Für Übermut ist für Virologe Martin Stürmer kein Platz
Ist die 3. Corona-Welle wirklich gebrochen - oder worauf müssen wir uns einstellen?
Sommer kann gut werden - mit Lockdown bis Juni
Ein herrlicher frühsommerlicher Sonntag liegt hinter uns. Die Sonne tut uns gut - genauso wie die steigende Impfquote in Kombination mit sinkenden Infektionszahlen. Sogar Deutschlands strenger Top-Virologe Nummer 1 macht Hoffnung: "Der Sommer kann gut werden", sagt Christian Drosten wie gewohnt ganz vorsichtig. Aber gleichzeitig mahnt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, wir seien "noch nicht ganz übern Berg" - und hält sogar eine Verlängerung des Lockdowns bis Juni für möglich. Also: Wo stehen wir denn jetzt? Virologe Dr. Martin Stürmer schätzt für RTL die aktuelle Lage ein.
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Berechtigte Hoffnung, dass 3. Welle gebrochen ist
Es wird deutlich mehr geimpft, das wärmere Wetter spielt uns in die Karten und die Maßnahmen der Länder und Kommunen und die Notbremse haben funktioniert: Wir alle sehen im Moment konstante, jeweils im Vergleich zur Vorwoche deutlich fallende Zahlen, etliche Tausende Neuinfektionen weniger als im Vergleich zur Vorwoche. Das sah vor ein paar Wochen noch ganz anders aus - da war es der umgekehrte Trend.
"Ja, die Zahlen sind im Moment sehr günstig", sagt Virologe Dr. Martin Stürmer gegenüber RTL. "Und das gibt durchaus auch Anlass zu der berechtigten Hoffnung, dass wir die dritte Welle tatsächlich erst einmal hinter uns gelassen haben und uns - was die Fallzahlen angeht - auf dem absteigenden Ast bewegen." Trotzdem bestätigt der Virologe: " Wir sind noch nicht über den Berg. Wir sollten jetzt auf gar keinen Fall leichtsinnig sein und das Virus unterschätzen."
Impfresistente Variante kann noch jederzeit entstehen
Wie locker können wir und denn dann bald machen? Leichtsinnig zu werden ist für den Virologen ein schlechter Luxus. Denn: Das Virus ist noch da - und wir haben immer noch zahlreiche Neuinfizierte am Tag. "Wir dürfen nicht unterschätzen, dass Viren immer dann mutieren, wenn sie sich fleißig verbreiten können. Ohne Virusvermehrung keine Mutation - aber das ist ein rein zufälliger Prozess", erklärt der Experte uns. "Es kann immer noch eine Variante entstehen, wo der Impfstoff wenig bis gar nicht mehr wirkt. Und dann haben wir unseren Erfolg, jetzt zu greifen nah, verspielt." Deswegen mahnt auch er: Nicht zu viel auf einmal lockern, nicht zu viel auf einmal wollen. Und: "Auch als Geimpfter sollte man sich weiter an die Regeln halten." Nur wenn wir das konsequent tun, können wir wahrscheinlich etwas entspannter in den Sommer gehen.
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Noch nicht annähernd Richtung Herdenimmunität
Bei vielen Impfkampagnen in der Vergangenheit hat sich schon gezeigt: Es wird nie so sein, dass sich 100 Prozent der Bevölkerung impfen lässt. Das erklärte Ziel der Experten: „Wir brauchen so 70 bis 80 Prozent Geimpfte für eine richtige Herdenimmunität“, so Stürmer. „Damit wird es schwierig, weil wir die Kinder noch nicht impfen können, selbst wenn wir wollten.“
Und dann ist es eben auch eine individuelle Entscheidung. „Es wird immer Menschen geben, die nicht wollen, damit müssen wir in der Gesellschaft auch umgehen können.“ Im Augenblick ist es deshalb umso wichtiger, die Vorsichtsmaßnahmen weiter walten zu lassen, weil wir zurzeit noch nicht annähernd in Richtung Herdenimmunität gehen. (ija)
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