufhört, nimmt man wieder zu. Es ist also ein Medikament auf Lebenszeit, wenn man nicht auch seinen Lebensstil anpasst“, betont Specht.

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Im Video: Wichtiges zur Abnehmspritze Wegovy

Abnehmspritzen für Kinder eine dauerhafte Lösung

Dass die beiden großen Pharma-Konzerne dennoch nun an Medikamenten für Kindern arbeiten, ist nach Einschätzung des Experten wenig verwunderlich. Schließlich ist die Nachfrage bei Erwachsenen bereits gigantisch. Spritzen mit dem Wirkstoff Sematglutid sind bei Abnehmwilligen so begehrt, dass mitunter sogar die Medikamente für Diabeteskranke fehlen (RTL berichtete).

Auch Eli Lilly ist höchst erfolgreich. Der Konzern hat mit Mounjaro, das erst Anfang 2023 zugelassen wurde, bereits einen Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar erzielt.

Ob die Abnehmspritzen dauerhaft dazu führen, dass Kinder weltweit weniger übergewichtig sind? Fraglich. Dr. Specht: „Wer abnehmen möchte, sollte seine Ernährung umstellen und mehr Sport treiben.“ Abnehmspritzen für dicke Kinder sind seiner Meinung nach keine dauerhafte Lösung.